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NRT Narr Rist Türk

Freude an der Herausforderung

20 Jahre gibt es das Büro Narr Rist Türk in Marzling, einem kleinen Ort bei Freising, nun schon. Die Inhaber sind stolz, ihren Auftraggebern die gesamte Palette von Stadt-, Landschafts- und Objektplanung aus einer Hand liefern zu können. Dietmar Narr hat uns das Unternehmen vorgestellt.
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1 Die Besichtigung aktueller Projekte gehört bei Betriebsausflügen als fester Programmpunkt dazu.
1 Die Besichtigung aktueller Projekte gehört bei Betriebsausflügen als fester Programmpunkt dazu.Archiv NRT
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Der Grundstein liegt auf der Schwäbischen Alb. Genau genommen ist es gar kein einzelner Stein, sondern gleich ein ganzes Haus. Das Forsthaus nämlich. Dietmar Narr wuchs im Nachbarhaus auf und freundete sich schnell mit dem Förster an, begleitete ihn in den Wald, lernte Bäume und Natur kennen. Und so stand schon früh sein Berufswunsch fest: Ich werde Förster!

Doch ein zweiter Grundstein sollte hinzukommen, und den brachte eine junge Planerin mit. Es waren die Pläne zur Dorferneuerung, die schnell das Interesse des Schülers weckten. Da wurde das Ziel, Förster zu werden, ad acta gelegt. Der neue Berufswunsch: Landespfleger. Nach Abschluss und Bundeswehr zog es den jungen Dietmar Narr deshalb nach Weihenstephan zum Studium der Landespflege – für ihn eine sichere Bank: „Schließlich hätte ich mich hier noch leicht umentscheiden und doch Forstwissenschaften studieren können.“ Doch er blieb seinem Fach treu und arbeitete schon bald nach dem Studium in einem Landschaftsplanungsbüro.

Nach zehn Jahren im Angestelltenverhältnis wuchs aber der Wunsch nach Selbstständigkeit – etwas, das Narr bereits von seinem Vater kannte. Für ihn hieß es: Jetzt oder nie! Von seinem früheren Kommilitonen Martin Rist wusste er, dass auch dieser sich gerade im Umbruch befand, und allmählich manifestierte sich der Wunsch, gemeinsam ein Büro zu gründen. Der Dritte im Bunde wurde Markus Türk, der ebenfalls in Weihenstephan studiert hatte. „Uns wurde klar, dass wir uns perfekt ergänzen“, erzählt Narr. „Rist ist Objektplaner, Türk ist im Landschaftsbaumanagement und ich bin aus der Landschaftsökologie. So können wir alle Facetten des Berufstandes abdecken.“

„Rundum-Sorglos-Paket“

Eben dieses Gesamtpaket ist es, das das Unternehmen Narr Rist Türk auszeichnet. Bei den Kunden gelten sie als „hidden Champion“, erzählt der Landschaftsplaner schmunzelnd. Die Rolle des Planers im Hintergrund gefällt Narr. Er will nicht als Star der Branche gelten. Für ihn steht im Vordergrund, dass die Arbeit Spaß macht. Es sind vor allem die großen, umfangreichen und anspruchsvollen Projekte, die ihm besondere Freude bereiten.

An entsprechenden großen Aufträgen mangelt es nicht – vor allem für Kommunen, Bund und Länder arbeitet das Büro häufig. „Wir haben fast nur Dauerauftraggeber“, berichtet Narr. „Die genießen es, dass sie bei uns mit einem „Rundum-sorglos-Paket“ versorgt werden.“ So liefert das Büro Bebauungspläne, in die der Grünordnungsplan schon integriert ist, und den Umweltbericht und die spezielle artenschutzrechtliche Prüfung gleich mit dazu. Zielkonflikte können so direkt intern ausgeräumt werden, was den Auftraggebern Verzögerungen im Planablauf erspart.

Außergewöhnliche Auftraggeber

Das weiß auch die Bayerische Bauverwaltung zu schätzen: NRT durfte die Planungen zum G7-Gipfel bearbeiten. Die Anforderungen stellte das Bundespresseamt. Als Narr eigene Vorschläge einbrachte, musste sein Ansprechpartner mit seiner Chefin Rücksprache halten – das erschien dem Landschaftsarchitekten ungewöhnlich. „Dann habe ich nachgefragt: Wer ist denn bitte Ihre Chefin?“, erinnert er sich. „Dann sagte er: Das ist die Frau Bundeskanzlerin! Das sind schon außergewöhnliche Projekte.“

Die Mitarbeiter des Büros machen fast alle Planungen – auch solch staatstragende – selbst. Nur bei sehr speziellen Anforderungen werden Subunternehmer herangezogen – beispielsweise bei einem Projekt am Ammersee, bei dem Taucher benötigt wurden, um die Unterwasservegetation zu kartieren.

Affinität zu Skigebieten

Wasser in anderem Aggregatzustand ist schon eher in Narrs Fokus: Projekte in Skigebieten machen ihm besonders viel Spaß. Als junger Ingenieur war er bei der ersten Beschneiungsanlage dabei, die in Bayern gebaut wurde, und die Technik weckte sein Interesse. „Es war eine Herausforderung, das fachlich in den Griff zu bekommen“, erzählt er. Heute betreut das Büro fast alle Skigebiete in Bayern, bis auf wenige Ausnahmen. Da hilft es, dass viele der Mitarbeiter in ihrer Freizeit selbst gern in den Bergen sind, die Materie kennen und ihr Wissen gerne in den beruflichen Alltag einfließen lassen. „Wir bekommen die Aufträge, weil wir sie sicher abarbeiten können. Die Problemlagen. Das ist eine Besonderheit!“, sagt Narr, und man sieht ihm an, wie viel Spaß ihm die Herausforderung macht.

Den Mitarbeitern – 24 sind es inzwischen – scheint es ähnlich zu ergehen. Zumindest erklärt sich der Landschaftsarchitekt die geringe Fluktuation daraus. „Wir lassen die Leute auch machen und eigene Ideen einbringen“, ergänzt er. „Und die Softskills sind auch nicht schlecht.“ Die Softskills in Marzling, das sind vor allem die gute Bahnanbindung im Einzugsgebiet von Freising und München und die Arbeitsatmosphäre im Büro. Neben den regelmäßig organisierten Ausflügen zu Leuchtturmprojekten veranstalten die Mitarbeiter Tischtennisturniere oder kochen mittags zusammen und das nicht einmal schlecht, wenn ich den Kurkumaduft richtig interpretiere, der durchs Treppenhaus zieht.

Auch die Unternehmensgröße mag ein ausschlaggebender Faktor in Sachen Betriebsklima sein. „Wir haben eine Größe, bei der jeder jeden kennt“, findet Narr. Außerdem sind die Hierarchien sehr flach. „Es gibt eigentlich nur die Ebene ,wir drei‘ und dann alle anderen.“ Die Verantwortlichkeiten in den Projekten wechseln, und wer beim einen Auftrag zuarbeitet, mag beim nächsten eine leitende Funktion haben.

Regelmäßige Bürobesprechungen

Das Büro hat inzwischen allerdings auch eine Größe erreicht, bei der nicht jeder über alle Schwierigkeiten und Probleme bei den Projekten der anderen Bescheid weiß. Deshalb haben NRT regelmäßige wöchentliche Austauschrunden für alle eingeführt. In einer Stunde berichtet jeder über sein gegenwärtiges Projekt, über besuchte Seminare oder sonstige wichtige Neuheiten. Das Meeting ist bewusst auf 60 Minuten begrenzt, um ausschweifende Diskussionen zu vermeiden. Anschließend steht den drei Abteilungen im wöchentlichen Wechsel je eine Stunde zur Verfügung, in der neue Entwicklungen, beispielsweise gesetzlicher Natur, diskutiert werden können. Die Mitarbeiter wechseln sich hier als Referenten ab.

Für die Referate fällt den drei Büroleitern die Suche nach Freiwilligen innerhalb des Unternehmens leicht. Weniger einfach ist die Suche nach neuen Bewerbern, sollte mal eine Stelle vakant sein.

Aber Narr ist hier auf einem guten Weg: Viele der Mitarbeiter sind über Praktika ins Unternehmen gekommen – die Nähe zu Freising bietet auch hier einen echten Standortvorteil, zumal Dietmar Narr an den Hochschulen in Weihenstephan, in Osnabrück und in Nürtingen regelmäßig Gastvorträge hält. So kann er den Kontakt zu den Studierenden aufrechterhalten und potenzielle Bewerber gezielt ansprechen.

Persönlichkeit ist gefragt

Allerdings, so moniert er, seien die Bachelor-Absolventen oft noch sehr jung. Es mangele nicht einmal so sehr am Fachwissen. „Wir haben hier Bachelor-Absolventen, die das sehr gut machen“, betont der Landschaftsarchitekt. „Aber zur kompletten Ausübung unseres Berufs gehört eine gewisse Persönlichkeit dazu.“ Diese Persönlichkeit und die Erfahrung fehle den jungen Menschen nach dem Bachelorstudium noch. Mitarbeiter mit Berufserfahrung zu finden sei allerdings noch schwieriger, und so scheut sich Dietmar Narr nicht, junge Landschaftsplaner frisch von der Hochschule oder Uni einzustellen. „Wir investieren da aktiv Zeit in die jungen Leute, um aus dem Bachelor einen Projektingenieur zu machen, die Leute nachzuschleifen“, erklärt er.

