Die breite Leistungspalette als Stärke
Im kleinen Ort Odernheim am Glan in Rheinland-Pfalz befindet sich das Büro von Lothar Dongus und Johannes Gutschker. Die Landschaftsplanung ist einer der Schwerpunkte des Unternehmens.
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Seit über 25 Jahren sind Lothar Dongus und Johannes Gutschker mit ihrem Planungsbüro am Markt – und das erfolgreich. Was es besonders macht, vor welchen Herausforderungen es steht und auf welche Erfolge es zurückblicken kann, haben wir uns im Gespräch vor Ort erzählen lassen.
Mit einer Ausgleichsplanung fing alles an: 1993 arbeiteten Lothar Dongus und Johannes Gutschker nach ihrem Umweltschutzstudium in Bingen noch im Angestelltenverhältnis. Als das Büro, in dem sie arbeiteten, dann ein Projekt auslagerte, ergriffen die beiden ihre Chance und machten sich mit Schwerpunkten in der Landschaftsplanung und Freiraum-Objektplanung mit einem eigenen Büro in Mainz selbstständig. Schnell fokussierte sich das junge Unternehmen auf das Thema „erneuerbare Energien“, vor allem auf die Windenergie. Der neuen Büroausrichtung und der Einstellung der ersten Mitarbeiter folgte schon bald ein Umzug von Mainz ins beschauliche Odernheim am Glan, ein 1 700-Einwohner-Dorf im rheinlandpfälzischen Landkreis Bad Kreuznach. „Wir sind mit der Nachfrage gewachsen und konnten uns mit diesen Dienstleistungen auch im ländlichen Raum etablieren“, erklärt Dongus rückblickend.
Unternehmerisches Kapital
Eine Ressource war und ist im ländlichen Raum jedoch knapp: die Mitarbeiter. „Am schwierigsten ist es eigentlich, erfahrene Mitarbeiter zu finden, die bereit sind, aufs Land zu ziehen“, zieht Dongus Bilanz.
Absolventen von Hochschulen und Universitäten wollen oft lieber in die Städte und die Hochschulstandorte in der Nähe – Kaiserslautern und Bingen – sind noch dazu eher klein. „Oft stellen wir auch fest, dass die Module zur Grundlagenvermittlung fehlen. Dabei sind gerade Biologen mit gutem Artenwissen heute sehr gefragt“, merkt die Leiterin des Ressorts Fauna, Svenja Eckern, an. „Da kommt es schon auf das Eigenengagement der Studierenden an, sich die Inhalte, beispielsweise Artenkenntnis, selbst zu erarbeiten.“
Die Mitarbeitersuche gestaltet sich also insgesamt eher schwierig. gutschker-dongus setzt auf die Strategie der Vernetzung: Die Kontakte zu ehemaligen Praktikanten, Werkstudenten oder Studierenden, die ihr Praxissemester im Büro absolviert haben, werden gepflegt. So entsteht langfristig ein Netzwerk, das die Suche nach Mitarbeitern erleichtert und eine wichtige Ergänzung zu den Stellenanzeigen auf der Homepage des Büros darstellt.
Trotz dieser Schwierigkeiten konnte das Unternehmen bis heute wachsen. Etwa 40 Mitarbeiter, unter anderen Landschaftsarchitekten, Landschafts- und Stadtplaner, Ökologen, Biologen und Forstwissenschaftler, sind heute bei gutschker-dongus beschäftigt, verteilt auf drei Gebäude. So belegt das Team sowohl das älteste Wohngebäude im Ort – ein Fachwerkhaus aus dem Jahr 1564, das 2014 um einen Anbau erweitert wurde – als auch ein zusätzlich angemietetes Nachbargebäude. So ist genug Platz für alle und die Wege sind kurz.
Nach wie vor bilden die erneuerbaren Energien einen Schwerpunkt der Arbeit. Dabei werden Projekte im Radius von über 300 km rund um Odernheim abgewickelt, teilweise sogar in Frankreich. Im Zeitraum zwischen 2008 und 2013 wurden auch viele Biomasse- und Fotovoltaikprojekte realisiert, und seitdem der Ausbau der PV-Freiflächenanlagen 2017 wieder vorangetrieben wird, steigen die PV-Projektbeteiligungen stark an. Ganze 380 Projekte im Bereich erneuerbare Energien hat das Büro bereits bearbeitet. „In Frankreich stand bei Planungen auch immer das Landschaftsbild im Fokus, viel stärker als in Deutschland“, stellt Dieter Gründonner fest. Der Diplomingenieur leitet das Ressort Stadtplanung und betreut Gutachten, bei denen das Landschafts- oder Stadtbild im Mittelpunkt steht.
Die Expertise in der Landschaftsbildbewertung hat sich das Unternehmen zum Steckenpferd gemacht und beteiligt sich heute auch an Forschungen und in Arbeitskreisen rund um das Thema. So hat das Büro beispielsweise 2017 den jährlichen Workshop des „Arbeitskreises Landschaftsforschung“ in Odernheim ausgerichtet. Thema waren dabei der Schutz und die Nutzung von Landschaften innerhalb von Großschutzgebieten.
