Mähen, aufsammeln, wegfahren
Artenfreundliche Grünflächen bieten nicht nur eine ansprechende Blütenpracht, sondern den darauf lebenden Insekten und Kleintieren einen willkommenen Lebensraum. Jedoch muss dafür in relativ großen Zeitabständen gemäht und das Schnittgut abgeräumt werden. Nur so gelingt es, die Böden dauerhaft mager zu halten und damit die Pflanzenvielfalt zu sichern. Wer hierfür nicht gleich mehrmals auf die Fläche fahren kann oder zumindest einen, zwei Arbeitsgänge sparen will, braucht spezielle Maschinentechnik. Joachim Zeitner hat sich danach umgesehen.
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Bereits seit einigen Jahren beschäftigen sich die Ausrüster von Grünpflegetechnik verstärkt mit dem Thema Artenschutz. Insektenschonende Mähtechnik entwickelte sich zu einem Modethema, und die Hersteller bestücken ihre herkömmlichen Mähwerke heute vermehrt mit Einrichtungen zum Verscheuchen von Hautflüglern, bevor die Lebewesen in die tödlichen Mähgehäuse geraten können. Der Markt gibt auch Raum für völlig neue Konstruktionen zum artenschonenden Mähen. Manche davon funktionieren an den Frontauslegern von straßengängigen Fahrzeugen, dienen zum Abmähen von Straßenrändern und Böschungen – und sie können sogar in einem Arbeitsgang mähen und Schnittgut einsammeln, wodurch diese Grünflächen ausmagern und sich die Artenvielfalt erhöht.
Tierfreundliche Mähausleger für straßengängige Trägerfahrzeuge
Aber halten denn solche Vorrichtungen auch, was sie versprechen? Wenn ja, wäre das an den besagten Straßenrändern ein großer Gewinn für den Artenschutz. Beim süddeutschen Hersteller Mulag wollte man es genau wissen und ließ seinen Ausleger-Böschungsmäher ECO 1200 mit einem herkömmlichen Mulchkopf MK 1200 aus eigener Fertigung vergleichen. Konkret wurden Wissenschaftler der Universitäten Tübingen und Hohenheim mit diesem Forschungsvorhaben beauftragt. Bei ihren tierökologischen Untersuchungen wurden standardisierte Grünflächenbahnen mit beiden Mähköpfen abgemäht. Danach wurden darauf zufällig verteilte, jeweils 1 m² große Probeflächen mit einem Insektensauger abgesaugt. Dasselbe geschah auf einer ungemähten Kontrollbahn. Danach wurden Proben bearbeitet, die darin gefundenen Spinnen und Insekten ausgelesen, sortiert und ausgezählt. Das Ergebnis in Kurzfassung: Bei Spinnen sowie mehreren Insektengruppen und Hautflüglern waren die Verluste an Individuen auf Flächen, die mit dem Öko-Böschungsmäher abgemäht wurden, signifikant bis hochsignifikant geringer als auf den konventionell abgemähten Flächen. Lediglich bei Heuschrecken und Käfern gab es keine signifikanten Unterschiede.
Der Grünpflegekopf Eco 1200 (Schnittbreite 120 cm) ist zum Ausmähen des Extensivbereichs von Straßenbegleitgrün mit dem Unimog als Trägerfahrzeug gedacht, mit Auslegerreichweiten bis zu 9,7 m können manche Grünflächen komplett erreicht werden. Er wirkt auf mehrere Weisen faunaschonend. Eine vorgeschaltete Abstreifvorrichtung scheucht hochsitzende Lebewesen bereits vor dem eigentlichen Schneidvorgang auf. Zudem ist es kein herkömmlicher Schlegelmulchkopf, sondern er beruht auf einem Scheibenmähprinzip, das von Mulag nach ökologischen Aspekten weiterentwickelt wurde. Unter anderem wählten die Konstrukteure kleine Messer mit schmalen Klingen und einen horizontalen, freien Schnitt – ähnlich wie bei einem Balkenmäher. Weiterhin sorgten sie für eine gezielte Führung des Luftstroms im Mähkopfgehäuse von oben nach hinten, die Unterseite des Gehäuses bleibt weitgehend geschlossen. Im Gesamtergebnis erzeugt der Öko-Grünpflegekopf keine Sogwirkung von unten und von vorne. Die Schnitthöhe wurde auf 10 – 15 cm angehoben. Schmale Tastrollen anstelle einer breiten Abrollwalze halten den Bodenkontakt gering. Das Gerät ist bereits seit dem letzten Jahr im Verkauf, wurde bereits bei Kunden platziert und Mulag erhält zahlreiche Anfragen von Kummunen sowie Autobahn- und Straßenmeistereien.
