Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Land-Innovation-Lausitz

Ein Bündnis für nachhaltige Landwirtschaft und Bioökonomie

Seit 2019 gibt es das Bündnis „Land-Innovation-Lausitz“ als Kooperation des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU). Was das Bündnis ausmacht, hat uns Elke Thiele erklärt.

von Julia Schenkenberger erschienen am 03.02.2025
Die Nachtkerze ist eine der Arten, die sich im Projekt InnoWild behauptet haben. Sie wird in InnoWert weiter untersucht. © Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ)
Artikel teilen:

Wer sich für ein Leben als Landwirt in der Lausitz entscheidet, ist sicherlich nicht den einfachsten Weg gegangen: Bei Ackerzahlen von – wenn es gut läuft – maximal 30 Bodenpunkten grenzt es an Kunst, gute Erträge zu erzielen. Viele Flächen sind, nachdem hier über Jahrzehnte Braunkohle abgebaut und die Tagebaulöcher anschließend verfüllt wurden, nur schwer zu bewirtschaften. Der Klimawandel tut mit immer längeren Dürreperioden sein Übriges. Wie also soll Landwirtschaft hier nachhaltig gelingen? Ein „Weiter so“ der konventionellen Bewirtschaftung mit immer mehr chemischen Produkten kann nicht die Lösung sein – das weiß jeder, der sich dort mit der Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Böden seinen Lebensunterhalt verdienen muss.

Klar ist: Neue Lösungen müssen her – solche, die die Landwirtschaft auch unter den sich ändernden Bedingungen des Klimawandels fit für die Zukunft machen. Dies ist das Ziel von LIL – dem Bündnis Land-Innovation-Lausitz, das im Rahmen des Programms „Wandel durch Innovation in der Region“ (WIR!) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. „Es geht dabei um mehr als Tagebauflächen zu rekultivieren und wieder nutzbar zu machen“, erklärt Elke Thiele. Sie ist im Bündnis zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. „Es geht um biobasiertes zukunftsfähiges Wirtschaften für die Region!“ Ihr Team hat sich viel vorgenommen: Die Lausitz soll sich zur Modellregion für die Anpassung der Landnutzung an den Klimawandel entwickeln.

Das Team von LIL
Das Team von LIL © Elke Thiele / ZALF

Dazu arbeiten die wissenschaftlichen Träger ZALF und BTU im Bündnis mit zahlreichen Partnern aus der Praxis zusammen – derzeit über 50 Akteure. In verschiedenen Projekten entwickeln und erproben Praxis und Wissenschaft gemeinsam neue Ansätze. Es ist diese Kombination, die den Mehrwert der Projekte ausmacht. Wichtiger Faktor dabei: Die Praxispartner bekommen eine Vergütung für ihren Aufwand. Das ist auch notwendig, erklärt Elke Thiele: „Die Landwirtschaft steht massiv unter Druck und nicht jedes Projekt geht so positiv aus, wie man es sich erhofft hat.“ Soll heißen: Die Landwirte sollen keinen Nachteil davon haben, sich an der Forschung zu beteiligen. Stattdessen sind sie unverzichtbare Partner der Forschenden.

Elke Thiele und das Koordinations-Team des Bündnisses steuern die Gesamtstrategie, übernehmen dabei die Abstimmung der Projekte und Projektpartner, sorgen für Vernetzung und meistern einen guten Teil der Öffentlichkeitsarbeit – die Kernkompetenz von Elke Thiele.

Sie engagiert sich mit vollem Elan für diese Tätigkeit, ist auf Tagungen ebenso unterwegs wie auf Wochenmärkten, Feldtagen und mehr und hat das Talent, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. „Wer nicht bei drei auf den Bäumen ist, kommt nicht darum herum, mit mir zu reden“, lacht sie. Ursprünglich gelernte Buchbinderin, hat sich Thiele durch die PR-Arbeit für verschiedenste Akteure im Bereich Naturschutz und Landnutzung tief eingearbeitet. Sie weiß, von was sie spricht – und sie ist in der Lage, zu „übersetzen“, wenn es darauf ankommt. Ein weiterer wesentlicher Aspekt: Sie begeistert sich für jedes einzelne Thema, jedes einzelne Projekt.

Auf Stammtischen können sich Akteure vor Ort zu bestimmten Themen austauschen.
Auf Stammtischen können sich Akteure vor Ort zu bestimmten Themen austauschen. © Elke Thiele / ZALF

Besonders am Herzen liegen Thiele Projekte, die einen Doppelnutzen mit sich bringen. Ein Paradebeispiel dafür ist „FUFAPRO“. Das Vorhaben dreht sich um Entwicklung und Etablierung der Doppelnutzung von Luzerne zur Produktion von eiweißreichem Futter und rohfaserreichem Stängelmaterial. Elke Thiele erklärt den Ansatz: Die Landwirte im Projekt mähen die Luzerne zweimal jährlich im Frühjahr und im Sommer mit Doppelmessermähwerken. Die Blätter im Frühjahr sind besonders proteinreich. Das kommt dem Milchvieh zugute, die Kühe geben messbar mehr Milch. Später im Sommer kommt es auf die Mahd der Halme an: Ihre Fasern sind Ausgangsmaterial für diverse Produkte. Außerdem hat die Luzerne eine weitere Eigenschaft, die den Landwirten zugutekommt: Ihre Wurzeln lockern den Boden auf, zugleich reichert sie mithilfe der Knöllchenbakterien Stickstoff im Boden an. Das begeistert nicht nur Elke Thiele: „Einer unserer Landwirte hat vor, eine Liebeserklärung an die Luzerne zu schreiben“, schmunzelt sie.

