
Wie sieht der perfekte Tümpel aus?
Amphibien sind Landtiere, können sich aber nur im Wasser fortpflanzen. Am liebsten leben sie in und an Kleingewässern. Doch dieser Lebensraum wird immer seltener. Wer Amphibien schützen will, muss daher auch Tümpel und Teiche erhalten, aufwerten oder neu anlegen. Doch wie sieht er aus, der Amphibientümpel, in dem sich möglichst viele Arten wohlfühlen? Forschende haben in einer europaweiten Studie ermittelt, welche Faktoren eine hohe Amphibienvielfalt in Kleingewässern begünstigen.
von Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)/Redaktion erschienen am 04.04.2025Ein Teich oder Tümpel ist per Definition ein stehendes Gewässer mit einer Wasserfläche von weniger als 5?ha. In Deutschland werden künstlich angelegte Kleingewässer meist als Teiche (deren Wasserstand in der Regel regulierbar ist) und natürlich entstandene Kleingewässer als Tümpel oder Weiher bezeichnet. Diese machen weltweit schätzungsweise mehr als 30?% der Binnengewässerfläche aus. Sie haben in den letzten Jahren besonders unter Wassermangel gelitten. Europaweit verzeichnen sie historische Tiefstände, viele trocknen dauerhaft aus. Für Amphibien, die an Land und im Wasser leben, sind sie kleine Oasen. „Doch Wassermangel, zunehmender Nutzungsdruck auf die umgebende Landschaft und der Klimawandel mit seinen Wetterextremen setzen diesen Ökosystemen und damit auch den Amphibien, die auf sie angewiesen sind, stark zu“, erklärt IGB-Direktor Prof. Dr. Luc De Meester, Mitautor der Studie.
In der Gesamtheit der untersuchten Gewässer wurden dreißig verschiedene Amphibienarten nachgewiesen. Die durchschnittliche Anzahl der Arten pro Gewässer betrug drei Arten, wobei Spanien den höchsten durchschnittlichen lokalen Reichtum mit rund fünf Arten aufwies und das Vereinigte Königreich den niedrigsten, mit rund zwei Arten. Einige Arten waren auf ein einziges Land beschränkt, wobei Spanien die höchste Anzahl einzigartiger Arten aufwies (9), gefolgt von der Türkei (5), der Schweiz (1) und Deutschland (1).
Die häufigste Art war der Teichmolch (Lissotriton vulgaris), die in 41,8?% aller Kleingewässer der untersuchten Länder vorkam, gefolgt vom Nördlichen Kammmolch (Triturus cristatus, 30,4?%), der Erdkröte (Bufo bufo, 27,9?%) und dem Grasfrosch (Rana temporaria, 25,4?%).
Die höchste Vielfalt an Amphibienarten fanden die Forschenden in Kleingewässern mit wenig Nährstoffen, ohne Fische, von mittlerer Größe, mit flachem Wasser und ausgeprägter Uferbepflanzung. Teiche, die in Schutzgebieten liegen, wiesen einen etwas höheren Amphibienartenreichtum auf. Mit den folgenden Maßnahmen lässt sich also durch Berücksichtigung der lokalen Faktoren ein artenreicher Amphibienteich gestalten:
- Nährstoffbelastung reduzieren: Wenn viele Nährstoffe im Wasser vorhanden sind, können Algen besonders gut wachsen. Nährstoffbelastungen in Teichen können den Artenreichtum von Amphibien verringern, indem sie die Überlebensrate von Eiern und Larven reduzieren, den Fortpflanzungserfolg verringern und die Anfälligkeit für Krankheiten erhöhen. Daher sollten sich Managementoptionen zur Erhöhung des Amphibienartenreichtums auf die Umsetzung von Maßnahmen zur Verringerung der Nährstoffbelastung und auf ein Viehmanagement konzentrieren, welches den Zugang von Weidetieren zu den jeweiligen Gewässern einschränkt.
- Die optimale Teichfläche und -tiefe: Teichfläche und -tiefe sind ebenfalls wichtige Faktoren für den Amphibienreichtum. Die Ergebnisse zeigen, dass der höchste Artenreichtum in mittelgroßen (200–2.500?m2) und flachen (weniger als 1,5?m tief) Gewässern beobachtet wurde. Dieses Muster könnte darauf zurückzuführen sein, dass kleinere und flachere Teiche mit höherer Wahrscheinlichkeit austrocknen, während in größeren und tieferen Gewässern häufiger Fische leben beziehungsweise überleben.
- Amphibien- und Fischschutz abwägen: Die Zahl an Fischarten erwies sich als signifikanter Faktor für den Rückgang der Amphibienvielfalt, insbesondere wenn drei oder mehr Fischarten in einem Kleingewässer vorkamen. Raubfische werden allgemein als Ursache für den Rückgang der Amphibienvielfalt angesehen. Amphibieneier, Kaulquappen und adulte Tiere sind anfällig für Prädation durch verschiedene Fischarten. Darüber hinaus können Fische mit Amphibien um lebenswichtige Nahrungsressourcen konkurrieren und eingeführte Fische können pathogene Pilze übertragen, was die Sterblichkeit von Eiern weiter erhöht.
Teichvegetation und Landnutzung spielen eine untergeordnete Rolle
Obwohl Teichpflanzen für die Amphibiengemeinschaft wichtig sind, weil sie beispielsweise Unterschlupf, Schutz und Nahrung bieten, erklärten sie in dieser Studie nur einen sehr geringen Teil der Variation des Reichtums an Amphibienarten. Diese Beobachtung steht im Gegensatz zu anderen Studien, die zeigen, dass die Vegetation ein zuverlässiger Bestimmungsfaktor für den Amphibienreichtum ist. Auch die direkten Landnutzungsfaktoren im Umkreis von 100?m, wie ein urbanes Umfeld, Landwirtschaft, Straßen oder Schutzgebiete, hatten keinen so starken Einfluss auf den Artenreichtum der Amphibien wie die anderen Faktoren.
„Die Studie zeigt, dass eigentlich überall – auch im urbanen Kontext – artenreiche Amphibiengewässer vorkommen können. Diese Studie kann direkt in die Entwicklung europaweiter Initiativen, wie das European Pond Conservation Network, einfließen und liefert wichtige Informationen für Teichprojekte auf lokaler Ebene, die es Entscheidungsträger*innen ermöglichen, bessere Amphibienschutzmaßnahmen zu ergreifen“, sagt IGB-Wissenschaftler Dr. Thomas Mehner, Mitautor der Studie.
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