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Neophyten bekämpfen

Sibirische Fiederspiere auf dem Vormarsch

Im Lingener Kiesbergwald breitet sich eine fremde Pflanzenart aus. Was das für den Wald bedeutet und woher das Gewächs stammt, erzählt Revierförster Moritz Becker.

von Carl Hesebeck erschienen am 07.10.2024
Sibirische Fiederspiere © Carl Hesebeck
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Der Kiesbergwald ist Teil des Revieres Lingen der Niedersächsischen Landesforsten (NLF). Revierleiter Moritz Becker und seinen Forstwirten ist im westlichen Teil eine fremde Pflanzenart aufgefallen, die schon mehrere Hektar des emsländischen Waldbodens bedeckt. „Die Sibirische Fiederspiere stammt ursprünglich aus Sibirien, auch in Asien kommt sie vor. Ihr Blatt sieht fast genauso aus wie das der heimischen Vogelbeere, die auch Eberesche genannt wird. Deshalb wird die Sibirische Fiederspiere auch Eberschen-Fiederspiere genannt“, erzählt Moritz Becker.

Moritz Becker in einem Meer aus Sibirischer Fiederspiere
Moritz Becker in einem Meer aus Sibirischer Fiederspiere © Carl Hesebeck

Auf rund 10 Hektar Fläche kommt der bis zu drei Meter hohe Strauch im Kiesbergwald mittlerweile vor, dazwischen wachsen kaum andere Pflanzen. Aus Sicht des Försters ist das ein großes Problem, denn eigentlich heimische Pflanzenarten werden so verdrängt. „Auch die natürliche Waldverjüngung wird so stark gehemmt, es kommt einfach zu wenig Licht an den Boden. Über das Forstamt standen wir bereits im Austausch mit der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA). Es gibt aber noch keine Lösung, um die Fiederspiere in ihrer Ausbreitung einzudämmen“, erklärt Becker. Bedingt durch den Waldumbau fließen gerade alle verfügbaren Ressourcen in die Pflege des jungen Waldes – da bleiben kaum Zeit oder Gelder für die Bekämpfung dieser offensichtlich invasiven Art.

Wie aber kommt die Sibirische Fiederspiere überhaupt in den Wald nach Lingen? Ein Erklärungsansatz findet sich nur wenige Kilometer entfernt, ebenfalls auf einer Fläche der NLF. Von der Straße „Zur Kiesgrube“ zweigt ein Weg ab, der zu einer alten Bauschuttdeponie führt. Wo früher Bauschutt entsorgt wurde, wachsen heute Bäume – und es findet sich zum Leidwesen von Moritz Becker auch so mancher Haufen Grünabfall und Unrat. „Hier werden immer wieder Gartenabfälle entsorgt, auch anderer Müll wird einfach abgeladen. Es ist unglaublich, welche Mengen sich hier ansammeln“, sagt Moritz Becker.

Im Grünabfall steckt dabei einiges an Potenzial: Wurzeln, Samen oder gleich ganze Pflanzen gelangen vom Garten in die Natur. Darunter auch immer wieder Arten, die sich dort dauerhaft etablieren können. „Erst im vergangenen Jahr haben wir mitten im Mundersumer Sand einen Kirschlorbeer entfernt. Der Strauch ist sicherlich nicht von alleine dorthin gekommen“, meint der Forstmann.

Eine ähnliche Vermutung hat Becker, was die Fiederspiere betrifft: Die ersten Pflanzen stammen wohl ebenfalls aus Gartenabfällen, auch ein Sameneintrag aus angrenzenden Gärten wäre möglich. Dabei ist die Entsorgung von Grünabfällen klar geregelt, sie dürfen nicht einfach in der freien Landschaft entsorgt werden. Es drohen sogar empfindliche Bußgelder bei einem Verstoß – mehrere 10.000 € können fällig werden.

„Im Emsland haben wir ein wirklich gutes Netz an Wertstoffhöfen, wo Grünabfall angeliefert werden kann. Das sollte auch genutzt werden, solche Dinge haben nichts im Wald verloren“, betont Moritz Becker. Illegale Entsorgungen gingen letztlich zu Lasten der Steuerzahler, die Entsorgungskosten der beschriebenen Abfallberge trägt der Landkreis. Die Zufahrt zur ehemaligen Deponie will der Revierförster nun mit einer Schranke absichern lassen – wer dann Müll abladen will, kann das zumindest nicht mehr heimlich tun.

Fiederspiere (links) und Eberesche
Fiederspiere (links) und Eberesche © Carl Hesebeck
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