Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Technik zur Gewässerunterhaltung

An und im Wasser mähen und abräumen

Die Mahd von Deichen, Gräben und Uferbereichen ist eine anspruchsvolle Tätigkeit und unterscheidet sich teilweise erheblich von der klassischen Rasenmahd. Technikexperte Ekkehard Musche erklärt, worauf es zu achten gilt. 

Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Der Atlas 190 LC mit speziellen
Bodenplatten, die Arbeiten auf
nassem und weichem Untergrund
möglich machen.
Der Atlas 190 LC mit speziellen Bodenplatten, die Arbeiten auf nassem und weichem Untergrund möglich machen.Hersteller
Artikel teilen:

Während in früheren Jahren hauptsächlich ökonomische Gesichtspunkte bei den Gewässerunterhaltungsmaßnahmen eine bedeutende Rolle spielten, kommen nun zunehmend ökologische Belange zum Tragen. Das erfordert ein Umdenken im Technikeinsatz. Die Anforderungen an einen effektiven Wasserabfluss zum Hochwasserschutz und Nutzungsansprüche müssen mit den umwelttechnischen Anforderungen in Einklang gebracht werden. Die besonderen Herausforderungen bleiben aber die gleichen.

Schwierig zu pflegende Standorte

Hangneigungen von über 50 % sind keine Seltenheit, und der Untergrund ist durch Eisgang, Treibgut, tierische Aktivitäten (Bisam, Nutria, Biber) und Feuchtigkeitsgehalt mitunter sehr problematisch. Außerdem sind einige Flächen landseitig nicht erreichbar und können deshalb nur wasserseitig gemäht werden. Das alles macht den Einsatz von Spezialtechnik notwendig.

Der Atlas 190 LC mit speziellen Bodenplatten, die Arbeiten auf nassem und weichem Untergrund möglich machen. © Hersteller

Dazu kommt die ständige Gefahr umzukippen, abzurutschen oder „abzusaufen“, also die Schädigung von Bediener und/oder Maschine. Erschwerend kommt hinzu, dass das Zeitfenster für die Mahd und Krautung, um die Vogelwelt zu schonen, auf den Zeitraum Oktober bis Februar beschränkt ist.

Sowohl die Krautung (Schnitt in der Gewässersohle und am Böschungsfuß) als auch die Mahd (Bewuchsschnitt oberhalb der Wasserlinie) tragen dazu bei, dass das gewünschte Ablaufprofil erhalten bleibt. Dabei müssen immer die biologischen Zyklen der Gewässerfauna- und -flora beachtet (zum Beispiel Laichzeit) und Rückzugsgebiete erhalten bleiben. Das betrifft auch die Schnittgutbeseitigung. Da dieses Material wegen der Beeinträchtigung der Gewässerqualität (Abschwemmen, Fäulnis) aus dem Hochwasserprofil entfernt werden muss, haben Spezialmaschinen und Anbaugeräte ebenfalls eine enorme Bedeutung bei der Gewässerunterhaltung.

Maschinenvorführungen sind deshalb sehr wichtig und aufschlussreich, so auch die Vorführung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Hausstette, die nur alle fünf Jahre stattfindet. Schwerpunkt der Ausstellung war: Wie erfolgen eine effektive Mahd und Schnittgutbeseitigung unter Maßgabe, die Fauna zu schonen, die Bediener zu schützen und die Umwelt möglichst wenig zu belasten. Es folgt eine kleine Auswahl der vorgestellten Technik.

Ferngesteuerte Mäher

Sie kommen fast überall hin und mähen beinahe alles, ohne dass sich das Bedienpersonal einer Gefahr aussetzen muss. Alle ferngesteuerten Mähmaschinen erlauben eine gefahrlose und produktive Mahd von Deichhängen. Gerade in diesem Bereich steckt ein großes Potenzial. Die Technik spart Lohnkosten und das Personal wird mit weniger gesundheitsgefährdenden Arbeiten in Hanglagen belastet.

