
Gelingt die großflächige Wiederansiedlung von Torfmoos?
Werden Moore wiedervernässt, leisten sie einen erheblichen Beitrag als Kohlenstoffspeicher. Sie anschließend auf eine klimaneutrale Bewirtschaftung umzustellen, ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll. Ein Weg führt über die Aussaat von Torfmoos. Ob das großflächig gelingt, entscheidet sich aktuell in den Laboren der Bioverfahrenstechnik am Fachbereich Angewandte Biowissenschaften und Prozesstechnik der Hochschule Anhalt.
von Hochschule Anhalt/Red erschienen am 24.01.2024Die Forschenden arbeiten im Projekt „MOOSStart“ daran, Torfmoose und Torfmoos-Saatgut im Labor zu vermehren. In einem Bioreaktor wollen sie mehrere Kilogramm Torfmoos pro Tag kostengünstig und an nahezu jedem Ort produzieren. Die Arbeit knüpft an die Forschung der Universität Freiburg an: Dort gelang es nach jahrelangen Versuchen, verschiedene Torfmoos-Arten im Labor zu züchten und ein technisches Verfahren zur Vermehrung zu entwickeln. Gemeinsam mit Ökobiologen der Universität Greifswald konnte das Saatgut erfolgreich auf wiedervernässten Mooren ausgebracht werden. In MOOSStart soll dieser bislang kleinflächige Ansatz auf große Flächen übertragen werden.
Ohne gezielte Aussaat würde das Moos auf den wiedervernässten Moorflächen nur langsam wachsen – etwa einen Millimeter pro Jahr. Mehrere Chancen wären vertan: die zusätzliche Speicherung von Treibhausgasen aus der Atmosphäre, die Ernte der Moos-Pflanzen als Einnahmequelle für Landwirte und als Ersatz für Torf. Damit könnte der Abbau aus noch intakten Mooren verhindert und diese besser geschützt werden. Welche Torfmoos-Arten sich als Alternative besonders eignen, haben die Freiburger und Greifswalder Forschenden bereits herausgefunden.
Im Labor der Bioverfahrenstechnik in Köthen sollen sie sich möglichst schnell und in hoher Qualität vermehren. „Die entscheidenden Faktoren sind – vereinfacht gesagt – immer die Versorgung mit Licht und Nährlösung, beides optimieren wir“, erklärt Prof. Claudia Grewe mit Blick auf verschiedene durchsichtige Behälter. Darin werden die zerkleinerten Moospflanzen in Bewegung gehalten. „Auf 35 Liter konnten wir die Biomasse bereits anwachsen lassen – ein Rekord“, freut sich die Leiterin des Projekts MOOSStart. „Diese Expertise in der Biotechnologie und Verfahrenstechnik sind wichtige Voraussetzungen, um nun auch andere Ideen der Bioökonomie anwendbar zu machen und breit nutzen zu können.“
Inwieweit sich die Ernte noch steigern lässt, zeigen die nächsten Monate. Wie ein Bioreaktor für gezüchtete Moose am Ende des Projekts Ende 2025 aussehen wird, steht ebenfalls noch nicht fest. Das erste Gewächshaus für Torfmoose als wichtiges Puzzleteil zum Schutz der Moore und des Klimas ist aber zum Greifen nah.
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