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Landcare Europe

Europäisches Netzwerk für Landschaftspflege

LANDCARE EUROPE – das ist das europäische Netzwerk, welches Landwirtschaft, Naturschutz und Gemeinden zusammenbringt, um biologische Vielfalt, intakte Ökosysteme und Lebensqualität in unseren europäischen Kulturlandschaften zu erhalten und zu fördern. Dr. Sylvie Rockel, Corinna Friedrich und Dr. Simone Schneider stellen das Projekt vor.

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Workshop in Rumänien
Workshop in RumänienMichelle Maggi
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40 Prozent der Natura-2000-Gebiete Europas werden landwirtschaftlich genutzt. Ihr Schutz und ihre Entwicklung zur Umsetzung der FFH- (Fauna-Flora-Habitat) und Vogelschutzrichtlinie kann nur grenzübergreifend und in Zusammenarbeit mit Landwirtschaft, Naturschutz und Politik erreicht werden.

Deshalb bemüht sich der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) e.V. bereits seit über 15 Jahren um den Aufbau eines europäischen Netzwerks von Landschaftspflegeorganisationen. Das Naturschutzsyndikat SICONA, aktiv in Luxemburg, unterstützte das Vorhaben von Anfang an. Nach jahrelanger Vorarbeit erkannte die EU 2021 das Erfolgsprinzip der Landschafspflegeverbände an und fördert daher ein zweijähriges Projekt, in dessen Rahmen daseuropäische Netzwerk „Landcare Europe“ offiziell etabliert werden soll. Zu den Gründungsmitgliedern zählen neben der Projektleitung DVL auch SICONA (Luxemburg) sowie Agri-Cultura-Natura Transylvaniae (Rumänien), Baltic Environmental Forum (Litauen), BoerenNatuur (Niederlande), Fédération Conservatoires d‘Espaces Naturels (Frankreich), Legambiente Lombardia (Italien) und Trashumancia y Naturaleza (Spanien). Damit repräsentiert das Netzwerk bereits mehr als 250 Landschaftspflege- und ähnliche Organisationen mit über 2000 Mitarbeitenden, die mit 29 Ländern in Form von Projekten, Austauschreisen und Wissensaustausch zusammenarbeiten.

Was sind die Handlungsfelder des Netzwerkes?

Im Rahmen des Netzwerkes arbeiten die Partnerorganisationen in vier Bereichen zusammen:

  1. Erfahrungsaustausch über Wissen und Leuchtturmprojekten in den verschiedenen Ländern, um die EU-Umwelt- und Klimaschutzziele im Bereich Landwirtschaft besserumzusetzen.
  2. EU-Lobbying: Hervorheben von Bedeutung und Notwendigkeit der Arbeit vonLandschaftspflegeorganisationen gegenüber EU-Gremien, um die finanzielle Unterstützung für die Landschaftspflege zu forcieren.
  3. Vergrößerung des Netzwerkes: Unterstützung von Aktivitäten und Neugründungen von Landschaftspflegeorganisationen und ähnlichen Institutionen auf nationaler Ebene.
  4. Nationale Umsetzung von EU-Umwelt- und Klimaschutzstrategien wie dieGemeinsame EU-Agrarpolitik (GAP), die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), die EU-Biodiversitätsstrategie 2030 oder die "Farm-to-Fork"-Strategie (vom Erzeuger bis zumVerbraucher).

Erfahrungsaustausch als Schlüssel

Zusammen arbeiten die Partner an dem Netzwerkaufbau, der Organisationsstruktur und daran, die Umsetzung der europäischen Nachhaltigkeitsziele voranzutreiben. Wie dies am besten in die Praxis umgesetzt werden kann, diskutieren die Partner und andere Expertinnen und Experten in dreitägigenWorkshops in den Partnerländern. Die Arbeitsschwerpunkte in den Workshops liegen u.a. auf der Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen in Natura 2000- und anderen Schutzgebieten, die durch Landnutzenden gemanagt werden oder Maßnahmen zur Förderung von Natur- und Biodiversitätsmaßnahmen, die in den nationalen Strategieplänen der GAP vereinbart wurden.

Austausch & Veranstaltungen

Darüber hinaus befinden sich auch andere Themen der Landschaftspflegeverbände auf dem Programm der Workshops, die in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Partnerorganisation imGastland organisiert werden: Das breite Feld der Regionalvermarktung sowie die positiven Auswirkungen auf Landwirtschaft, Artenvielfalt, Wasser und Boden als Folge einer Kooperation von Landwirtinnen und Landwirten, Umweltorganisationen und Gemeinden standen auf der Agenda desWorkshops im wunderschönen italienischen Mailand Ende April 2022. Knapp 30 Teilnehmende diskutierten in einem weiteren Workshop im Juli 2022 in den rumänischen Karpaten dashochbrisante Thema Herdenschutz und Entschädigungssysteme für Weidetierhaltende bei Wildtierschäden in der Landwirtschaft. Highlight der Workshops sind die Exkursionen zu verschiedenen Leuchtturmprojekten vor Ort, inklusive Gesprächen mit Praktikerinnen und Praktikern sowie der Verkostung regionaler Produkte.