Diese Arbeit sieht er auch als Investition in die Zukunft. Seine Vorgänger waren es, die die Landschaftsplanung überhaupt erst etabliert haben, die – auch in seinen ersten Jahren als Landschaftsarchitekt – noch gegen Vorurteile kämpfen mussten. Inzwischen ist die Einbindung dieser Fachdisziplin in Deutschland eine Selbstverständlichkeit. Das bedeutet aber nicht, dass die Büros sich auf dieser Sicherheit ausruhen könnten. Denn es gibt immer neue Entwicklungen, denen es zu begegnen galt, und manchmal ist auch eine komplette Neuausrichtung des Unternehmens erforderlich.

NRT war von einer solchen Entwicklung betroffen, als die Windenergie boomte. Das Büro spezialisierte sich darauf, stellte externe Biologen ein, eignete sich das umfangreiche Know-how an, bot Großvogelfunktionsraumanalysen und Großvogelkartierungen an. „Und als wir dann endlich alles zusammengehabt haben, als wir wirklich super aufgestellt waren, dann ist das Auftragssegment einfach eingebrochen“, ärgert Narr sich. Dass das Unternehmen diesen Schlag verkraften konnte, ist der Aufgliederung in die drei Abteilungen zu verdanken. Die Aufträge in Stadt- und Objektplanung fingen den Dämpfer ab und gaben der Schwesterabteilung die Möglichkeit, sich neu zu orientieren.

Herausforderung Infrastruktur

Heute sieht sich das Büro vor neuen Herausforderungen, dem Klimawandel und dem Artensterben beispielsweise. Narr will mit seinen Planungen einen kleinen Beitrag dazu leisten. „Wir machen Pflegeplanungen an Autobahnen oder Bundesstraßen“, erzählt er. „Da rümpfen andere die Nase.“ Doch diese Projekte sind es, die die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Büros sichern. „Und dann kann ich mich auch mal aus dem Becken herauswagen und irgendwo anders reinspringen. Auch ins kalte Wasser.“

So ist das Thema Umweltbaubegleitung mittlerweile ein Dauerbrenner im Büro. Anfänglich vor zirka zehn Jahren bei kleineren Projekten ausprobiert, dann jedoch gleich beim Großprojekt Ausbau A8 West München – Augsburg in zentraler Stellung im Bauablauf ausgeübt. Und so wuchs ein neues Aufgabenfeld im Büro heran, was zwischenzeitlich 10–15 % des Büroumsatzes ausmacht. Das Büro wurde daher von der Obersten Baubehörde (heutiges BayStMB) beauftragt, ein Praxishandbuch zu erstellen, und auch heute wird Narr immer wieder eingeladen, bei Fortbildungen zum Thema aus seinem Erfahrungsschatz zu berichten.

Auch der spezielle Artenschutz hat bei jedem Projekt seinen festen Platz im Planungsablauf. Hierbei ist das Ziel, die Belange nicht nur im Rahmen der Plangenehmigung, sondern auch im Bauablauf zu gewährleisten. Das führt dann auch zu Pilotprojekten wie der Beweidung von Ausgleichsflächen und Straßenbegleitflächen mit Rindern oder Schafen oder auch die praktische Umsetzung in EU-geförderten LIFE-Projekten.

Betriebsdaten

Gründung: 1998

Auftraggeberstruktur: staatliche Bauverwaltung, Kreisstädte, Städte und Gemeinden

Mitarbeiter: 24, davon 10 Objektplaner, 9 Landschaftsplaner, 4 Stadtplaner, 1 Biologin

Tätigkeitsfelder: Landschafts- und Stadtplanung (60 %), Objektplanung Landschaftsarchitektur (20 %) und Landschaftsbau Management (20 %)

Philosophie

Innerhalb unseres Büros können wir die nahtlose Zusammenarbeit auf allen Ebenen unseres Berufsfeldes ermöglichen. Das Netzwerk ist flexibel. Je nach Projektanforderung wird ein eigenständiges Team zusammengestellt, um so bestmögliche Effizienz und Qualität zu erzielen. Wichtig ist hierbei, miteinander zu arbeiten. Frühzeitig und sachlich Konflikte oder Probleme zu besprechen oder aus dem Weg zu räumen und vor Ort zu sein, wenn es darauf ankommt. Computer und Mail ersetzen nicht den persönlichen Kontakt und das Gespräch unter den Projektbeteiligten.

Weitere Infos

Über www.nrt-la.de oder nebenstehenden QR-Code gelangen Sie auf die Homepage des Büros Narr Rist Türk.

Dietmar Narr ist Landschaftsarchitekt BDLA und Stadtplaner. Derzeit absolviert er eine Fortbildung zum Moderator für Stadtentwicklung und hält Gastvorlesungen zum Thema Umweltbaubegleitung an verschiedenen Hochschulen.

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