
Störungsarme und heterogene Dünenlandschaften sind wichtige Refugien
Als Bodenbrüter und typische Art des Offenlandes ist die Sumpfohreule (Asio flammeus) vom Rückgang des mageren Grünlands in Europa besonders betroffen. Die Art kommt in ihrem mittel- und westeuropäischen Verbreitungsgebiet nur noch unregelmäßig und vereinzelt vor. In einem Promotionsvorhaben wurden nun die Habitatansprüche der Art untersucht, um bessere Schutzmaßnahmen abzuleiten.
von Prof. Dr. Thomas Fartmann/Redaktion erschienen am 03.03.2025Zwei sehr gegensätzliche Prozesse haben zu dem dramatischen Rückgang des mageren Grünlands in Europa geführt: die Intensivierung der Landwirtschaft auf produktiven Standorten und die gleichzeitige Nutzungsaufgabe auf weniger ertragreichen Böden. Die Sumpfohreule (Asio flammeus) ist von diesen Veränderungen besonders betroffen. Eines der letzten regelmäßigen Brutvorkommen Mitteleuropas befindet sich auf den Ostfriesischen Inseln.
Anhand der Habitatansprüche der Sumpfohreule in diesem Refugium lassen sich geeignete Schutzmaßnahmen zur Förderung ableiten. Zu diesem Zweck wurden im Rahmen eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Promotionsvorhabens die Habitatpräferenzen in insgesamt 576 Brutrevieren der Sumpfohreule auf den Ostfriesischen Inseln untersucht.
Dabei zeigte sich, dass die Sumpfohreule offene Dünen, die weitgehend frei von menschlichen Störungen sind, als Brutplatz bevorzugt. Die Nistplätze lagen insbesondere in Graudünen. Bebaute Gebiete, touristisch intensiver genutzte Lebensräume und Gehölzstrukturen wurden hingegen gemieden. Für den Nestbau wurde höherwüchsige Vegetation mit hoher Deckung der Krautschicht und Streu bevorzugt. Im Gegensatz dazu war die Vegetation in der weiteren Umgebung des Nestes lückiger und kürzer, aber immer noch durch eine hohe Deckung der Kraut- und Streuschicht gekennzeichnet. Eine hohe und dichte Vegetation mit einer ausgeprägten Streuschicht am Neststandort verbessert die Versteckmöglichkeiten, erhöht damit den Schutz vor Prädation und bietet den Jungvögeln darüber hinaus Schutz vor ungünstigen Witterungseinflüssen. Eine kurzrasige Vegetation mit ausgeprägter Streuauflage im weiteren Umfeld der Neststandorte gewährleistet ein großes Nahrungsangebot und leicht zugängliche Beute in Form von Wühlmäusen. Zudem begünstigt diese Struktur die Mobilität der flugunfähigen Jungvögel.
Die Studie unterstreicht die herausragende Bedeutung von großflächigen, heterogenen Offenlandlebensräumen mit geringer menschlicher Störung und mehrjährigen Brachen, die eine ausgeprägte Streuschicht aufweisen, für den Erhalt der bundesweit vom Aussterben bedrohten Eulenart. Maßnahmen zur Optimierung potenziell geeigneter Lebensräume würden mit hoher Wahrscheinlichkeit auch anderen gefährdeten Offenlandarten zugutekommen.
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