Eine Variante sind die ferngesteuerten mehrachsigen Extensivmäher und Universalgeräteträger. Sie gibt es in unterschiedlichsten Ausführungen als Sichel- (zum Beispiel Agria, AS-Motor, Spider/Rumsauer), Balken- und Schlegelmäher (zum Beispiel Irus, MDB, RoboFlail/Kommtek). Die zweite Variante sind ferngesteuerte einachsige Universalgeräteträger (Agria, Irus, Köppl), die verstärkt als Balkenmäherausführung zum Einsatz kommen, damit die Grünlandbewohner möglichst wenig in Mitleidenschaft gezogen werden. Da es sich hier ausschließlich um Extensivmahd handelt, also Schnittgut anfällt, müssen besonders Wickelschutzeinrichtungen vorhanden sein (zum Beispiel Irus Unikom, Brielmaier BM29). Bei unterschiedlichen Hangbedingungen sind horizontale Achsverschiebungen sehr von Vorteil (zum Beispiel Köppl Gekko).

Bei den mehrachsigen Universalgeräteträgern ist es besonders wichtig, dass sie einen normgerechten Dreipunkt-Anbauraum besitzen, der mit einer mechanischen Normzapfwelle (zum Beispiel Pflanzelt Moritz FR70) oder mit einem Schnellwechselsystem (zum Beispiel Robo EVO) versehen ist, um möglichst viele Anbaugeräte nutzen zu können. Zudem muss bei diesen schwergewichtigen Maschinen auf den Bodendruck geachtet werden, damit Böschungen nicht beschädigt werden (0,19 kg/cm², Herder CR10). Wie bei den Einachsgeräten ist auch hier eine verstellbare Spurbreite enorm wichtig, damit die Maschine möglichst sicher am Hang bleibt (zum Beispiel Bergmann M2015).

Universalgeräteträger mit Auslegermähwerk

Dieser Maschinenkombination begegnet man bei der Pflege von gewässernahen Flächen sehr häufig. Universaltraktoren sind meist sowieso vorhanden und können somit auch für diese Spezialarbeiten genutzt werden (zum Beispiel Case mit Mulag-Schlegelmulcher oder Claas mit Noremat-Schlegelmäher). Durch die ausgereifte Traktortechnik ist das Arbeiten sehr sicher und komfortabel. Das hat aber deutliche Grenzen, denn es muss eine feste Deichkrone oder ein Fahrweg vorhanden sein.

Die Auslegerlänge ist stark traktorabhängig und auf 7 m begrenzt. Allerdings gibt es spezielle Teleskopausleger (zum Beispiel Grenadier), die sogar 11 m Reichweite erzielen. Deshalb kommt diese Technikpaarung hauptsächlich bei der Grabenpflege zum Einsatz. Hier kann sie ihre Stärken wie hohe Flächenleistung voll ausspielen. Auch Mäh-Hark-Kombinationen sind am Universaltraktor möglich, womit in einem Arbeitsgang das Schnittgut aus dem Grabenprofil geholt wird (zum Beispiel Berky 4420).

Eine noch höhere Effektivität erreichen die Geräteträger. Sie sind lenkungstechnisch (zum Beispiel Vierradlenkung ILF Alpha T10/Energreen), bedienungstechnisch (zum Beispiel drehbare Kabine ILF Alpha T10/Energreen oder 100 % Rundumsicht Noremat VSV) den Traktoren klar überlegen. Außerdem besitzen sie günstigere Geräteaufnahmeräume, nämlich zwischen den Achsen, was vorteilhaft für die Gewichtsverteilung und Standfestigkeit ist.

Auch viele Böschungsmäher sind universell bestückbar. So können diese mit Front- und Seitendoppelmessermähwerk ausgestattet werden (zum Beispiel Grip4 70 von Sauerburger). Sie besitzen im Gegensatz zu den vorgenannten Geräteträgern einen noch tieferen Schwerpunkt und können bis zu 45°-Böschungen befahren. Dazu sind sie dank Allradlenkung mit einem Wendekreis unter 350 cm noch extrem wendig (zum Beispiel Aebi TT211 und Reform Metrac H95).