Selbstreflexion selbstverständlich
Zur Unternehmensphilosophie von gutschker-dongus zählt es auch, die eigene Strategie immer wieder zu hinterfragen und bei Bedarf anzupassen. Auch deshalb entschied man sich vor einigen Jahren, sich nicht nur auf das Thema erneuerbare Energien zu beschränken, sondern auf eine Diversifikationsstrategie zu setzen. Inzwischen hat das Büros sechs Ressorts, die sich gegenseitig ergänzen. Zur Landschaftsplanung und zur Objektplanung, die seit Bürogründung das Kerngeschäft ausmachen, kamen nach der Jahrtausendwende die Stadtplanung und die Tierökologie.
Vor etwa vier Jahren wurde das Portfolio dann noch um die Fachgebiete Umweltbaubegleitung und Geodatenverarbeitung ergänzt. Ein Organigramm auf der Unternehmenswebsite gibt eine Übersicht über die wichtigsten Ansprechpartner, die Geschäftsführer und Leiter der verschiedenen Fachgebiete. „Die Aufgliederung in die sechs Ressorts macht heute unsere Kompetenz aus“, betont Dongus. „Bei uns gibt es alles aus einer Hand.“ Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Ressorts entstehen aufeinander abgestimmte Konzepte und umfassendere Lösungsansätze, die allein aus Sicht einer einzelnen Fachdisziplin nicht möglich gewesen wären. Die entstehenden Synergien kommen auch den Auftraggebern zugute, denn die Bearbeitungs- und Reaktionszeiten sind schneller und die zeitaufwendigen und zum Teil auch komplizierten Abstimmungen mit anderen Büros erübrigen sich.
Die Abteilungen stehen untereinander im engen Kontakt. „Die Ressorts hängen oft voneinander ab, viele Projekte bearbeiten wir auch gemeinsam“, erklärt Katinka Peerenboom, Diplombiologin und Ressortleiterin Landschaftsplanung. „Bei kleineren Fragen im täglichen Ablauf sind die kurzen Wege hier natürlich ein Vorteil. Für einzelne Projekte gibt es aber auch konkrete Besprechungstermine zum Informationsaustausch.“ Darüber hinaus treffen sich die sechs Ressortleiter wöchentlich zum Austausch, damit immer alle auf dem neuesten Stand sind.
Denn die Geschäftsführer und Abteilungsleiter bei gutschker-dongus wissen, wo die größte Fehlerquelle in allen Unternehmen oder Projekten liegt: bei der fehlenden oder unvollständigen Datenweitergabe. Bei gutschker-dongus wurde vier Jahre intensiv an einer Anpassung der Projektsteuerung gearbeitet. Heute gibt es für jedes Projekt eine federführende Person, die dafür sorgt, dass alle relevanten Daten weitergegeben werden und auch als Ansprechpartner nach außen fungiert. Kernstück dabei bildet das Ressort Geodatenverarbeitung, das alle Grundlagendaten für die anderen Fachgebiete zur Verfügung stellt. So können Fehler reduziert werden.
Doch nicht nur der Austausch von Daten im Unternehmen ist von essenzieller Bedeutung. Auch die Sammlung und die Weitergabe von Wissen sind in den Abläufen berücksichtigt. Alle Mitarbeiter haben ein Anrecht auf jährliche Weiterbildungsmaßnahmen, werden sogar dazu angehalten, vor allem bei Themen, die für die zukünftige Aufstellung des Büros von besonderer Bedeutung sind. Die Erkenntnisse werden dann firmenintern weitergegeben, beispielsweise bei den Teamsitzungen der einzelnen Abteilungen, die wöchentlich stattfinden. So können alle partizipieren. Diesem Ziel dient auch die Infoveranstaltung für alle neuen Mitarbeiter, die zweimal jährlich stattfindet.
Über den Arbeitsalltag hinaus findet ebenfalls ein Austausch statt: Das Unternehmen beteiligt sich an Firmenläufen, es gibt Teamausflüge, auch Fußballturniere fanden schon statt. Einmal im Monat treffen sich alle zum Mitarbeiteressen und in den Sommermonaten hat sich die Tradition des Freitagsgrillens etabliert. „Wir versuchen, damit Anreize zu schaffen, in unserer ländlichen Region zu arbeiten“, erklärt Dongus das Engagement. „Sonst ist hier halt nicht viel los“, ergänzt er lachend.
Ein Teil der Energiewende
Dongus ist stolz, im beschaulichen Odernheim ein erfolgreiches Büro etabliert zu haben. Das Unternehmen ist der größte regionale Arbeitgeber auf dem Planungs- und Dienstleistungssektor. Und auch auf die Erfolge des Unternehmens blickt man gern zurück. „Wir sind sozusagen ein Teil der Energiewende“, erklärt der Landschaftsarchitekt. „Wir haben dazu beigetragen, dass sie umweltverträglich gelingen konnte.“ Fast 1 900 abgewickelte Projekte in den vergangenen 25 Jahren stehen für das Unternehmen zu Buche. Manchmal gilt es dabei die berühmten „gordischen Knoten“ zu lösen, erzählt Dongus am Beispiel eines Sportstätten-Projektes in der Gemeinde Bodenheim. Zehn Jahre war dort kein Fortschritt erzielt worden, die Fronten zwischen den zahlreichen Beteiligten waren verhärtet, eine Lösung war nicht in Sicht.
gutschker-dongus wurde 2010 schließlich hinzugezogen und konnte durch einen systematischen Moderationsprozess mit den anschließend notwendigen Planungen die Projektausführung anstoßen. „Dabei geht es vor allem darum, planerische Lösungen aufzuzeigen“, erklärt Dongus. Katinka Peerenboom ist besonders stolz auf Projekte, die das Unternehmen schon seit Jahren begleitet, wie etwa die Biotopbetreuung im Landkreis Kaiserslautern und Kusel. Dabei werden unter anderem für Naturschutzgebiete Maßnahmenkonzepte erarbeitet, die dann zum Beispiel gemeinsam mit Landwirten umgesetzt und im Anschluss auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. „Wenn wir dies über viele Jahre betreuen können, macht es einfach Spaß, auch die Früchte unserer Arbeit zu sehen“, erklärt sie.
Auch die nahe Zukunft sieht gut aus. Die Auftragslage ist gut, bei etwa zwei Drittel der Projekte wird gutschker-dongus zur Angebotsabgabe aufgefordert, nur etwa ein Drittel der Aufträge wird aus öffentlichen Ausschreibungen generiert. Fast alle Aufträge stammen von der öffentlichen Hand oder großen gewerblichen Unternehmen, nur selten gibt es private Auftraggeber. „Das gibt unsere Unternehmensstruktur nicht her“, erläutert Dongus.
Mit SelbstrefleXion in die Zukunft
Trotz der guten Auslastung verlieren die Odernheimer aber nicht aus den Augen, dass sie auch in Zukunft am Markt präsent bleiben müssen. „Die Außenwirkung des Unternehmens wird in diesen Tagen immer wichtiger“, erklärt Débora Carneiro Fendel, die für das Marketingmanagement zuständig ist. Ein Kernpunkt ist dabei die Entwicklung einer Corporate Identity. Darunter fallen unter anderem die Überarbeitung des Erscheinungsbildes der Firmenhomepage und die Suchmaschinenoptimierung, damit gutschker-dongus auch in der digitalen Welt gut auffindbar ist und bleibt. Auf Twitter, Facebook und Co. ist das Unternehmen dagegen noch nicht unterwegs. „Die Bespielung der sozialen Medien bedeutet einen enormen Zeitaufwand, wenn man es richtig machen will. Wir müssen erst für uns herausfinden, ob sich dieser Aufwand für uns auszahlen kann.“
gutschker-dongus hinterfragt sich immer wieder selbst: Passen die Unternehmensziele noch? Wie müssen wir uns für die Zukunft aufstellen? Dazu gibt es regelmäßig Workshops mit den Ressortleitern außerhalb des Tagesgeschäfts. Erfahrungen werden dabei zusammengetragen und aktuelle Entwicklungen auf dem Planungsmarkt besprochen. Auch hier zahlen sich die interdisziplinäre Zusammenarbeit und der Austausch verschiedener Sichtweisen aus. Für eine längerfristige Ausrichtung des Büros können so alle Aspekte der Ressorts und ihrer Arbeit berücksichtigt und von allen getragene Zielsetzungen erarbeitet werden.
Unser Büro versteht sich als unabhängiger Planer, Gutachter und Berater mit der Vision und dem Antrieb unsere gemeinsame Welt zu verbessern, indem unser Expertenteam mit Leidenschaft eine lebenswerte Umwelt für Menschen, Tiere und Pflanzen gestaltet. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen Ressorts vereinen wir unsere Stärken, um eine kreative und lösungsorientierte Projektbetreuung und ein umfassendes Leistungs-Portfolio aus einer Hand anzubieten. Unsere Unternehmenskultur schafft durch gegenseitigen Respekt, offene Kommunikation und transparente Prozesse vertrauensvolle und partnerschaftliche Verhältnisse mit Mitarbeitern, Geschäftspartnern und Kunden.
- Gründung: 1993
- Gesellschaftsform: Partnerschaft mbB
- Mitarbeiter: 40, davon 8 Landschaftsplaner, 11 Biologen/Ökologen, 3 Landschaftsarchitekten, 2 Stadtplaner, 1 Bauleiter, 11 Verwaltungsangestellte, 4 weitere Mitarbeiter
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