Einen anderen technischen Ansatz zum insekten- und kleintierfreundlichen Mähen und Aufsammeln per Ausleger wählte der westfälische Landschaftspfleger Jan Gießelmann und der Hersteller Dücker aus dem Münsterland. Gießelmanns 2016 gegründeter Betrieb hat sich auf Forstarbeiten sowie auf Arbeiten in der Landschaftspflege spezialisiert und beschäftigt sich nach eigener Aussage in der extensiven Grünflächenpflege besonders auf den Punkt Mahd mit Abfuhr. Auf gemeinsamen Ideen von Gießelmann und Dücker beruht eine aktuelle Konstruktion zur nahezu rein mechanischen Mahd und Aufnahme des Mähgutes mit einem straßengängigen Fahrzeug. Nahezu rein mechanisch bedeutet: An einem typischen seitenverschiebbaren Dücker-Frontausleger für Unimog, Kommunalfahrzeuge oder Traktoren ist ein hydraulisch betriebener Mähkopf mit Doppelmesser-Mähwerk (120 cm Arbeitsbreite) und einem daran angeordneten Förderschlauch angebracht. Ebenfalls hydraulisch angetrieben sind zwei Greifhände, die während der Arbeitsfahrt mit stählernen Fingern das Schnittgut rein mechanisch ins Innere des Mähkopfes befördern. Von dort aus wird das Material durch den dicken Schlauch nicht durch Saugluft, sondern durch einen kräftigen Förderstrom in den Aufbaucontainer transportiert. Weil die ersten Schritte des Mähens und Aufnehmens völlig ohne Luftstrom erfolgen, werden auch denkbar wenige Insekten und Kleintiere zusammen mit dem Schnittgut abtransportiert.
Laut Dücker erhält diese Konstruktion ihren Charme nicht nur durch ökologische, sondern auch durch ökonomische Aspekte. So können in vielen Kommunalbetrieben oder bei Dienstleistern vorhandene Dücker-Ausleger verwendet und auch mit bestehenden Sammelaufbauten kombiniert werden. Die Investition beschränkt sich lediglich auf den Mähkopf und das Fördergebläse plus Saugschlauch. Konkret wird also kein sechsstelliger Betrag fällig, sondern lediglich eine geringe fünfstellige Investition. Auch beim Energiehunger zeigt sich der Mähausleger genügsam; bei 45 – 50 l/min Förderstrom und 340 bar Öldruck entsteht eine hydraulische Aufnahmeleistung von rund 30 kW. Das passt mit Leichtigkeit an die Fahrzeugfront eines universellen Geräteträgers mit dem Stern und seinen Vorteilen einer 80-km/h-Fahrt, sollte aber auch kleinere oder mittelgroße Kommunalfahrzeuge mit geringerem Fahrtempo nicht überfordern. Denkbar ist auch die Aufnahme des Mähkopfes am frontseitigen Dreipunktbock eines Schleppers, den man dann mit einem passenden Anhänger zur Mähgutaufnahme kombiniert.
Nach seiner ersten Vorstellung vor einer breiten Öffentlichkeit auf der Fachmesse demopark 2023 – fixfertig aufgebaut auf einem Unimog mit Sammelaufbau – will Dücker das Arbeitsgerät ab der zweiten Jahreshälfte 2023 interessierten Kunden vorführen.