Bei Reform kommen Balkenmähwerke von Kersten zum Einsatz. © Ekkehard Musche

Mähboote

Einige Flächen sind nur wasserseitig erreichbar. Für diese speziellen Einsatzbedingungen gibt es leistungsfähige Mähboote. Sie sind mit spezieller Räumgabel und Balkenmessermähwerk sowie mit einem Dieselmotor über 40 PS ausgestattet (zum Beispiel Berky 6420). Dabei ist das hydraulisch angetriebene Mähwerk stufenloss chwenkbar, damit alle erdenklichen Böschungsneigungen gemäht werden können. Der geschlossene Bootskörper verhindert das Eindringen von Unrat, Geäst und Schnittgut. Durch das hohe Eigengewicht von über 1.800 kg und eine hydraulisch verschiebbare Motoreinheit (zum Beispiel Conver C 485) können mit der Räumgabel große Mengen Schnittgut mit einem Schlag beräumt werden. Dank der Schnellwechseleinrichtung sind diese Boote auch sehr universell für weitere Gewässerpflegemaßnahmen einsetzbar.

Bei diesen hochpreisigen Maschinen ist Universalität gefragt. So kann die Truxor-T-Reihe (Zelder) mit sechs verschiedenen Schneidwerkzeugen, Rechenvorrichtung, Greifer, Bodenfräse, Häcksler, Bagger, zwei Pumpenarten, Hydraulikhammer, Ramme und Entfernungseinrichtungen für Öllachen und Algenteppiche ausgestattet werden.

Neuste Entwicklungen gehen in Richtung Akkuantrieb, sie können alle Arbeiten wie die mit Verbrennungsmotor betriebenen Mähboote erledigen (zum Beispiel Conver).

Vollelektrisches Mäh- und Räumboot von Conver © Ekkehard Musche

Mäh- und Räumwerkzeuge

In diesem Bereich hat sich am meisten getan. Die Orientierung auf faunaschonende Mahd und Räumung ist besonders bei der Gewässerunterhaltung von Bedeutung, denn hier ist die Anzahl bedrohter Lebewesen um eine Vielzahl höher als in Parks oder Gärten. Deshalb werden verstärkt Doppelmesser- und spezielle Kreiselmähwerke eingesetzt. Sie sind den Bedürfnissen der Gewässerpflege angepasst. So wurden die neuen Doppelmessermähwerke mit stabileren Messerrücken, robusteren Klingen und höheren Gleitkufen ausgestattet (zum Beispiel FSR-170-H Kersten Maschinenfabrik).

Damit werden gleich mehrere Vorteile erreicht. Mit der schonenden Mahd bei Schnitthöhe über 8 cm geht ein geringerer Fremdkörpereintrag einher, was eine längere Standzeit der Klingen bedeutet, die Schwingungen werden verringert. Durch die nochmals gesteigerte Präzision der Messerpaarung kann mit noch geringerer Drehzahl bei gleichem Schnittergebnis gemäht werden. Soll das Schnittgut dabei abgesaugt werden, ist eine Zuführung mittels Drahtfinger notwendig (zum Beispiel Dücker DUA800). Meistens wird aber die nachträgliche Abräumung mittels Bandrechen (zum Beispiel Irus, Brielmaier) bevorzugt. Eine weitere sinnvolle Variante ist die Kombination von Gummifingerwalze und Querförderband (zum Beispiel Rapid MT190 an Niko Vario 25).

Brielmaier setzt auf Bandrechen zur Schnittgutbeförderung © Ekkehard Musche
Schnittgutförderung von Rapid mit Gummifingerwalze und Förderband © Ekkehard Musche

Die neue Generation der faunaschonenden Kreiselmäher zeichnet sich durch eine höhere Schnitthöhe (über 8 cm) und einer geschlossenen, durchgehenden unteren Mähwerkplatte aus. Damit dringen die in zwei Ebenen rotierenden Klingen nur in das hoch stehende Grün – die nahe am Boden befindlichen Lebewesen werden nicht vom Schneidwerk beschädigt. Vorgeschaltete Kettengehänge verscheuchen zusätzlich oben befindliche Insekten. Bei diesem Mähverfahren kann durch die Mehrfachzerteilung das Schnittgut besser per Absaugung abgeführt werden (zum Beispiel Mulag).

Faunaschonende Ausführung eines Kreiselmähwerks © Ekkehard Musche

Bei den Anbauschlegelmähern kann durch die Kombination mit einem kleinen Förderband das Schnittgut gleich aus dem Grabenprofil befördert werden (zum Beispiel Wesseler).

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren