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Bresch Henne Mühlinghaus Planungsgesellschaft

Praxistaugliche Lösungen im Biotopmanagement

Das Büro Bresch Henne Mühlinghaus in Bruchsal blickt auf über 25 Jahre Erfahrung zurück. Mit den drei Abteilungen Landschaftsarchitektur, Landschaftsplanung und Stadtplanung bearbeitet das Unternehmen auch zahlreiche interdisziplinäre Projekte. Wir haben den Geschäftsführer Jochen Bresch und den Landschaftsplaner Thomas Trabold getroffen.

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1  Einsatz mit Hubsteiger: Zur Kartierung von Rotmilanen geht es für die Mitarbeiter schon einmal in luftige Höhen.
1 Einsatz mit Hubsteiger: Zur Kartierung von Rotmilanen geht es für die Mitarbeiter schon einmal in luftige Höhen.Schenkenberger
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Ein Dienstagmittag, 32 Grad im Schatten. Beim Betreten der angenehm kühlen Eingangshalle von bhm fühlt man sich in ein Hotelfoyer versetzt. Denn das weitläufige Flair des Eingangsbereichs mit dem eleganten weißen Sofa mit niedrigem Tisch, den geschmackvollen Bildern an den Wänden und den großen, dekorativen Grünpflanzen scheint nicht zu einen Planungsbüro zu gehören.

Und doch steckt genau das hinter den geräumigen Hallen in einem Industriegebiet am Rand von Bruchsal: Das Planungsbüro Bresch Henne Mühlinghaus – dafür stehen die drei kleinen Buchstaben bhm – ist hier seit 2008 ansässig, erst als Mieter, inzwischen als Eigentümer. „Eigentlich ist der Standort für mich als aktiven Landschaftspfleger ideal“, erklärt Dr. Thomas Trabold, einer der Mitarbeiter in der Abteilung Landschaftsplanung, als er mich empfängt. „Direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite ist ZG Raiffeisen und auch John Deere und andere Landmaschinenhersteller sind nicht weit.“ Ein günstiger Standort also für ein Büro, das sich auch in der aktiven Landschaftspflege engagiert.

In all ihrer Weitläufigkeit sind die Räume von bhm durchdacht gestaltet: Im Untergeschoss sind Archiv, Material- und Maschinenlager untergebracht, in den oberen Etagen finden sich Büros und Konferenzräume. Die weißen Fliesen und Wände und die großen Zimmerpflanzen durchziehen wie ein roter Faden alle Büros. „Wenn sie für unsere Wohnungen zu groß werden, landen sie meistens hier“, verrät Trabold schmunzelnd. Das erklärt auch das etwa fünf Meter hohe Fensterblatt mit riesigen Blättern und meterlangen Luftwurzeln im Treppenhaus. Die Begeisterung für Grün scheint sich hier nicht nur auf die Landschaft zu beschränken.

Es war Rainer Mühlinghaus, der im Jahr 1986 das Unternehmen allein gründete. Jochen Bresch übernahm zusammen mit seinem Kommilitonen Sigurd Henne erst 2007 den Betrieb. Bresch hatte den Büroinhaber bereits 13 Jahre zuvor während seines Studiums der Landschaftspflege in Weihenstephan kennengelernt. Schon während seiner Schulzeit engagierte er sich für den NABU – und für diesen hielt er 1994 einen Vortrag, bei dem auch Mühlinghaus im Publikum saß. Er vertrat seine Meinung dabei sehr überzeugend und das überzeugte auch Mühlinghaus. Er fragte den jungen Landschaftspflegestudenten, ob er denn Interesse an einer Stelle in seinem Planungsbüro habe.

Starkes Wachstum

Zur Betriebsübernahme 2007 hatte das Unternehmen gerade einmal sieben Mitarbeiter. Bis heute ist das Büro auf 55 Mitarbeiter gewachsen. Das Team ist zusammengesetzt aus einer breiten Mischung aus Biologen, Geoökologen, Agrarwissenschaftlern, Geografen, Landschaftsarchitekten, Stadtplanern und Raum- und Umweltökologen. Sie arbeiten dabei in drei Abteilungen: der Landschaftsplanung, der Stadtplanung und der Landschaftsarchitektur.

