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Insekten in Franken

Mehr Vielfalt im Kalkmagerrasen

Welche Maßnahmen sind dazu geeignet, Insekten in typisch fränkischen Landschaften bessere Lebensbedingungen zu bieten? Diese Frage hat ein Forschungsteam der Universität Würzburg untersucht. Jetzt liegen die Ergebnisse vor.

von Julius-Maximilians-Universität Würzburg/Redaktion erschienen am 03.04.2025
Ein Kalkmagerrasen in Karlstadt in Unterfranken: Auch hier hat das Forschungsteam die Artenvielfalt bestimmt. © Carolin Biegerl/Universität Würzburg
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Die Studie zeigt, dass vor allem kleinere Ackerflächen und ökologisch bewirtschaftete Kulturen in der umgebenden Landschaft der Kalkmagerrasen dazu geeignet sind, die Vielfalt und die Anzahl verschiedener wildlebender Insekten auf Naturschutzflächen positiv zu beeinflussen – einschließlich zahlreicher gefährdeter Arten.

Im Fokus der Studie standen 40 Kalkmagerrasen-Flächen in Nordbayern – konkret im Raum Würzburg und der Rhön sowie rund um Bayreuth und in der Fränkischen Schweiz. Dort hat die Biologin Carolin Biegerl, Doktorandin am Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie der Universität Würzburg, die Artenvielfalt bestimmt und diese in Relation gesetzt zu Faktoren wie Größe der Kalkmagerrasen, deren Vernetzung untereinander sowie Art und Qualität der angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen – ein Aspekt, der von der Forschung bislang vernachlässigt wurde, wie sie sagt.

Über fünf Monate sind Carolin Biegerl und ihr Mitautor Benjamin Tanner dafür morgens, mittags und nachmittags über die 40 ausgewählten Flächen gegangen und haben Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge gesammelt, bestimmt und gezählt. Auch den Blütenreichtum, die Blütendichte und die Anzahl an Nistplätzen haben sie ermittelt.

Das Ergebnis: „Insgesamt konnten wir auf den 40 Kalkmagerrasen-Flächen 231 Wildbienenarten, 90 Schmetterlingsarten, 62 Schwebfliegenarten und 274 Blütenpflanzenarten nachweisen“, sagt Biegerl. Immerhin knapp ein Viertel dieser Wildbienenarten sowie ein Drittel der Schmetterlingsarten sind nach Einschätzung der Roten Liste Bayerns in ihrem Bestand gefährdet.

Mit diesen Zahlen konnte das Forschungsteam ermitteln, welche Faktoren sich auf die Artenvielfalt auswirken. Die stärkste Auswirkung auf Solitärbienen, Schmetterlinge und Blütenreichtum hatte die Größe der Kalkmagerrasen. Eine Vergrößerung dieser Fläche führt auch zu einer Zunahme des Artenreichtums von Solitärbienen und Schmetterlingen. Besonders stark profitieren davon jeweils die gefährdeten Arten unter ihnen. Auch der Blütenreichtum wächst damit einhergehend. Umgekehrt nimmt die Zahl der Bienen auf den Kalkmagerrasen um gut ein Drittel ab, wenn sich die durchschnittliche Größe der angrenzenden Ackerflächen um einen Hektar erhöht.

Ökologischer Landbau hat eine positive Wirkung

Eine positive Wirkung lässt sich feststellen, wenn angrenzende Felder nach den Prinzipien des ökologischen Landbaus bewirtschaftet werden. „Wenn nur zusätzlich 10?% der einjährigen Ackerflächen ökologisch bewirtschaftet wurden, nahm die Häufigkeit von Hummeln um zehn Prozent und die Häufigkeit gefährdeter Schmetterlinge auf den wertvollen Naturschutzflächen um 20?% zu“, so Prof. Andrea Holzschuh, eine der Studienverantwortlichen.

„Insgesamt zeigt die Studie, dass eine Verbesserung der Lebensraumqualität sowie eine angepasste Bewirtschaftung der umgebenden Landschaft wirksame und praktikable Methoden zum Erhalt der Biodiversität von Bestäubern sein können“, fasst Studienleiter Ingolf Steffan-Dewenter die Ergebnisse zusammen. Vor allem kleine Ackerflächen und ökologisch bewirtschaftete Kulturen machen sich dabei positiv bemerkbar. Eine angepasste Landschaftspflege trägt dazu bei, dass in geschützten hochwertigen Lebensräumen wie Kalkmagerrasen der Blütenreichtum wächst und die Zahl an Nistplätzen steigt. Damit unterstützen sie die Erhaltung verschiedener wildlebender Bestäubergruppen, einschließlich gefährdeter Arten.

Das allein reiche allerdings nicht aus: „Um das Artensterben in solchen Lebensräumen zu bremsen und die Vielfalt von Bestäubern in vom Menschen veränderten Landschaften langfristig zu gewährleisten, sind weitere Anstrengungen nötig“, schreiben die Autorinnen und Autoren der Studie. Die Fläche solch hochwertiger Lebensräume auszuweiten und diese untereinander besser zu vernetzen, sind zwei vielversprechende und dringend notwendige Maßnahmen.

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