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Projektabschluss

Sechs Jahre gemeinsamer Einsatz für die Mopsfledermaus

In Erfurt ging nun das bundesweite Artenschutzprojekt „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“ mit einer Tagung zu Ende. Die Ergebnisse des Projekts sollen dazu beitragen, dass die seltene Waldfledermaus und mit ihr andere gefährdete Arten des Waldes besser geschützt werden.

von Stiftung FLEDERMAUS, Naturstiftung David, NABU Baden-Württemberg, NABU Niedersachsen/Redaktion erschienen am 25.11.2024
Mopsfledermaus im Flug © Pröhl/fokus-natur.de
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BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm lobte den Vorbildcharakter des Projektes: „Naturschutz braucht Unterstützung und Kooperationen. Das zeigt das Projekt ‘Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland’ im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Den Projektbeteiligten ist es gelungen, gemeinsame Interessen von Lebensraumansprüchen der Mopsfledermaus und ökosystemgerechter Waldbewirtschaftung zu identifizieren und ein Bewusstsein für den Schutz der Mopsfledermaus und den Schutz des Lebensraumes Wald zu schaffen. Zusammen mit allen Akteuren der Forstwirtschaft, mit Waldbesitzenden, Behörden und Verbänden konnten Schutzmaßnahmen erfolgreich umgesetzt werden. Mein besonderer Dank gilt den ehrenamtlich engagierten Menschen, die herausragende Arbeit geleistet haben. Das Projekt zeigt einmal mehr, wie sehr Naturschutz das Ehrenamt braucht."

Durch intensive Forschung konnten die Projektpartner bisher unbekannte Vorkommen der Mopsfledermaus aufspüren. Mit Hilfe akustischer Aufnahmegeräte und Radiotelemetrie entdeckten sie mehr als 30 neue Wochenstubenkolonien – die „Kinderstuben“ der Fledermäuse – in acht Bundesländern. Diese Wochenstuben sind entscheidend, da sie die Kerne der Populationen darstellen und wichtige Hinweise auf geeignete Lebensräume geben. Über 150 Ehrenamtliche und mehr als 30 Forstämter beteiligten sich an der Suche. Das erfreuliche Ergebnis: Die Zahl der Mopsfledermäuse in Deutschland erholt sich langsam. Trotzdem gilt die Art deutschlandweit weiterhin als stark gefährdet. Um ihren europaweiten Erhalt zu sichern, sind weitere Schutzbemühungen erforderlich.

Burkhard Schneider (Bundesforst) betont aus Sicht der Forstwirtschaft: „Was wir Forstleute brauchen, ist ein Werkzeugkasten mit geeigneten Instrumenten, der uns je nach Ausgangslage ermöglicht, konkrete Maßnahmen zum Erhalt und Schutz der Mopsfledermaus umzusetzen. Oftmals sind es gerade die kleinen Maßnahmen, wie das Erkennen und Belassen von geeigneten Habitatbäumen, die schon Großes bewirken können. Je mehr wir über bedrohte Arten wissen, umso besser können wir sie schützen. Dafür braucht es Fachleute und Spezialisten sowie die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen, die unsere Wälder und Landschaften pflegen und gestalten. Deshalb hat Bundesforst sehr gern als Partner an diesem Projekt mitgewirkt.“

Der Wald als Schlüssel für den Schutz der Art

Die Mopsfledermaus ist eng an den Wald gebunden. Ihre Quartiere bezieht sie in Spalten hinter abstehender Rinde oder in Stammaufrissen. Besonders alte, zerfallende Bäume und stehendes Totholz bieten ideale Verstecke. Die Analyse der im Projekt gesammelten Daten zeigt, dass die Mopsfledermaus große Waldgebiete bevorzugt. Ihre Quartierzentren liegen dabei immer in Waldbereichen mit einer hohen Anzahl solcher Spaltenquartiere. Diese Quartiere sind meist kurzlebig, da sich die Rinde oft schon nach kurzer Zeit vollständig löst. Daher ist es wichtig, dass im Umfeld ständig neue Quartiere entstehen, indem ausreichend Bäume alt werden und absterben dürfen. Im Projekt wurde auch deutlich, dass die Mopsfledermaus kurzfristig vom Absterben der Fichten durch den Klimawandel und den Borkenkäfer profitiert, da hierbei zunächst viele neue Quartiere entstehen. Die Berücksichtigung dieses Wissens durch die Forstwirtschaft ist bedeutend für den Schutz der Art.

Das Projekt hat gezeigt, dass bestehende Artenschutzkonzepte der Forstverwaltungen um spezielle Maßnahmen für die Mopsfledermaus ergänzt werden sollten. Erforderlich ist eine enge Kooperation von Waldbesitzenden, Forstbetrieben und Fledermausschutz. Mit Projektmitteln wurden daher gemeinsam erste Maßnahmen modellhaft umgesetzt. Dazu zählen der Kauf von Quartierbäumen in der niedersächsischen Elbtalaue, der Kauf von privaten Waldbeständen in Hessen, die Schaffung eines „Waldrefugiums“ in einem Kirchwald in Baden-Württemberg und die Gestaltung von Waldrändern und blütenreichen Säumen in Thüringen. Martin Biedermann (Stiftung FLEDERMAUS, Projektleiter) bedankt sich für das große Engagement von Forst und Ehrenamt: „Die Erfolge, die wir im Projekt erzielen konnten, wären ohne die enge Zusammenarbeit mit Forstämtern, Waldbesitzenden und den vielen engagierten Ehrenamtlichen nicht möglich gewesen. Ihr Einsatz und ihre Bereitschaft, gemeinsam mit uns neue Wege im Artenschutz zu gehen, haben entscheidend dazu beigetragen, dass wir die Lebensräume der Mopsfledermaus besser verstehen und schützen können. Dafür danke ich allen Beteiligten sehr herzlich. Nur durch diese Kooperation können wir den langfristigen Erhalt der seltenen Art sichern.“

Deutschland in besonderer Verantwortung

Deutschland trägt aufgrund der Größe seiner Mopsfledermaus-Population eine hohe Verantwortung für den Erhalt dieser Art in Europa. In ihrer Bedeutung als „Schirmart“ hilft ihr Schutz auch vielen weiteren Arten, die auf naturnahe Waldlebensräume angewiesen sind. Die im Projekt erprobten Maßnahmen bieten eine Grundlage, wie dies nachhaltig im Alltag und der Praxis der Forstwirtschaft gelingen kann.

Alle Projektergebnisse und praxisnahen Handlungsempfehlungen enthält die Publikation „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus – ein Leitfaden für die Praxis“, die auf der Tagung erstmals vorgestellt wurde und ab Ende November als Download auf www.mopsfledermaus.de verfügbar ist.

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