Flächen vollständig abmähen und Schnittgut gleich aufladen
Mit völlig anderen fahrzeugtechnischen Ansätzen ermöglichen einige Hersteller, ganze Grünflächen abzumähen und das Schnittgut während derselben Arbeitsfahrt aufzunehmen – eine in der Landwirtschaft vielfach angewendete Technik. Denn frisches Mahdgut lässt sich für bestimmte Zwecke bestens weiterverwenden – etwa als Tierfutter oder zur Beschickung von Biogasanlagen. Aber auch auf öffentlichem Grün kann mit der richtigen Fahrzeug- und Anbautechnik in einem Arbeitsgang gemäht und aufgesammelt werden.
Aebi Schmidt beschäftigt sich genauso wie andere Anbieter von geländegängigen Kommunalfahrzeugen mit dem Thema des Mähens und Aufsammelns in einem Arbeitsgang. Der Hersteller zeigte beispielsweise im Sommer 2022 auf dem südbadischen Regionalflughafen Lahr einen Mehrzwecktransporter VT 470 Vario mit einem Frontmähwerk und einem Aufbau-Ladewagen im Einsatz. Das Fahrzeug könnte etwas kompliziert zu bedienen erscheinen, wird aber dem Fahrer in der Kabine recht einfach gemacht. Erst das Fronthubwerk absenken, dann die Fronthydraulik für das Mähwerk und die Heckzapfwelle für den Heulader aktivieren, schon kann es losgehen. Für sicheres Beschleunigen ohne Gangwechsel sorgt der vollhydrostatische Fahrantrieb. Bei Aebi Schmidt zeigt man sich sicher, dass Kunden in Zukunft vermehrt nach solchen Lösungen fragen werden.
Fiedler führt Sichelmähwerke mit Seitenabsaugung für den Frontanbau an Kommunalfahrzeugen mit Sammelbehälter. Sie dienen zum Abmähen von Grünpflanzen bis 350 mm Wuchshöhe auf ebenen Grünflächen und in Parkanlagen. Mähantrieb und Hubvorrichtung funktionieren hydraulisch, die elektrohydraulische Steuerung erfolgt über das Bedienpult im Fahrzeug. Die Sichelmähwerke sind in Arbeitsbreiten von 150 und 180 cm verfügbar.
Der Ausrüster Kalinke etwa verfolgt den Trend zur tierschonenden Langgrasmahd und stellte fest, dass Alternativverfahren zum herkömmlichen Mulchen die Aufnahme und der Abtransport von Schnittgut schwieriger machen. Deshalb wurde zusammen mit der Firma Loipfinger der universelle Lade-Pickup Lapa 130 für Schmalspur-Geräteträger entwickelt. Dabei harken vier Zinkenreihen im Abstand von 6 cm das Gras und fördern es zwei Rotoren zu, die das Schnittgut in den Laderaum schleudern. Dabei muss das Gras noch nicht einmal zwingend im Schwad liegen. Je nach Kipperaufbau ist ein Transportvolumen von bis zu 3m³ möglich. Die Arbeitsbreite beträgt 130 cm. Laut Kalinke ist es möglich, den Lade-Pickup in Kombination mit einem Doppelmesser- oder Scheibenmähwerk an der Fahrzeugfront zu verwenden. Als Anbauvoraussetzung werden eine genügende Hydraulikleistung und eine Seiten-Kippbrücke genannt, es kommen also alle Schmalspur-Geräteträger wie Boki, Hansa, Ladog, Multicar usw. infrage, ebenso Geländetransporter wie der Aebi Viatrac, Lindner Unitrac oder Reform Muli. Dieses Produkt ist laut Kalinke aufgrund der Wendigkeit und des Fassungsvolumens für kleinere Flächen gedacht, die abgeräumt werden müssen – bevorzugt im kommunalen Bereich, da hier die Trägerfahrzeuge zumeist schon vorhanden sind.
Rapid bringt seine handgeführten Einachs-Geräteträger und Anbaugeräte ins Spiel und zeigt, wie Arbeitsverfahren aus der (schweizerischen) Berglandwirtschaft auch in der Extensiv-Grünflächenpflege funktionieren können. Der Rapid Compact Eingraser etwa ist eine Kombination aus Mähbalken und Bandrechen. Damit wird in einem Arbeitsgang das Gras geschnitten und zu einem Schwad geformt. Durch jeweils eine Hin- und Herfahrt entsteht eine ladewagengerechte, sogenannte Doppelmahd. Mit diesem leichten Gerät kann der Landwirt bodenschonend (selbst bei Nässe) frisches Futter ernten, das er in der Regel wenige Momente nach dem Schnitt verfüttert – ein beliebter Arbeitsprozess in der Schweiz. Auch Kommunal-Dienstleister haben damit schon Versuche an Lkw-Auslegern gemacht, um entlang von Straßen das Mähen und Mahden in einem Arbeitsschritt zu bewältigen. Für kommunale Anwendungen wäre laut Rapid sicherlich der Einsatz einer (ESM)-Kommunalbalkens anstelle des üblichen des Fingerbalken sinnvoll. Solch ein System wäre weniger anfällig gegen Fremdkörper.
Anders funktionieren die Heuschieber Twister und Multi-Twister von Rapid: Das Schnittgut wird nach dem Mähen in einem zweiten Arbeitsschritt schonend aufgenommen und zu einem Mahdhaufen oder direkt an den Feldrand gefahren. Für den Twister muss das Gras trocken sein, mit dem Multi-Twister lässt sich auch frisches Schnittgut befördern. Das ist laut Rapid sehr beliebt in der Landwirtschaft, auch Kommunen kommen auch auf den Geschmack. Wenn das Schnittgut trocknen und aussamen kann, wird die Biodiversität begünstigt. Mit den leicht gebauten Heuschiebern kann man problemlos selbst in sehr steilen Hanglagen fahren.
Auch mit weiteren landwirtschaftlichen Anbaugeräten für Einachs-Geräteträger, wie etwa Heuer und Rundballenpresse, lässt sich das Schnittgut aus der Extensiv-Grünflächenpflege für eine zügige Abfuhr vorbereiten.
Die Reform-Werke bieten ebenfalls mehrere Lösungen für das Mähen und Abräumen. Auf Extensiv-Grünflächen bewährt sich beispielsweise der Kommunal-Geräteträger Muli mit einem Doppelmesser-Mähwerk von Kersten und einem Ladewagen. Das per Zapfwelle angetriebene Mähwerk hat seitliche Schwadstreifen, mit denen das Schnittgut zur Aufnahmebreite des Ladewagens zusammengefasst wird. Verstellbare Laufsohlen ermöglichen es, die gewünschte Arbeitshöhe einzustellen.
An Steilhängen und bei der Dammpflege spielt der Hanggeräteträger Metrac seine Stärken aus – etwa mit einem Doppelmesser-Mähwerk bei der ersten Überfahrt und mit einem Bandrechen bei der zweiten Überfahrt. Besonders effektiv zeigt sich beim Abräumen von Dammflächen auch der neue Pickup-Bandschwader Vario Alpin 250, mit dem man eine ganze Fläche durch Verstellen der Bandrichtung von oben nach unten abräumen kann und so das Futter im flachen Gelände von einem Ladewagen aufgenommen werden kann. Der neue Pickup-Schwader wurde speziell für den Einsatz in der Berglandwirtschaft und in schwierigem Gelände entwickelt. Sein breites Förderband ermöglicht eine gleichmäßige Schwadablage. Über Tandem-Tastrollen passt er sich kontinuierlich an die Bodenkontur an.
Diese Möglichkeiten bieten die Reform-Werke auch auf der Einachser-Schiene mit dem Geräteträger Motech und diversen Anbaugeräten, hier zählen die Österreicher auf die Kooperation mit dem schweizerischen Unternehmen Rapid.
Schouten aus dem niederländischen Uddel bietet ab Werk vollständige Mäh-Ladewagen. Die zapfwellengetriebenen Anhänger bieten sich dazu an, die Ränder von Straßenbegleitgrün regelmäßig zu mähen, um die Verkehrssicherheit sowie die Entwässerung der Straßen zu sichern. Das neueste Modell Panda P1404 (140 cm Arbeitsbreite, 4 m³ Behältervolumen) sowie die größeren Modelle P1806S bzw. P1806S (180 cm, 6,5 m³) und Faunus F1810 (180 cm, 10 m³) haben seitlich verschiebbare Mähwerke und Zugdeichseln mit hydraulischem Seitenversatz. Dadurch die Mäher außerhalb der Schlepperspur arbeiten – etwa an Hindernissen wie Bäume und Leitpfosten vorbei oder zum Abmähen von Randstreifen von der befestigten Straße, ohne sie zu befahren. Optional gibt es einem Insektenschutz an der Traktorfront, der mit Ketten durch das ungemähte Gras streift und Kleintiere aufscheucht. ohne dass der Traktor diese befahren muss. Schouten bietet auch einen Insektenschutz an, der vorne am Traktor montiert werden kann und mit Ketten durch das ungemähte Gras streift. Damit haben Insekten und Wirbeltiere eine Chance zu flüchten. Die Anhänger haben Mährotoren mit schweren Klingen, die laut Hersteller ein gleichmäßiges Schnittbild erzeugen und sich auch zum Einsammeln von Blättern, Schnittholz, Schmutz und Abfällen aus der Landschaft eignen.
Trilo aus den Niederlanden führt eine große Anzahl an verschieden großen Mäh-Ladewagen für verschiedene Zwecke – etwa zum Mähen und Sammeln, zum großflächigen Grasaufsammeln oder zum Beseitigen von Aufwuchs und Fremdkörpern auf Flugplätzen. Laut Hersteller sind diese Maschinen sogar die effizienteste Technik, um Grasflächen neben den Start- und Landebahnen, Rollbahnen und Vorfeldern in Ordnung zu halten. Durch das Mähen und Sammeln in einem Arbeitsgang verbleibt kein Schnittgut auf den Start- und Landebahnen; zudem wird das unerwünschte Aussamen von Schnittgut verhindert und die Futterverfügbarkeit für Tiere verringert, die den Flugbetrieb stören könnten. Die Maschinen der Produktreihe S (Sweep & Collect) können kehren und saugen, die Modelle der Produktreihe C (Cut & Collect) von Trilo können mähen und aufsammeln und die Modelle der Produktreihe M (Multi Purpose) können wahlweise Grasflächen abmähen oder vertikutieren und die Rückstände aufsammeln oder auch Herbstlaub aufsaugen. Sie sind mit vielen Standarddetails und Optionen erhältlich, etwa mit separaten Saugschläuchen, die Schnittgut, Abfälle und andere Fremdkörper von schwer erreichbaren Stellen entfernen.
Das Mähen und Abräumen von Grünschnitt auf öffentlichen Grünflächen sowie an Straßenrändern und -böschungen bleibt indessen nicht ganz unproblematisch, denn zur stofflichen Verwertung dieser teilweise mit Fremdkörpern und Unrat versetzten Restmaterialien muss man teilweise hohe bürokratische Hürden überwinden. Auf extensiv genutztem Grünland ohne Publikumsverkehr dürfte die Verwendung des Schnittgutes jedoch unproblematisch sein, in der Landwirtschaft sowieso. Entsprechend gibt es neben den beispielhaft genannten Firmen in den Niederlanden und anderswo noch mehr Hersteller von Schlepper-Mähauslegern mit Aufnahmefunktion, von Mäh-Ladewagen oder von Ladewagen, die sich auf klassische Weise mit Traktoren und Teller- oder Trommelmähwerken im Frontanbau kombinieren lassen.
Passend gewählte Maschinen sparen einige Arbeitsschritte
Neben diesen teilweise großen Maschinen, An- und Aufbauten oder Anhängern gibt es kleinere Geräteträger, die auf kleinen oder verwinkelten oder auch steilen Flächen deutlich besser klarkommen – die handgeführten Einachser. Diese Geräteträger haben sich insbesondere in der Landschaftspflege sowie in der Berglandwirtschaft blühende Lebensräume erhalten. Seit knapp 20 Jahren haben die radgetriebenen und holmgelenkten Maschinen allerdings immer mehr Konkurrenzdruck zu spüren bekommen, und zwar durch kompakt und niedrig gebaute, funkferngesteuerte Geräteträger auf Raupenlaufwerken. Beide Maschinengattungen können indessen wertvolle Dienste leisten, wo Grünflächen abgemäht und das Schnittgut aufgesammelt werden soll – entweder um die Wiesen mager zu halten oder das Schnittgut zu verwerten oder beides. Wer genau hinschaut, entdeckt weitere kompakte Maschinentechnik.
AS-Motor beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit der ökologisch und ökonomisch wertvollen Grünlandpflege. Ein Beispiel hierfür ist der handgeführte Geräteträger AS 600 MultiPro. Er kann mit Doppelmesserbalken (117 und 126 cm) sowie neuerdings auch mit einem Bandrechen ausgerüstet werden. Die handgeführten Kreiselmäher (62 cm) bilden eine wartungsfreundliche Alternative zum Balkenmäher. Mit ihnen kann hohes Gras geschnitten und in einem Schwad abgelegt werden, etwa zur Herstellung von Tierfutter. Neben zwei Modellen mit Benzinmotor fährt der akkubetriebene AS 585 EKW superleise und abgasfrei über die Fläche, das dürfte insbesondere auf kleineren, verwinkelten Grünflächen sowie insbesondere in urbanem Umfeld mit Wohnbebauung oder rund um Schulen und Spielplatze, Altenheime, Krankenhäuser und andere lärmsensible Objekte interessant sein. Seine Expertise rund um ökologische Grünlandpflege mit den passenden Techniken und Verfahren hat AS-Motor in seinem Webauftritt auf einer Microsite zusammengefasst. Auf der Startseite kann man die Informationen unter dem Suchbegriff „Ökologisch orientierte Grünflächenpflege“ aufrufen. Dort kann auch ein aktueller, gedruckter Leitfaden zu diesem Thema kostenlos bestellt werden.
Irus hat schon vor einiger Zeit sein Angebot an ökologischer Mäh- und Abräumtechnik für ferngesteuerte Mähraupen und Geräteträger erweitert. Neben den Front- und Seitenmähwerken mit Bidux-Messerbalken und dem Bandrechen sind Heuschieber sowie Portalmähwerke mit Bidux-System erhältlich. Zum Abtransport des Mähguts gibt es eine Rundballenpresse, die 20 bis 25 kg schwere Ballen presst. Der Einsatz dieser Geräte verhindert laut Hersteller über den gesamten Mäh-und Abräumprozess eine Schädigung des Insektenbestands und verringert Gefahren auch für andere Kleintiere deutlich, da der Grasschnitt ohne Sogwirkung und in kleintierschonender Höhe erfolgt. Ein weiterer Schritt in Richtung Ökologie: das Mähen und Abräumen in einem Arbeitsgang. Das gelingt mit dem Geräteträger Twin mit seinen zwei vollwertigen Anbauräumen und richtig viel Hydraulikleistung vorne und hinten. Manche Anwender mögen den Mehrwert nicht gleich wahrnehmen: Natürlich erzeugt die Maschine beim Erwerb etwa doppelt so hohe Anschaffungskosten ein vergleichbarer Geräteträger mit nur einem vollwertigen Anbauraum. Aber langfristig spart man viel Arbeitszeit und Kraftstoff – und muss zwischen zwei unterschiedlichen Einsatzfahrten keine Anbaugeräte an- und abkuppeln. Auch im Forstwesen werden solche Kombieinsätze gerne gefahren, etwa mit gleichzeitig angebauten Forstmulchern und Stubbenfräsen.
