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Wolf, Bär und Luchs

Mensch prägt Rothirschdichte mehr als Beutegreifer

Rothirsche sind, neben vereinzelten Wisenten und Elchen, Europas größtes einheimisches Wildtier. In einer internationalen Studie wurden nun die Faktoren untersucht, die sich auf den Bestand von Rothirschen in einem bestimmten Gebiet auswirken. Die Forschenden konnten zeigen, dass die Bestandsdichte der Tiere in Europa vor allem durch menschliche Jagd und Landnutzung und nicht durch große Beutegreifer wie Wolf, Luchs und Braunbär beeinflusst wird.

von Uni Freiburg/Red erschienen am 24.01.2024
Rothirschrudel © Rainer Simonis
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„Während Großraubtiere in ungestörten Ökosystemen oft als Schlüsselfaktoren für die Kontrolle von Beutepopulationen gelten, ist dies in menschlich geprägten Landschaften weniger sichtbar. Unsere Studie verdeutlicht, dass diese Wechselwirkungen kontextabhängig sind“, sagt Dr. Suzanne T. S. van Beeck Calkoen, ehemalige Doktorandin am Lehrstuhl für Wildtierökologie und Naturschutzbiologie an der Universität Freiburg und Erstautorin der Studie.

Die Forschenden sammelten Daten zur Populationsdichte von Rothirschen an über 492 Untersuchungsstandorten in 28 europäischen Ländern und analysierten den Einfluss verschiedener Faktoren wie Lebensraumproduktivität, das Vorhandensein von großen Beutegreifern, menschliche Aktivitäten, klimatische Variablen und Schutzstatus des Gebietes. Die Auswertung der Daten ergab, dass menschliche Jagd die Rothirschdichte stärker verringerte, als das Vorkommen aller großen Beutegreifer. Menschliche Landnutzung führte hingegen zu einem Anstieg der Rothirschdichte. Das Vorkommen von großen Beutegreifern hatte in den meisten Fällen keinen statistisch signifikanten Effekt auf die Rothirschpopulation. Nur wenn die drei Beutegreifer Wolf, Luchs und Bär gemeinsam in einem Gebiet vorkamen, sank dort die Zahl der Rothirsche. Allerdings untersuchte die im „Journal of Applied Ecology“ publizierte Studie nicht, wie sich die Präsenz von Beutegreifern auf das Verhalten der Rothirsche auswirkt.

Die Studie wirft auch ein neues Licht auf die anhaltende Diskussion über die Rückkehr des Wolfes in Mitteleuropa, bemerkt Prof. Dr. Marco Heurich, Professor für Wildtierökologie und Naturschutzbiologie an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Universität Freiburg und Initiator der Studie: „Unsere Forschung zeigt, dass die Rückkehr eines großen Beutegreifers wie dem Wolf allein keinen großen Einfluss auf das Vorkommen der Rothirsche hat. Denn in Mitteleuropa überwiegen menschliche Einflüsse – sowohl indirekt über Eingriffe in den Lebensraum der Rothirsche als auch direkt durch das Erlegen der Tiere.“ Darüber hinaus sei die Sterblichkeit der Wölfe in mitteleuropäischen Landschaften vor allem durch den Straßenverkehr sehr hoch, was ihren Einfluss auf Beutetierpopulationen zusätzlich einschränke. „Allerdings haben wir auch eine hohe Variabilität der Rothirschdichten gefunden, die darauf hindeutet, dass es spezifische Situationen geben kann, in denen große Beutegreifer sehr wohl einen Einfluss haben. Dies zu untersuchen wird die Aufgabe der nächsten Studien sein“, kommentiert Heurich.

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