War das Wachstum geplant? „Eigentlich nicht“, meint Bresch. „Wachstum war nie unser Ziel, das hat sich aus den Aufgaben ergeben.“ Wichtig ist es ihm, spannende und qualitativ hochwertige Projekte zu bearbeiten. „Wenn wir dafür wachsen müssen, wachsen wir“, erklärt er. „Wenn wir schrumpfen müssten, täten wir auch das.“

Die Besonderheit von bhm sind die interdisziplinären Projekte, in denen die Kompetenzen aller Disziplinen verknüpft werden. Vor allem die intensive Verknüpfung von Landschaftsplanung und Biotopmanagement ist dabei wichtig. „So können wir die Entwicklung von hochwertigen Lebensräumen vorantreiben“, erklärt er. „Dabei sind wir aber kein Büro, das sein Vorhaben um jeden Preis durchbringen möchte.“ Stattdessen sind sie bei Konflikten, die sich im Spannungsfeld zwischen geplanten Nutzungsänderungen in der Landschaft und dem Naturschutz immer wieder ergeben, Vermittler zwischen den Interessen und entwickeln dazu nachhaltig wirksame Lösungen.

Konfliktpotenzial

Wichtige Einsatzgebiete des Büros sind in der Abteilung Landschaftsplanung dabei vor allen die Eingriffs- und Ausgleichsregelung und Ökokonten. Auch hier entstehen in Planung und Naturschutz immer wieder Konflikte. „Kompensation ist der theoretisch gelungene Mittelweg, der aber in der Praxis durch die lange Kommunikationskette von Know-how zur Umsetzung scheitert“, meint Bresch. Hier betont er, dass das ein generelles Problem in der Landschaftsplanung sei. „Viele Büros denken, dass Entwicklungspflege und Erhaltungspflege das Gleiche sind“, moniert er. Das sei aber eine grundfalsche Annahme. „In vielen Fällen braucht es zur Entwicklung von verschiedenen Lebensraumtypen eine völlig andere Pflege als zur Erhaltung derselben Lebensräume.“

Stiftung mit Erfahrungsschatz

bhm verlässt sich bei Planungen auf den umfassenden Erfahrungsschatz, den das Unternehmen durch langjährige Betreuung und eigenhändige Pflege von Flächen gewonnen hat. Dazu hat Bresch die Stiftung Naturschutz gegründet. Es war die Entscheidung, kompensationspflichtige Flächen von Eignern zur Pflege zu übernehmen. So können sie Ökokontoflächen frühzeitig unter ihre Fittiche nehmen und dann langfristig und sinnvoll zu entwickeln. bhm sieht sich deshalb als Bindeglied zwischen Landschaftsplanung, Eingriff und Naturschutz. „Nur durch eine solche langfristige Begleitung können wir lernen, wie Lebensräume langfristig optimal zu pflegen sind“, erklärt Bresch. „Durch diese Entkoppelung gelingt es uns, eine höhere Wertigkeit der Flächen zu erreichen.“ Dadurch wird der Flächenbedarf für die Kompensation geringer und es entsteht auch ein geringerer Flächenverlust für die Landwirtschaft, deren wichtige Rolle als Partner im Naturschutz in den letzten Jahren leider allzu oft übersehen wird!

„Diese komplexe Materie ist aber sehr schwer zu vermitteln, sowohl an die Eigentümer als auch an die Landwirte“, gibt Bresch zu. Die Stiftung betreibt daher auch eine aktive Öffentlichkeitsarbeit, beispielsweise mit Exkursionen. Dadurch hat man bereits eine recht große Aufmerksamkeit erzielt, auch bei den Naturschutzbehörden. Die Stiftung Naturschutz, die Bresch gegründet hat, betreut daher inzwischen auch Naturschutzgebiete im Raum Bruchsal und Heidelberg.

Vor allem die Beweidung steht dabei im Fokus. Hier gibt es keine standardisierten Empfehlungen, wann, wie, mit welchen Arten und welcher Besatzdichte welche Flächenarten optimal zu beweiden sind. „Gerade die moderne extensive Beweidung unterscheidet sich stark von der Nutzung, durch die diese Flächen entstanden sind“, betont Thomas Trabold. Oft würde heute mit in einer Standweide mit sehr geringer Besatzdichte beweidet. Früher jedoch wurden die Tiere sehr kurz, aber wesentlich intensiver über die Flächen getrieben. „Das war ein völlig anderes Pflegeregime“, so Trabold. Je nach Temperaturverlauf, Niederschlagsmengen und Niederschlagsverteilung ist die Beweidung angepasst an Aufwuchs und Pflegeziel zu steuern und ständig zu „justieren“.

Die Stiftung ist heute mit 150 Tieren in der Beweidung aktiv. Darunter sind Galloways, Zebu-Rinder, Esel, Schafe und Ziegen. Die gemischte Herde weidet auf den Naturschutzflächen, die die Stiftung betreut. Damit konnte das Büro bereits viel Erfahrung im Weidemanagement gewinnen. „Durch falsche Beweidung können eben auch Bestände zerstört werden“, betont Trabold. Das will die Stiftung verhindern. Das Büro bhm hat dabei einen Vertrag mit der Stiftung und organisiert alle Belange, macht die Planungen und steuert auch die Beweidung.

Neben dieser intensiven Verknüpfung zwischen Biotopmanagement und Landschaftsplanung bearbeitet die Abteilung auch andere Themenschwerpunkte, beispielsweise Monitoring, Gewässerausbau oder die Entwicklung von Landschaftsplänen.

Herausforderung Mitarbeitersuche

Ein wachsendes Problem bei der Bearbeitung vieler Aufgaben ist die Mitarbeitergewinnung. „Vor einigen Jahren war das noch sehr leicht“, erzählt Bresch. „Aber inzwischen suchen die Leute sich uns aus.“ Unter den Absolventen gibt es zwei Gruppen, stellt er fest: Die Heimatverbundenen und die, die in die große weite Welt wollen. Und die große weite Welt ist eben nicht unbedingt Bruchsal. Gute Mitarbeiter findet das Büro nicht zwangsläufig über Ausschreibungen. Häufig sind es auch Absolventen, die schon vorher bei bhm ein Praktikum gemacht haben, Empfehlungen von Mitarbeitern oder auch überzeugende Initiativbewerbungen.

Besonders mangelt es, so Breschs Meinung, an Artenkenntnis. „Hier im Büro können wir Arbeitsverfahren, Recht und Technik beibringen. Aber wir können dort keine Artenkenntnis vermitteln“, betont der Landschaftsarchitekt. „Das ist Aufgabe der Hochschulen.“ Ganz schwarzsehen möchte er aber nicht. „Es gibt auch immer wieder Lichtblicke. Leute, die sich aus eigenem Antrieb das Wissen aneignen“, freut sich Bresch. „Wir versuchen, mit den besten Leuten zu arbeiten und dann sinnvolle Lösungen zu entwickeln.“

Potenziale erkennen

Die Weiterbildung spielt dabei eine große Rolle. Im jährlichen Mitarbeitergespräch werden die Entwicklungspotenziale herausgearbeitet, um dann konkret externe Fortbildungen auszuwählen. Natürlich können auch eigene Fortbildungswünsche angebracht werden. Es sind zirka zehn Tage pro Jahr, in denen sich jeder Mitarbeiter sogar fortbilden soll. Zudem gibt es interne Fortbildungsveranstaltungen, in denen vorhandenes Wissen weitergegeben wird.

Neben der Weiterbildung ist auch die interne Kommunikation für Bresch sehr wichtig. „Durch unsere Betriebsgröße entsteht schnell ein Lagerdenken“, gibt er zu. „Wir versuchen, mit interdisziplinären Projekten vorzubeugen.“ Dazu arbeiten die Angestellten in gemischten Teams. Zudem wird jährlich eine gemeinsame Exkursion aller Abteilungen organisiert, nicht zu vergessen außerdem die Weihnachtsfeier und das gemeinsame Mittagessen im Hause jeden Mittwoch – regional, bio und saisonal, oft mit Komponenten aus eigener Erzeugung. Eine Querschnittsgruppe aus Mitarbeitern aller drei Fachabteilungen soll darüber hinaus den fachlichen und persönlichen Austausch über die Fachabteilungen und Bürostandorte hinaus fördern.

