
Luchs soll in den Thüringer Wald zurückkehren
Das neue Artenschutzprojekt „Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen“ ist im Januar gestartet. Mit dem Projekt soll die Ausbreitung des Luchses in Deutschland und Mitteleuropa gefördert und ein stabiler Populationskern im Thüringer Wald geschaffen werden. Dafür sollen innerhalb der kommenden vier Jahre bis zu fünf Luchse pro Jahr in Thüringen ausgewildert werden.
von BUND/WWF/Red erschienen am 19.02.2024Hinter dem Projekt „Luchs Thüringen“ steht ein breites Bündnis aus zehn Organisationen innerhalb und außerhalb Thüringens, das gemeinsam die Zukunft des Luchses in Mitteldeutschland gestalten möchte. Koordiniert wird das Projekt durch den BUND Thüringen.
Sebastian König, Landesgeschäftsführer des BUND Thüringen, erklärt: „Der BUND Thüringen setzt sich bereits seit vielen Jahren für den Erhalt des Luchses im Freistaat ein. Unsere Feldarbeiten liefern wichtige Informationen zum Vorkommen der Art in Thüringen und unsere Zuchtanlage im BUND Wildkatzendorf Hütscheroda ist in Deutschland bislang einzigartig. Hier können in Gefangenschaft geborene Luchse ohne Kontakt zu Menschen aufwachsen und optimal auf ein Leben in freier Wildbahn vorbereitet werden.“
Kathrin Samson, Vorständin Naturschutz beim WWF Deutschland kommentiert: „Die Zukunft der Luchse in Deutschland entscheidet sich in Thüringen. Wir brauchen die Wälder dort als Verbindungskorridore zwischen den Luchspopulationen im Harz und im Bayerischen Wald.“ Dazu bekommen die Luchse Sprunghilfe aus Rumänien: Neben den Luchsen aus Gehegehaltung sollen etwa zehn Luchse als Wildfänge aus den rumänischen Karpaten in den Thüringer Wald umgesiedelt werden. Um dies zu gewährleisten, sind zwei rumänische Partnerorganisationen in das Projekt eingebunden. „Neben dem Fang der Luchse unterstützen wir unsere rumänischen Kolleginnen und Kollegen auch beim Monitoring der Art und helfen so, wichtige Daten zur Verbreitung und Populationsdichte des Luchses in den Karpaten zu sammeln“, erklärt Samson.
Der Luchs kommt in Deutschland derzeit in drei Gebieten vor – im Harz, im Bayerischen Wald und im Pfälzerwald. Nach Schätzungen des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) leben momentan etwa 125 bis 135 selbstständige Luchse in Deutschland. In Thüringen sind etwa fünf bis zehn Luchse dauerhaft heimisch, vor allem im Norden des Freistaats. Doch die Vorkommensgebiete sind weit voneinander entfernt und ein Austausch von Individuen findet kaum statt. Dies kann langfristig zu genetischer Verarmung führen und gefährdet den Fortbestand der Art in Deutschland und Mitteleuropa. Um den genetischen Austausch der Luchspopulationen Mitteleuropas zu fördern, schlagen Experten daher die Gründung weiterer Populationskerne zwischen den etablierten Vorkommensgebieten vor. Aufgrund seiner zentralen Lage kommt dem Thüringer Wald eine herausragende Rolle bei der Umsetzung dieser Strategie zur Vernetzung der Luchsvorkommen Mitteleuropas zu.
Im Rahmen des Vorgänger-Projekts „Trittstein Thüringer Wald“ entstand im Mai 2023 im Wildkatzendorf Hütscheroda ein Koordinationsgehege, in dem in Gefangenschaft geborene Luchse ohne Kontakt zu Menschen aufwachsen und auf ein Leben in Freiheit vorbereitet werden. Gemeinsam mit den bis zu zehn Wildfängen aus Rumänien werden sie im Thüringer Wald ausgewildert. Direkt vor ihrer Auswilderung werden sie in einem durch ThüringenForst errichteten Soft-Release-Gehege im Thüringer Wald untergebracht, um sich an ihre zukünftige Umgebung zu gewöhnen.
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