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Landcare Europe

Neu gegründeter Dachverband für Landschaftspflege stellt sich vor

Nach 15-jähriger Vorarbeit wurde am 7. Juni 23 im Europäischen Parlament in Brüssel unter der Anwesenheit von 80 Teilnehmenden aus 19 Ländern eine lange bestehende Vision Wirklichkeit: Der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) e.V. gründete im Schulterschluss mit Verbänden aus Belgien, Frankreich, Italien, Irland, Kroatien, Litauen, Luxemburg, den Niederlanden, Spanien und Rumänien den europäischen Landschaftspflege-Dachverband Landcare Europe e.V.

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Führungsteam von Landcare Europe am Gründungstag vor dem Europäischen Parlament in Brüssel: (v.l.n.r.) Simona Colombo (Legambiente Lombardia, Italien), Maria Noichl MdEP (DVL, Deutschland), Concha Salguero (Trashumancia y Naturaleza, Spanien) 
Führungsteam von Landcare Europe am Gründungstag vor dem Europäischen Parlament in Brüssel: (v.l.n.r.) Simona Colombo (Legambiente Lombardia, Italien), Maria Noichl MdEP (DVL, Deutschland), Concha Salguero (Trashumancia y Naturaleza, Spanien) Michele Maggi
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Der Verband repräsentiert über >250 regionale Landschaftspflegeorganisationen (LPV) mit mehr als 2000 Mitarbeitenden in elf EU-Ländern. Zusammen arbeiten sie mit über 100.000 Landwirtinnen und Landwirten und 600 Politikvertretern für den Erhalt und die Entwicklung von artenreichen Kulturlandschaften. Zur Spitze des Verbandes wurde die deutsche EU-Parlamentsabgeordnete Maria Noichl, die Spanierin Concha Salguero und die Italienerin Simona Colombo als gleichberechtigte Stellvertretende gewählt. Im Vorstand sind weiterhin Repräsentanten aus Irland, Litauen, den Niederlanden und Ungarn vertreten.

Welche Ziele verfolgt Landcare Europe?

Als europäischer Dachverband konzentriert sich Landcare Europe auf drei Tätigkeitsfelder:

  1. Wissensaustausch, zwischen Regionen & Ländern, vor allem in den Bereichen Landwirtschaft, Naturschutz, Verwaltung, Politik, Forschung und Tourismus.
     
  2. Politische Umsetzung von EU-Strategien, zum Beispiel den Green Deal, die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), die Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) oder die „Farm to Fork“-Strategie.
     
  3. Unterstützung der Gründung von neuen Landschaftspflegeorganisationen und Dachverbänden in den Mitgliedstaaten.

Wie arbeitet Landcare Europe mit der Landwirtschaft zusammen?

Landschaftspflegeverbände unterscheiden sich von reinen Naturschutz- oder Landwirtschaftsverbänden. Maria Noichl, Vorsitzende des DVL und von Landcare Europe, beschreibt die Landschaftspflegeverbände als „erfahrene, praxiserprobte Brückenbauer“. Durch die freiwillige Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunen arbeiten sie konsensorientiert. Sie verhelfen der Landwirtschaft zu einer breiteren gesellschaftlichen Anerkennung und einem Einkommen für gezielte Umweltleistungen. Die Schlüsselfaktoren für erfolgreichen kooperativen Naturschutz – bei dem Menschen und nicht nur die Natur im Mittelpunkt stehen – hat der Verband in einer Broschüre veröffentlicht.

Wie unterstützt Landcare Europe die Umsetzung europäischer Ziele?

Auf der Gründungskonferenz diskutierten Netzwerkvertretende mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments und der Kommission, wie Landschaftspflegeaktivitäten zu relevanten Umwelt- und Landwirtschaftszielen der Europäischen Union beitragen. Im Mittelpunkt standen Empfehlungen für die zukünftige GAP. Die beteiligten Verbände unterstrichen ihre Forderung nach einem naturverträglichen, „enkeltauglichen“ europäischen Agrarsystem, das gesunde Lebensmittel und Ökosystemdienstleistungen liefert, mit deren Produktion landwirtschaftliche Betriebe auch ausreichend Einkommen erzielen können.

Humberto Delgado Rosa, Direktor für Biologische Vielfalt der Generaldirektion Umwelt (DG ENV), mit deren Unterstützung das Netzwerk etabliert wurde, betonte, dass Landschaftspflegeverbände mit ihren Praxiserfahrungen vor Ort sehr willkommen sind, um zur Umsetzung der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 und der Entwicklung der Natura-2000-Gebiete beizutragen. Deswegen habe die Kommission die Etablierung des Netzwerks finanziell unterstützt und somit geholfen, der Zusammenarbeit durch die Eintragung als gemeinnützigen Verein mehr Bedeutung zu verleihen.

Welche praktischen Themen bearbeitet Landcare Europe?

Wie können Weidetierhaltende im Umgang mit großen Beutegreifern wie Bär oder Wolf unterstützt werden? Wie lassen sich wichtige Flächen für Natur- und Klimaschutz, wie Moorstandorte großflächig vernässen? Wie kann eine Kooperation mit der Landwirtschaft erfolgreich gestaltet werden? Wie können regionale Wertschöpfungsketten aufgebaut werden, um umweltverträglich produzierte Lebensmittel und Produkte gewinnbringend vermarkten zu können?

Diese Fragen beschäftigen Landschaftspflegeverbände über Landesgrenzen hinweg. Oft lässt sich eine Lösung nicht im Heimatland finden, aber vielleicht in einem Partnerland, das in der gleichen biogeografischen Region liegt und ähnliche naturräumliche, landwirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen hat?

Die Mitglieder tauschen sich zu Maßnahmen, zwischenmenschlichen Vorgehensweisen und Leuchtturmprojekten aus und übertragen die Ideen auf landwirtschaftliche Betriebe ihrer Heimatregion. Die notwendigen Rahmenbedingungen dafür spiegeln sie in die Politik.

Der deutsche EU-Parlamentsabgeordnete Norbert Lins, Vorsitzender des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung (AGRI), erklärte bei der Gründungskonferenz: „Landschaftspflegeorganisationen kennen die Schlüsselfaktoren für erfolgreichen Agrarnaturschutz. Ihre Empfehlungen, die auf jahrzehntelanger Praxiserfahrung in allen Teilen Europas basieren, müssen wir bei Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik berücksichtigen.“

Wer kann Mitglied werden?

Landcare Europe bietet zwei Formen der Mitgliedschaft an, für ordentliche Mitglieder („Members“) und Fördermitglieder („Friends“). Ordentliche, stimmberechtigte Mitglieder können Nicht-Regierungsorganisationen und gemeinnützige Organisationen werden, die sich mit den Werten und Zielen des Netzwerkes identifizieren können und ebenfalls in einem kooperativen Ansatz mit Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunen arbeiten. Entscheidend dabei ist, dass sie nicht als reine Naturschutzorganisationen agieren. Fördermitglieder können neben Einzelpersonen auch andere europäische (Dach-)Verbände oder Netzwerke werden. Mitglieder, die Landcare Europe vertreten, bleiben in ihren eigenen Aktivitäten unabhängig.

Ziel des Netzwerkes ist es, Landcare Europe auf alle europäischen Länder auszuweiten, da die Herausforderungen zu Biodiversität, Klima-, Boden- und Gewässerschutz nicht an Landesgrenzen enden.

Weitere Informationen: www.landcare-europe.org.

Kurzvideo: „What is Landcare Europe?” Landcare Europe - the network that brings together agriculture, nature conservation and communities

Broschüre: Cooperative nature conservation to benefit people – Preserving and fostering our agricultural heritage landscapes with farmers, conservationists and political decision makers.

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