Kommunikation ist aber nicht nur intern ein großes Thema. „Kommunikation ist immer schwierig“, meint Bresch. „Ich kann nicht annehmen, dass alle den gleichen kritischen Rationalismus voraussetzen.“ Gerade bei Projekten bemüht sich das Team, durch das interdisziplinäre Verständnis festgefahrene Probleme zu lösen. Trabold ergänzt: „Wir sind ja häufig der Mediator. Eigentlich wollen die verschiedenen Beteiligten oft gar nicht so verschiedene Dinge. Da ist es an uns, den gordischen Knoten zu lösen.“ Zur Lösung dieses Knotens arbeitet bhm auch oft mit anderen Unternehmen zusammen. Das können verschiedenste Büros sein – begonnen vom App-Entwickler bis hin zum Tiefbauer.

Gründliche Selbstreflexion

Sein brancheninternes Netzwerk bewertet Bresch trotzdem eher kritisch. „Das liegt auch daran, dass ich jahrelang die Einstellung hatte, dass ich dann ja mein Wissen weitergebe“, gibt Bresch zu. „Aber das überwinde ich gerade“, lacht er.

Und wenn Bresch, wie sein Vorgänger Mühlinghaus, irgendwann einmal in Rente geht? „Für mich ist die Frage viel eher: Wie lange darf ich denn noch arbeiten?“, lacht er. „Ich darf zum überwiegenden Teil hier Dinge machen, die mir Spaß machen.“ Diese Begeisterung versucht Bresch auch immer wieder an seine Mitarbeiter weiterzugeben. „Reich werden sie durch diesen Job wahrscheinlich nicht“, meint er trocken. „Dann sollten sie sich zumindest am Arbeitsplatz wohlfühlen.“ Deshalb hat bhm auch ein Lebensarbeitszeitkonto eingeführt. Hier werden Überstunden und Urlaubstage zusammengefasst und können individuell als Ausgleich freigenommen werden. Jede Überstunde weiß Bresch dabei zu schätzen. „Eine Überstunde ist schließlich der Kredit des Mitarbeiters an das Unternehmen“, meint er. „Wir versuchen natürlich, eine Überlastung der Mitarbeiter zu vermeiden. Dass es Phasen mit hoher und Phasen mit geringerer Arbeitsauslastung gibt, lässt sich dabei nicht vermeiden“, gibt er zu.

Durch diese Einstellung kann das Büro schon auf einige Erfolge zurückblicken. Besonders stolz ist Bresch auf den Landschaftsarchitekturpreis, den das Büro 2003 für die Renaturierung der Schutter bekam. Aber auch das Pflegemanagement der Schutzgebiete, das er in den Kreisen Waldshut und im Ortenaukreis betreut und entwickelt, ist ihm ein Herzensanliegen. Immer wieder wird im Gespräch klar, das Lebensraumtypen für ihn im Fokus stehen, genau wie die Entwicklung derselben in einen guten Zustand gemäß FFH-Richtlinie. Die Entwicklung der Lebensraumtypen und deren dauerhafte Erhaltung ziehen sich durch das Portfolio von bhm wie ein roter Faden.

BetriebsDaten

Gründung: 1986

Gesellschaftsform: GmbH

Geschäftsführer: Jochen Bresch

Auftraggeberstruktur: Kommunen, Landesbehörden, Privatwirtschaft

Tätigkeitsfelder: Landschaftsplanung, Landschaftspflege, Schutzgebietsmanagement, Stadtplanung, Landschaftsarchitektur, Artenschutzmanagement

Mitarbeiter: 55

Philosophie

„Gute Projekte entstehen nur im engen Dialog mit dem Auftraggeber. Wir sind kompetente Berater, weil wir lösungsorientiert denken. Wir wollen ihnen Handlungsalternativen für ihre Entscheidungen und neue Potenziale in ihren Projekten eröffnen. Unsere Projekte zeigen, dass wir unseren Kunden maßgeschneiderte Lösungen anbieten und für die beste Lösung auch neue und unkonventionelle Ansätze finden können.“

Weitere Infos

Unter www.bhmp.de gelangen Sie zur Homepage des Büros.

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