Im Projekt "FUFAPRO" untersuchen die Wissenschaftler Möglichkeiten zur Doppelnutzung von Luzerne
Im Projekt "FUFAPRO" untersuchen die Wissenschaftler Möglichkeiten zur Doppelnutzung von Luzerne © Elke Thiele / ZALF

Das Projekt sorgt noch für einen weiteren Effekt: Der Boden ist länger bedeckt. Gerade in trockenen Frühjahren und Sommern ist das von größter Bedeutung – das zeigen gleich mehrere Projekte. „Einem unserer Landwirte ist regelmäßig der Acker einfach weggeflogen“, beschreibt Elke Thiele die Auswirkungen der Winderosion auf den feinen Boden der Lausitz. „Da braucht es nicht einmal einen Sturm, da reicht ganz normaler Wind.“ Stattdessen zu begrünen und vielleicht sogar Gehölzstreifen anzulegen – die als Agroforst zusätzlich auch den Wasserhaushalt der benachbarten Ackerstreifen verbessern – ist ein Schritt auf dem Weg zu einer besseren und klügeren Landnutzung.

Auch andere Projekte beschäftigen sich mit naturbasierten Ansätzen – InnoWild und InnoWert beispielsweise. Bei InnoWild wurde erprobt, wie ein Anbau- und Verwertungssystem von heimischen und klimaangepassten Wildpflanzen aussehen kann. Hier bewährten sich die Gemeine Nachtkerze und die Kleine Bibernelle besonders. Die beiden Pflanzenarten werden nun im Rahmen von InnoWert weiter untersucht, um neue Wertschöpfungsketten mit den Produkten dieser Arten zu schaffen.

Im Projekt InnoWild sollen heimische  und klimaangepasste Wildpflanzen für die Landwirtschaft nutzbar gemacht werden.
Im Projekt InnoWild sollen heimische und klimaangepasste Wildpflanzen für die Landwirtschaft nutzbar gemacht werden. © Elke Thiele / ZALF

Deutlich technischer sind andere Forschungsansätze, beispielsweise das Vorhaben „iEnergy Solutions“, bei dem es darum geht, integrative Energielösungen in der Landwirtschaft zu entwickeln. Das Konzept impliziert eine Einbindung von Photovoltaik – die Lausitz ist auch nach Ende des Braunkohleabbaus noch eine Region der Energiegewinnung – in die Landschaften bei gleichzeitiger landwirtschaftlicher Nutzung und der nachhaltigen, ökologischen Landnutzung durch Diversifizierung der Agrarlandschaft.

Die Beispiele zeigen: die inhaltliche Bandbreite der Projekte ist extrem breit gefächert. Eines jedoch ist allen gemein: Im weiteren Sinne beschäftigt sich die Mehrheit der Vorhaben mit Boden und Pflanzen – den Grundlagen der Landwirtschaft.

Damit trotz aller inhaltlichen Unterschiede auch innerhalb des Bündnisses ein projektübergreifender Austausch entsteht, hat das Koordinationsteam im Herbst 2024 erstmals das „Lausitzer ZukunftsForum Landnutzung“ veranstaltet. Denn, wie Elke Thiele betont: „Wir müssen uns vernetzen. Wir schaffen die Herausforderungen nur gemeinsam!“ Das Forum war ein voller Erfolg: Akteure aus den unterschiedlichsten Bereichen nahmen teil und diskutierten. „Ich staune, was da alles passiert“, freut sich Thiele. „Es gibt so viele Menschen, die etwas bewegen wollen!“

Beim Zukunftsforum Landnutzung diskutierten verschiedenste Akteure gemeinsam Fragen rund um eine zukunftsfähige Landnutzung und den Aufbau einer nachhaltigen Bioökonomie
Beim Zukunftsforum Landnutzung diskutierten verschiedenste Akteure gemeinsam Fragen rund um eine zukunftsfähige Landnutzung und den Aufbau einer nachhaltigen Bioökonomie © Sascha Thor / BTU

Ende 2025 endet die Förderung unter der Trägerschaft von ZALF und BTU. Die Koordinatorinnen versuchen derzeit, einzelne Projekte zu verstetigen, sodass auch nach Ende des Bündnisses der Gedanke und die Ziele weitergetragen werden können. Außerdem gibt es bereits erste Ideen für ein Nachfolgebündnis, verrät Elke Thiele. Wir dürfen gespannt sein, wann diese spruchreif sind.

  • Name: Land-Innovation-Lausitz
  • Trägerschaft: Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e.V., Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU)
  • Mitarbeitende: 3
  • Ziel: Entwicklung der Lausitz hin zu einer Modellregion für die Anpassung der Landnutzung an den Klimawandel
Kontakt

Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V.

Eberswalder Straße 84

15374 Müncheberg

Tel.: +49 355 69 43 46

https://land-innovation-lausitz.de/

Zur Person
Elke Thiele
hat sich nach einem Volontariat und verschiedenen Stationen im Bereich Public Relations und Pressearbeit auf Naturschutz und Landnutzung spezialisiert und betreut derzeit die Öffentlichkeitsarbeit von LIL.
Mehr zum Thema:
0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren