
MEGA-Agroforst-Netzwerk für mehr Landwirtschaft mit Gehölzen
Mit vernetzten Großvorhaben fördert das BMEL in Koordination durch den DeFAF e.V. in den kommenden drei Jahren die Entstehung, Bewirtschaftung und wissenschaftliche Evaluation von Agroforst-Flächen mit Leuchtturmcharakter in Deutschland, um weitere Betriebe zur Anlage von Agroforstsystemen zu motivieren. Die eigenständigen Vorhaben untersuchen Agroforstsysteme mit unterschiedlichen Ansätzen.
von Deutscher Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V. erschienen am 08.10.2024Agroforstsysteme bieten neue Möglichkeiten für Betriebe, ihre Produktion an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Die meist linearen Gehölzstrukturen zwischen den Feldstücken schützen vor Wind- und Wassererosion und unterstützen den Humusaufbau.
Der Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V. baut im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Förderprogramm „Nachwachsende Rohstoffe“ ein deutschlandweites Modell- und Demonstrationsnetzwerk für Agroforstwirtschaft mit mehr als 30 Betrieben auf etwa 500 Hektar Fläche auf. Das Netzwerk umfasst mehrere eigenständige Vorhaben, in denen Agroforstsysteme bundesweit und mit unterschiedlichen Ansätzen untersucht werden und die von unterschiedlichen Organisationen koordiniert werden: MODEMA, AGROfloW, DigAForst, PappelWERT sowie SALIX AFS. Eines der Vorhaben ist MODEMA, das ebenfalls vom DeFAF e.V. koordiniert wird. Die Auftaktveranstaltung findet am 22.10.2024 in Weimar statt (hier geht es zur Anmeldung).
Vorhaben MODEMA mit drei Modellregionen
Ziel des Modell- und Demonstrationsvorhabens ist der Aufbau von drei Modellregionen mit neu angelegten und bestehenden Agroforstsystemen. Die Flächen repräsentieren eine große Vielfalt an Agroforsttypen mit diversen Baumarten für die stoffliche oder energetische Nutzung oder Gewinnung von Nahrungs- oder Futtermitteln, in Kombination mit Acker- oder Grünland, mit oder ohne Tierhaltung. Im Ergebnis werden die Gehölzauswirkungen auf den Pflanzenbau, die Ökonomie und die Biodiversität objektiv bewertet sowie die Ausdehnung der bundesweiten Agrarfläche mit solchen Systemen motiviert.
Das Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und ländlichen Raum (TLLLR) koordiniert die MODEMA Modellregion Ost für Thüringen und das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) die Modellregion Ost für Sachsen. Die Koordination der Modellregion Nord-West erfolgt durch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) und die Bioland GmbH koordiniert die Modellregion Ost.
Landwirtschaftliche Betriebe sind eingeladen, sich direkt an die Koordinatoren zu wenden, welche auf der Internetseite benannt sind. Die Neupflanzung und Bewirtschaftung von Agroforst-Gehölzen auf landwirtschaftlichen Flächen wird im Projekt MODEMA unterstützt. Auf den Flächen werden einheitliche, vergleichbare wissenschaftliche Begleitforschungen zu Fragen des Pflanzenbaus, der Ökologie und Ökonomie durchgeführt. Bestehende Wissenslücken hinsichtlich Daten für die Gesamtheit der unterschiedlichen Systeme in den verschiedenen Regionen Deutschlands werden geschlossen. Partner der Begleitforschung sind das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) an der Hochschule Trier, die Universität Hohenheim (UHOH), die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), das Julius Kühn-Institut (JKI), die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) sowie die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (UFR).
Die bundesweite Nutzbarmachung der erzielten Erkenntnisse und Erfahrungen erfolgt in vielen Bereichen mit Unterstützung der Partner von agroforst-monitoring an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sowie Deutscher Verband für Landschaftspflege (DVL) e.V. Der DVL setzt im Projekt den Schwerpunkt „Wissenstransfer für Multiplikatoren“ um. Hierfür sind Schulungsmaßnahmen für Landschaftspflegeorganisationen (LPV) geplant, um diese für eine initiale Beratung zum Thema Agroforst im Rahmen der Biodiversitätsberatungen zu qualifizieren. Die Angebote werden Online- und Vor-Ort-Schulungen sowie Exkursionen beinhalten. Die Schulungen entwickelt der DVL zusammen mit der DeFAF Agroforstakademie nach einer Bedarfsabfrage bei den LPV.
Weitere spezialisierte Vorhaben im MEGA-Agroforst-Netzwerk
AGROfloW fokussiert Wassermanagement und die Zusammenarbeit mit Kommunen. Fokus des Modell- und Demonstrationsvorhabens ist neben der Dürreprävention und dem Niederschlagserosionsschutz insbesondere die Einbettung in eine ökonomische und soziale Partnerschaft zwischen Landwirtschaft und Kommunen. Agroforstsysteme stellen eine bewährte Anpassungsstrategie gegenüber den Folgen des Klimawandels dar und können Leistungen von öffentlichem Interesse erbringen. Lokal produziertes Holz und Biomasse liefern einen Beitrag zur Wärmewende und Obst & Nüsse stellen ein weiteres Standbein für die Betriebe dar. https://agroflow.stoffstrom.org | Koordination: Hochschule Trier – Umwelt-Campus Birkenfeld, Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS)
Das Vorhaben DigAForst soll mittels KI den Agroforst kartieren und inventarisieren und auch Simulationen ermöglichen. Ziel des Modell- und Demonstrationsvorhabens ist die Etablierung von Agroforstsystemen in der Agrarintensivregion Nordwestniedersachsen und deren digitale Kartierung und Inventarisierung durch KI-gestützte Robotertechnik. Anhand der erfassten Daten sollen Bewirtschaftung und Erntezeitpunkt optimiert und damit eine verbesserte stoffliche Verwertung in der Holzverarbeitung garantiert werden. So soll eine geschlossene Wertschöpfungskette entstehen, die regional und nachhaltig ist. | Koordination: Verbund Transformationsforschung agrar Niedersachsen (trafo:agrar)
Ziel des Vorhabens PappelWERT ist die Produktion von hochwertigem und kostengünstigem Pappelholz für die Holzindustrie, sowohl für stoffliche als auch energetische Zwecke. Ziele des Modell- und Demonstrationsvorhabens sind die Optimierung von Anbau- und Bewirtschaftungskonzepten für Pappel-Agroforstsysteme und deren Wertschöpfungsketten. Die Entwicklung innovativer Leichtbau-Werkstoffe sowie der Einsatz für Tragwerke von Gebäuden wird untersucht. Neue Kooperationsmodelle sollen Landwirten und Holzverarbeitern den Einstieg in die optimierten Agroforst-Wertschöpfungsketten erleichtern. www.pappelwert.de | Koordination: Lignovis GmbH

Ziel des Modell- und Demonstrationsvorhabens SALIX AFS ist die Etablierung und nachhaltige Produktion geeigneter Weidenarten in multifunktionalen Agroforstsystemen. Das Weidenholz wird zur Weiterverarbeitung für einen endlosen Weidenholzfaden und für Weidenholztextil genutzt. Das Weben und Flechten mit einem Massivholzfaden ist eine neue und wenig erforschte Herangehensweise für die industrielle Formgebung von Holzbauteilen. Aus der Weidenrinde werden Salizylate für Medizin & Kosmetik gewonnen. Die jährliche Ernte garantiert bereits kurzfristig gesicherte Einnahmen für die Landwirtschaftsbetriebe und steigert den Anreiz für die Realisierung in der Praxis. Koordination: Universität Kassel
Schnittmengen und Zusammenarbeit im MEGA-Agroforst-Netzwerk
Die Verbesserung der ökonomischen Bewertung von Agroforstsystemen und deren Bekanntmachung sind Grundlage für die Skalierungsmöglichkeiten von Agroforst in Deutschland. Gesicherte Ernten und Umsätze in überschaubaren Wachstums-Zeiträumen und mit regionalen Vermarktungsmöglichkeiten erhöhen den Anreiz für Landwirte zur agroforstlichen Bewirtschaftung und sind daher erklärtes Ziel der Zusammenarbeit aller Akteure und Vorhaben im MEGA-Agroforst-Netzwerk.
Deutscher Fachverband für Agroforstwirtschaft (DeFAF) e.V. Karl-Liebknecht-Str. 102 Haus B 03046 Cottbus
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