
Drohnen als Datensammler im Wald
Autonom fliegende Drohnen können die Datenerhebung in Waldbeständen effizienter werden lassen. Voraussetzung dafür ist eine ausgereifte Steuerungstechnologie. Im Projekt „Autodrone“ entwickelten Wissenschaftler und IT-Experten eine Technologie, die es ermöglicht, den Freiraum über Rückegassen oder Wegen unterhalb der Baumkronen mit Drohnen zu befliegen, um die erforderlichen Parameter für Waldinventur und Bestandsplanung zu sammeln und zu verarbeiten.
von FNR/Red erschienen am 05.04.2024Ausgangspunkt für das Projekt waren die Restriktionen des bislang üblichen Stichprobentaxationsverfahrens, bei dem Waldbestände entlang eines Rasters stichprobenartig manuell vermessen und die Daten zur Berechnung forstlich relevanter Kennzahlen weiterverarbeitet werden. Die Begehungen sind nicht nur personal-, zeit- und kostenintensiv, sondern bergen die Gefahr beachtlicher Fehlerquoten. Zudem erschwert die mit dem Waldumbau heranwachsende Vegetationsschicht in Bodennähe die Begehbarkeit und Einsehbarkeit bei terrestrischen Messungen. „Laufen Datenerfassung und -aufbereitung automatisiert ab, kann der personelle Schwerpunkt im Forstbetrieb zugunsten einer soliden waldbaulichen und forstlichen Planung auf die Analyse und Auswertung der Daten ausgerichtet werden“, erklärt Projektkoordinator Prof. Dr.-Ing. Oliver Michler.
Die im Projekt entwickelte Steuerungstechnologie ermöglicht autonome Drohnenflüge im verfügbaren Freiraum über Maschinenwegen, Rückegassen, Waldwegen und ähnlichen Linienstrukturen innerhalb der Waldbestände. Eine entsprechende Flughöhe und -positionierung der Drohne erlaubt das valide Erfassen von Baumparametern trotz strukturreicher Bodenvegetation. Die Steuerung und der autonome Flug basieren auf fusionierten Funksensor- netz-, Inertial- und GNSS-Signalen. Im Wald nur schwach oder nicht vorhandene GNSS-Signale zur Positionsbestimmung – etwa GPS – werden dabei durch Signale mobiler drahtloser Sensornetzwerke (Wireless Sensor Network, WSN) kompensiert und mit Sensordaten der Drohne abgeglichen, um sie zu orten, zu positionieren und mit ihr zu kommunizieren.
Das entwickelte Drohnensystem erwies sich auf Testflügen in unwegsamer Waldumgebung als robust und zuverlässig. Es ist in der Lage, bis zu 25 Minuten stabil zu fliegen, die Umgebung und mögliche Hindernisse zu erkennen und sicher zu navigieren, die gesammelten Daten zu speichern und mit der Bodenstation zu kommunizieren. Zur Verarbeitung der Daten entwickelten die Projektbeteiligten eine Edge-Cloud-Umgebung, die die Übertragung der Daten von der Drohne zur Bodenstation und die Auswertung komplexer Berechnungen in Echtzeit ermöglicht.
„Die Technologie einer autark fliegenden Drohne verspricht wesentliche Optimierungen bei der Inventur von Waldbeständen und mehr Arbeitssicherheit als die bisher angewandten Verfahren“, unterstreicht Projektkoordinator Prof. Michler. Zudem sei mit der Technologie die Basis für Nachfolgeentwicklungen in der Radarsensorik und deren Übertragung auf andere Anwendungsbereiche geschaffen worden.
Über eine noch zu gründende Vermarktungsgesellschaft soll das Komplettsystem aus Radarsensor, Drohne und zugehöriger Software von den Kooperationspartnern gemeinsam vermarktet werden. Zu den Nutzern der neuen Technologie könnten neben Landesforstverwaltungen und forstlichen Versuchsanstalten auch größere Forschungseinrichtungen und Universitäten gehören, außerdem Waldbesitzer und schließlich Forstdienstleister aus dem In- und Ausland.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.