Auch 2023 stehen noch zwei Workshops an: Anfang März 2023 lädt der spanische Netzwerkpartner ins andalusische Jaén, dem Land des Olivenöls, ein. Neben nachhaltigem Olivenanbau werden auch andere traditionelle und moderne Agroforstsysteme sowie Wasser- und Bodenmanagement thematisiert. Am Kurischen Haff in Litauen erwartet die Teilnehmenden im April 2023 ein Austausch zu innovativen und kooperativen Ansätzen für die Renaturierung von Lebensräumen – speziell Feuchtgebieten wie Mooren – einhergehend mit dem Ausbau von Natura-2000-Gebieten zusammen mit Landwirtinnen und Landwirten sowie deren Honorierung für die Förderung vonÖkosystemleistungen, wie sie im Modellansatz der Gemeinwohlprämie vom DVL getestet und derBundesregierung vorgeschlagen wurde.

Alle Workshop-Beiträge und Ergebnisse sowie Hinweise zu kommenden Veranstaltungen (einschließlich Anmeldung) sind auf der Netzwerkwebseite zu finden.

Die Zukunft von Landcare Europe

Dass Interesse an diesem gebiets- und grenzübergreifenden Netzwerk besteht, bestätigten die vergangenen zwei Workshops sowie die über 140 Interessenten, die sich zu einer zweistündigen Online Info-Veranstaltung zu Landcare Europe am 16. November 2022 angemeldet hatten. Da es derzeit kein europäisches Vereinsrecht gibt, wird in den nächsten Monaten über die zukünftige Rechtsform, Netzwerkstruktur und -kultur entschieden, sodass die offizielle Gründung im Juni 2023 in Brüssel in einer EU-Konferenz gefeiert werden kann. Bis dahin können Interessierte mit einer Absichtserklärung ihre Unterstützung sowie den Wunsch Mitglied zu werden zusichern.

Landcare Europe ist für alle Nicht-Regierungsorganisationen und gemeinnützigen Organisationen offen, die sich mit den Werten und Zielen des Netzwerkes identifizieren können. Dabei bleiben die einzelnen Mitglieder, die Landcare Europe vertreten, in ihren eigenen Aktivitäten unabhängig.

Ziel des Netzwerkes ist es, Landcare Europe auf alle europäischen Länder auszuweiten, da die Herausforderungen zu Biodiversität, Klima- und Gewässerschutz nicht an Landesgrenzen enden. Nach jahrelanger Vorarbeit hat das Erfolgsprinzip der Landschaftspflegeverbände den Sprung auf die europäische Ebene geschafft. Nun möchte es sich dort mit dem Netzwerk als Mittler zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen (Landwirtschaft, Naturschutz und Politik) etablieren sowie deren Zusammenarbeit fördern: ein Gewinn für Landwirtschaft und Naturschutz in Europa.

 

Kontakt: Dr. Sylvie Rockel, Projektleitung Landcare Europe, info@landcare-europe.org, https://www.landcare-europe.org/

Autorinnen

Dr. Sylvie Rockel © DVL

Dr. Sylvie Rockel, geboren 1981, studierte Bioverfahrenstechnik an der TU Dresden und promovierte in Bioengineering an der EPFL(Schweiz), bevor sie sich 2013 auf beruflich voll dem Umweltschutz widmete. Von 2014-2017 leitete sie in Brüssel ein Projekt zum Umweltschutz in den EU-Überseegebieten und gewann anschließend praktische Erfahrung in Südamerika. Seit September 2021 leitet sie das Projekt LANDCARE EUROPE beim DeutschenVerband für Landschaftspflege (DVL) in Ansbach.

s.rockel@dvl.org

 

Corinna Friedrich © DVL

Corinna Friedrich, geboren 1986, Studium der Geografie mit Schwerpunkt nachhaltige Regionalentwicklung in Bayreuth, Brüssel, Wien, Kopenhagen und Madrid. Seit 2017 Projektmanagerin beim Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL). Aktuell zuständig für das europäische Netzwerk von Landschaftspflegeorganisationen LANDCARE EUROPE sowieThemen- und Projektentwicklung.

c.friedrich@dvl.org

 

Dr. Simone Schneider © SICONA/Eric Devillet

Dr. Simone Schneider ist Leiterin der wissenschaftlichen Abteilung des Naturschutzsyndikates SICONA und war 2017 bereits bei der ersten Vorstellung von LANDCARE EUROPE in Brüssel dabei.

simone.schneider@sicona.lu

Termine

07.-09.03.2023: Landcare Europe Workshop in Jaén (Andalusien), Spanien: "Increasing economicviability by biodiversity & agroforestry in & outside Natura 2000 areas"

18.-20.04.2023 Landcare Europe Workshop in Klaipeda, Lithuania: "Innovative approaches topromote species & habitat restoration in & outside Natura 2000 areas"

07.06.2023 Landcare Europe Konferenz in Brüssel

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