
Ergebnisse der ersten bundesweiten Wildnisbilanzierung liegen vor
Bis zum Jahr 2020 sollte Deutschland auf 2?% seiner Landfläche große Wildnisgebiete ausweisen – so ein Kernziel der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt aus dem Jahr 2007. Aktuell sind es nur 0,62?%, mit den in den nächsten Jahren konkret geplanten Gebieten werden es 0,73?% sein. Das sind die zentralen Ergebnisse der ersten bundesweiten Bilanz zu großflächigen Wildnisgebieten. Die von Naturschutzorganisationen erstellte Studie zeigt aber auch auf, dass es genügend Potenziale gibt, um das 2?%-Wildnisziel in den nächsten Jahren zu erreichen.
von ZGF/Redaktion erschienen am 18.12.2024Die Bilanz großflächiger Wildnisgebiete in Deutschland wurde durch die Heinz Sielmann Stiftung, die Naturstiftung David und die Zoologische Gesellschaft Frankfurt erstellt. Gefördert wurde das Vorhaben durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Basis der bundesweiten Recherche bildeten die zwischen Bund und Länderfachbehörden abgestimmten Kriterien für großflächige Wildnisgebiete. Das zukünftige Potenzial wurde auf Basis von Potenzial-Recherchen aus einzelnen Bundesländern für das gesamte Bundesgebiet hochgerechnet. Dabei wurde davon ausgegangen, dass großflächige Wildnisgebiete grundsätzlich nur auf Flächen der öffentlichen Hand (Bund, Länder, Kommunen) eingerichtet werden.
Ziel verfehlt – aber Potenzial vorhanden
„Unsere Ergebnisse machen deutlich, dass wir trotz der Bemühungen von Bund und Ländern sowie der Beiträge von Naturschutzorganisationen von der Umsetzung des 2?%-Wildnisziels in Deutschland noch weit entfernt sind. Unsere Hochrechnungen zeigen jedoch auch, dass sich auf weiteren 1,67?% der Landesfläche großflächige Wildnisgebiete etablieren lassen und damit das 2?%-Ziel sogar übertroffen werden könnte“, sagt Dr. Heiko Schumacher, Leiter des Bereichs Biodiversität bei der Heinz Sielmann Stiftung.
„Wir sind optimistisch, dass Deutschland dem 2?%-Wildnisziel in den nächsten Jahren immer näherkommen wird. Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sind kurz davor, das Ziel jeweils für ihr Land zu erreichen. Mit dem Förderprogramm Wildnisfonds und der Förderrichtlinie KlimaWildnis im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz ist es inzwischen auch für Privatpersonen lukrativ, Wildnis zu schaffen“, so die Einschätzung von Adrian Johst, Geschäftsführer der Naturstiftung David.
Wildnis ist wichtig – für Natur und Klima
Auf Wildnisflächen kann sich die Natur vom Menschen weitgehend ungesteuert nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln. Kleine und große Wildnisflächen können einen wichtigen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt, zum Klima- und Hochwasserschutz, zu Wissenschaft und Forschung sowie Bildung und Naturerleben leisten. Neben natürlichen Lebensräumen kann Wildnis auch auf stark vom Menschen geprägten Flächen entstehen – wie beispielsweise ehemaligen Bergbau- und Militärflächen. Damit sich natürliche Prozesse in ihren vielfältigen Ausprägungen wirksam entfalten können und Konflikte mit der angrenzenden Kulturlandschaft minimiert werden, bedarf es möglichst großer und zusammenhängender Gebiete. Als Untergrenze für großflächige Wildnisgebiete haben Bund und Länder einen Flächenumfang von 1.000?ha definiert (500?ha bei Auen, Mooren, Küsten und Seen).
Wildnisgebiete und Studie online einsehen
Die Wildnisbilanzierungsstudie ist seit Freitag, 20.12.2024, auf der Webseite der Initiative Wildnis in Deutschland einsehbar.
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