Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Landesprogramm

Biologischer Klimaschutz in Schleswig-Holstein

Seit 2020 setzt Schleswig-Holstein mit einem eigenen Landesprogramm einen Schwerpunkt auf den biologischen Klimaschutz. So sollen unter anderem die Potenziale von Mooren und Wäldern für den Klima- und Biodiversitätsschutz genutzt werden.

Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Vernässungsprojektes im Herrenmoor
Vernässungsprojektes im HerrenmoorStiftung Naturschutz Schleswig-Holstein
Artikel teilen:

Biologischer Klimaschutz setzt den Fokus auf die Wiederherstellung, die Stärkung und den Schutz natürlicher Kohlenstoffsenken, also Ökosystemen, die den Eintrag von CO2 in die Atmosphäre reduzieren beziehungsweise CO2 der Atmosphäre entziehen und langfristig speichern. Zu den natürlichen Kohlenstoffsenken zählen zum Beispiel Moore, Wälder oder auch Seegraswiesen. In einem intakten Zustand leisten diese Ökosysteme nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Sie sind auch ein wichtiger Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Der biologische Klimaschutz bringt also Mehrwerte für Klima und Biodiversität.

Die Bedeutung des biologischen (beziehungsweise natürlichen) Klimaschutzes für die Erreichung der gesetzten Klima- und Biodiversitätsziele wurde auch von der Politik erkannt. Im März 2023 hat die Bundesregierung das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz verabschiedet, welches das Potenzial der natürlichen Kohlenstoffsenken für den Klima- und Biodiversitätsschutz in Deutschland aufgreift. 1

Schleswig-Holstein hat bereits 2020 im Rahmen der Landesbiodiversitätsstrategie „Kurs Natur 2030“ ein Programm zum „Biologischen Klimaschutz durch Moorschutz und Neuwaldbildung“ (BiK-Programm) aufgelegt. 2

Das BiK-Programm verfolgt das Ziel, bis 2030 bis zu 717.500 t CO2-Äquivalente pro Jahr (Äq./a) einzusparen. Um dies zu erreichen, sollen in drei Handlungsfeldern Maßnahmen des biologischen Klimaschutzes umgesetzt werden. Neben der Reduktion von Treibhausgasemissionen werden durch die Maßnahmen auch wertvolle Ökosysteme wiederhergestellt. Die Handlungsfelder beinhalten die Vernässung von Moorböden, die Naturwaldneubildung und den Waldumbau auf Moorböden einschließlich der Waldmoore sowie die Umwandlung von Acker in Dauergrünland.

Das Handlungsfeld der Moore birgt das größte Potenzial zur Einsparung von Treibhausgasen (THG) im Rahmen des biologischen Klimaschutzes. In diesem Bereich sollen bis 2030 bis zu 700.000 t CO2-Äq./a eingespart werden.

Schleswig-Holstein zählt mit rund 130.000 ha Hoch- und Niedermooren zu den moorreichsten Bundesländern Deutschlands. Der Großteil der Moore wird seit Jahrzehnten für die landwirtschaftliche Nutzung entwässert. Durch die Entwässerung zersetzt sich der Torf und THG-Emissionen werden freigesetzt. In Schleswig-Holstein machen die THG-Emissionen aus entwässerten Moorböden einen wesentlichen Teil der landesweiten Emissionen aus. Durch die Vernässung der entwässerten Moorböden können diese THG-Emissionen deutlich reduziert und mittelfristig die natürliche Senkenfunktion der Moore wiederhergestellt werden. Zudem werden wertvolle Lebensräume renaturiert.

Eine wichtige Partnerin bei der Umsetzung des biologischen Klimaschutzes im Moor ist die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein (SNSH). Sie verfügt zum einen über jahrzehntelange Erfahrung im Bereich des Moorschutzes. Zum anderen hat die SNSH über die Zeit rd. 29.400 ha Moorböden (inklusive Randflächen) für den Naturschutz und biologischen Klimaschutz gesichert. Auf diesen Flächen wurden und werden Vernässungsprojekte erfolgreich umgesetzt. Im Rahmen des BiK-Programms sollen bestehende Vernässungsprojekte optimiert und neue Vernässungprojekte entwickelt und realisiert werden.

Eine Grundvoraussetzung dafür ist die Flächenverfügbarkeit. Für erfolgreiche Vernässungsprojekte werden arrondierte Gebiete benötigt. Aufgrund der großen Nachfrage nach Flächen aus den Bereichen Landwirtschaft, Erneuerbare Energien und Siedlungsinfrastruktur wird es zunehmend schwerer, Flächen für den biologischen Klimaschutz zu sichern.

Im Rahmen des BiK-Programms wurde das Klimapunkte-Verfahren entwickelt, um FlächeneigentümerInnen einen zusätzlichen finanziellen Anreiz für die Bereitstellung der Moorfläche für den biologischen Klimaschutz zu bieten. Beim Klimapunkte-Verfahren wird der Wert einer Moorfläche aus deren Klimaschutzpotenzial abgeleitet. 3 Der Ökosystemdienstleistung „Vermeidung von THG-Emissionen“ wird ein monetärer Wert zugeordnet. Dadurch erhöht sich der Wert der Moorfläche. Die Teilnahme am Klimapunkte-Verfahren ist freiwillig.

Ein Beispiel für ein Vernässungprojekt im Rahmen des BiK-Programms ist das Herrenmoor im Kreis Steinburg. Auf einer ca. 270 ha großen Projektfläche, die sich überwiegend im Eigentum der SNSH und des Kreises Steinburg befindet, wurde 2021 mit der Umsetzung umfangreicher Vernässungsmaßnahmen begonnen. Das Gebiet weist zum Teil Vorkommen hochwertiger Hochmoorlebensräume mit artenreichen Torfmoosgesellschaften, Vorkommen der Moorlilie und einer großen Population der Kreuzotter auf, die durch die langjährigen Schutzbemühungen erhalten werden könnten. Mit den jetzt begonnen Maßnahmen soll die großflächige Wiederherstellung intakter Hochmoorbiotope auf Grünlandbrachen und anderen degenerierten Standorten erreicht werden. Im ersten Projektabschnitt wurden bereits 75 ha vernässt. Die Vernässung des nächsten Projektabschnitts, der auch eine aufgegebene Hofstelle umfasst, beginnt im Herbst 2023.

Das zweite Handlungsfeld beinhaltet die Naturwaldneubildung und den Waldumbau auf Moorböden sowie die Vernässung von Waldmooren. Insbesondere durch das Pflanzenwachstum binden Wälder CO2 aus der Atmosphäre und speichern dies langfristig im Holz. Durch Maßnahmen des biologischen Klimaschutzes sollen in diesem Bereich bis 2030 bis zu 12.700 t CO2-Äq./a eingespart werden. Um die Ziele des BiK-Programms zu erreichen, sollen jährlich 125 ha Naturwald geschaffen werden. Ein Naturwald zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass bis auf die sogenannte Durchforstung direkt nach der Aufforstung keine forstwirtschaftliche Bearbeitung oder Nutzung erfolgt. Durch Waldumbaumaßnahmen soll zudem die Klimaresilienz der Wälder in Schleswig-Holstein gestärkt werden. Durch die Vernässung von Waldmooren sollen ebenfalls THG-Emissionen vermieden werden. Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der SNSH und den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten AöR.

Das dritte Handlungsfeld befasst sich mit der dauerhaften Umwandlung von Acker in extensiv genutztes Dauergrünland auf Moorböden. Allein durch die Umwandlung können bereits THG-Emissionen eingespart werden. Durch eine Anhebung der Wasserstände auf den Dauergrünlandflächen kann die Einsparung gesteigert werden. Insgesamt sollen hier bis 2030 5.000 t CO2-Äq./a vermieden werden. Die Umwandlung von Acker in Dauergrünland wird im Rahmen des Vertragsnaturschutzes gefördert.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren