
Besenderung gibt Aufschluss über Bedrohungen außerhalb der Brutgebiete
Wie bei vielen Wiesenvögeln sind die Bestände des Brachvogels in den letzten Jahrzehnten infolge der Intensivierung der Landwirtschaft massiv zurückgegangen. Trotz umfangreicher Schutzmaßnahmen in den Brutgebieten ist es bisher nicht gelungen, den negativen Bestandstrend der Art umzukehren. Die Bedrohungen entlang der Zugrouten und in den Überwinterungsgebieten sollten daher bei zukünftigen Schutzkonzepten stärker berücksichtigt werden, so das Ergebnis zweier Forschungsprojekte.
von Prof. Dr. Thomas Fartmann (Universität Osnabrück)/Redaktion erschienen am 07.01.2025Im Rahmen der Forschungsprojekte wurden im Nordwesten Deutschlands mehr als 100 Brachvögel mit GPS-Sendern ausgestattet. Die Projektarbeiten der Universität Osnabrück wurden dabei mit Mitteln des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz, der Bingo-Umweltstiftung und zahlreicher Landkreise gefördert.
Anhand der hochauflösenden Positionsdaten der markierten Vögel konnten in enger Zusammenarbeit mit internationalen Forscherinnen und Forschern neue Erkenntnisse über das Zugverhalten und die Raumnutzung der Art gewonnen werden, die in mehreren Publikationen veröffentlicht wurden.
Die Überwinterungsgebiete der nordwestdeutschen Brachvögel lagen hauptsächlich an den Küsten Großbritanniens und Irlands, der Niederlande und Frankreichs. Etwa ein Drittel der besenderten Vögel nutzte Rast- oder Überwinterungsgebiete in Frankreich, wo immer noch über die Legalisierung der Jagd auf den Brachvogel diskutiert wird. Trotz des derzeitigen Jagdmoratoriums wurden anhand der GPS-Daten der mit Sendern ausgestatteten Vögel mehrere illegale Abschüsse dokumentiert.
Analysen des Verhaltens ziehender Brachvögel gegenüber Offshore-Windenergieanlagen zeigten eine deutliche Meidung dieser Anlagen. Dies führt zwar vermutlich zu einer Verringerung des Kollisionsrisikos, ist aber gleichzeitig mit einem erhöhten Energiebedarf für das Umfliegen der Anlagen verbunden. Darüber hinaus deutet dieses Verhalten auf eine erhebliche Barrierewirkung von Offshore-Windparks hin. Die Ergebnisse der Studien können dazu beitragen, den Schutz des europaweit gefährdeten Brachvogels auf internationaler Ebene zu verbessern. Insbesondere liefern sie stichhaltige Argumente für die Beibehaltung des Verbotes der Jagd auf den Brachvogel, stellvertretend für viele weitere bestandsbedrohte Arten.
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