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Weidehaltung und Wölfe

Wissensaustausch als Präventionsgrundlage

Wie stehen Tierhaltende zu Maßnahmen wie „wolfsabweisende Zäune“ oder Schutzhunde und nimmt die Verfügbarkeit von Fördergeldern darauf einen Einfluss? Das haben Forschende mit einer Befragung von 353 Personen aus Bayern untersucht.

von Georg-August-Universität Göttingen/Red erschienen am 13.11.2025
Insbesondere kleine Weidetiere wie Schafe und Ziegen können leichte Beute für Wölfe werden, wenn sie nicht ausreichend geschützt sind. © Friederike Riesch
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Wölfe waren in Teilen Mitteleuropas lange ausgestorben. Durch einen strengen Artenschutz konnten sie sich in den vergangenen Jahrzehnten wieder ausbreiten. Das bringt Herausforderungen mit sich: Damit Weidetiere wie Schafe und Rinder nicht von hungrigen Wölfen gerissen werden, ist Herdenschutz vielerorts unabdingbar. Ein Forschungsteam der Universität Göttingen, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Technischen Universität Dresden und der Schweizer Stiftung KORA untersuchte die Herausforderungen mit einer Befragung. Dabei zeigte sich, dass die Bereitschaft zum Herdenschutz vor allem von sozialen Einflüssen abhängt. Außerdem wurde deutlich, dass finanzielle Unterstützung mit einer höheren Bereitschaft zum Einsatz wolfsabweisender Zäune einhergeht. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „People and Nature“ veröffentlicht.

Um die Wahrnehmungen und Absichten zum Herdenschutz zu ermitteln, hat das Team 2022 eine Online-Umfrage unter Landwirten mit Weidetieren in Bayern durchgeführt. Die Forschenden werteten die Antworten von 353 Personen aus. Dabei stützten sie sich auf die „Theorie des geplanten Verhaltens“: Ob jemand etwas tut oder nicht, hängt der Theorie nach in erster Linie davon ab, wie stark die Person zu dem Verhalten entschlossen ist. Ihre Absicht wird dabei von drei Faktoren beeinflusst: der persönlichen Einstellung („Halte ich es für sinnvoll?“), dem sozialen Druck („Wie steht mein Umfeld dazu?“) und der empfundenen Kontrolle („Kann ich es umsetzen?“).

Wolfsabweisender Zaun, hier für eine Rinderweide: Fünf stabile Drahtstränge und Strom sollen verhindern, dass Wölfe den Zaun überwinden.
Wolfsabweisender Zaun, hier für eine Rinderweide: Fünf stabile Drahtstränge und Strom sollen verhindern, dass Wölfe den Zaun überwinden. © Friederike Riesch

Welche Beweggründe die Bereitschaft zum Herdenschutz prägen, unterscheidet sich den Ergebnissen der Umfrage nach zwischen verschiedenen Maßnahmen. Die größte Rolle spielt aber bei allen Maßnahmen das soziale Umfeld. „Es ist daher wichtig, dass Landwirtinnen und Landwirte Beispiele für erfolgreiche Weidehaltung in Wolfsgebieten kennenlernen und untereinander Wissen und Erfahrungen austauschen“, sagt Dr. Friederike Riesch, Erstautorin der Studie aus der Abteilung Graslandwissenschaft der Universität Göttingen.

Ausweitung der Förderzonen auf ganz Bayern sinnvoll

Finanzielle Unterstützung kann zusätzliche Anreize schaffen, wie die Studie außerdem zeigt: In gewissen Zonen rund um die Reviere standorttreuer Wölfe fördert das Land Bayern wolfsabweisende Zäune und Herdenschutzhunde. In der Befragung zeigten sich Tierhaltende in solchen Zonen stärker gewillt, die Zäune aufzustellen. Am höchsten ist die Absicht dabei unter denjenigen, deren Weidetiere unmittelbar im Wolfsgebiet stehen. Sie müssen nämlich einen Grundschutz vorweisen, um Ausgleichszahlungen für Schäden durch Wölfe zu erhalten. „Die Ergebnisse zeigen, dass Subventionen den Einsatz von Herdenschutzmaßnahmen begünstigen. Demnach ist es empfehlenswert, die Förderung wolfsabweisender Zäune auf das gesamte Bundesland auszuweiten“, erklärt Dr. Malte Möck, Zweitautor vom Fachgebiet Agrar- und Ernährungspolitik der Humboldt-Universität zu Berlin.

Herdenschutzhunde: Eine ganz andere Herausforderung

Auf die Absicht, Hunde zum Schutz der Weidetiere einzusetzen, hat die Förderkulisse der Umfrage zufolge hingegen keinen Einfluss. Die damit verbundenen Herausforderungen sind mit finanziellen Mitteln nicht zu lösen, schließen die Forschenden.

Neben Vernetzung und Förderung empfehlen die Forschenden Angebote zur praktischen Unterstützung beim Herdenschutz, um die zusätzliche Arbeitsbelastung zu reduzieren. Solche Aktionen fördern zugleich den Austausch zwischen Menschen mit unterschiedlichen Sichtweisen und können dadurch Konflikte um Wölfe und Weidehaltung entschärfen.

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