Greentec Special Products, der niederländische Importeur von Irus, hat eine Mäh-Aufnahme-Kombination konstruiert, die aus einem Portalmähwerk (200 cm Arbeitsbreite) und einem Bandrechen besteht. Damit kann man in einem Arbeitsgang Gras und Ried mähen und schwaden. Sehr praktisch: Sie benötigt nur einen Anbauraum an einem Geräteträger wie etwa dem Deltrak von Irus oder auch von einem anderen Hersteller; die Hydraulik sollte eine Fördermenge von mindestens 60 l/min bei 250 bar Öldruck liefern. Die Kombi kann bei Irus bestellt werden. Ein Kunde von Greentec hat etwas ganz Exklusives ersonnen – nämlich einen Selbstfahrer mit Mäh- und Aufnahmefunktion auf einem Schienenfahrgestell. Greentec importiert zudem aus Indien kleine Rundballenpressen mit dem gewissen Extra für Dienstleister: Per Telematik über GNSS-Ortung, Datenfunk und eine Smartphone-App kann beim Pressen von Grünschnitt in der Landschaftspflege genau dokumentiert werden, wo und wann gemäht wurde und wieviel Grünschnitt dabei entstanden ist. Die Daten können als Leistungsnachweis gegenüber dem Auftraggeber dienen.
Rapid bringt seine handgeführten Einachs-Geräteträger und Anbaugeräte ins Spiel und zeigt, wie Arbeitsverfahren aus der (schweizerischen) Berglandwirtschaft auch in der Extensiv-Grünflächenpflege funktionieren können. Der Rapid Compact Eingraser etwa ist eine Kombination aus Mähbalken und Bandrechen. Damit wird in einem Arbeitsgang das Gras geschnitten und zu einem Schwad geformt. Durch jeweils eine Hin- und Herfahrt entsteht eine ladewagengerechte, sogenannte Doppelmahd. Mit diesem leichten Gerät kann der Landwirt bodenschonend (selbst bei Nässe) frisches Futter ernten, das er in der Regel wenige Momente nach dem Schnitt verfüttert – ein beliebter Arbeitsprozess in der Schweiz. Auch Kommunal-Dienstleister haben damit schon Versuche an Lkw-Auslegern gemacht, um entlang von Straßen das Mähen und Mahden in einem Arbeitsschritt zu bewältigen. Für kommunale Anwendungen wäre laut Rapid sicherlich der Einsatz einer (ESM)-Kommunalbalkens anstelle des üblichen des Fingerbalken sinnvoll. Solch ein System wäre weniger anfällig gegen Fremdkörper.
Anders funktionieren die Heuschieber Twister und Multi-Twister von Rapid, die nebenbei auch für Geräteträger anderer Hersteller erhältlich sind: Das Schnittgut wird nach dem Mähen in einem zweiten Arbeitsschritt schonend aufgenommen und zu einem Mahdhaufen oder direkt an den Feldrand gefahren. Für den Twister muss das Gras trocken sein, mit dem Multi-Twister lässt sich auch frisches Schnittgut befördern. Das ist laut Rapid sehr beliebt in der Landwirtschaft, auch Kommunen kommen auch auf den Geschmack. Wenn das Schnittgut trocknen und aussamen kann, wird die Biodiversität begünstigt. Mit den leicht gebauten Heuschiebern kann man problemlos selbst in sehr steilen Hanglagen fahren.
Auch mit weiteren landwirtschaftlichen Anbaugeräten für Einachs-Geräteträger von Rapid oder anderen Herstellern, wie etwa Heuer und Rundballenpresse, lässt sich das Schnittgut aus der Extensiv-Grünflächenpflege für eine zügige Abfuhr vorbereiten.
Die Reform-Werke bieten ebenfalls mehrere Lösungen für das Mähen und Abräumen. Auf Extensiv-Grünflächen bewährt sich beispielsweise der Kommunal-Geräteträger Muli mit einem Doppelmesser-Mähwerk von Kersten und einem Ladewagen. Das per Zapfwelle angetriebene Mähwerk hat seitliche Schwadstreifen, mit denen das Schnittgut zur Aufnahmebreite des Ladewagens zusammengefasst wird. Verstellbare Laufsohlen ermöglichen es, die gewünschte Arbeitshöhe einzustellen.
An Steilhängen und bei der Dammpflege spielt der Hanggeräteträger Mectrac seine Stärken aus – etwa mit einem Doppelmesser-Mähwerk bei der ersten Überfahrt und mit einem Bandrechen bei der zweiten Überfahrt. Besonders effektiv zeigt sich bei der Mähgut-Aufnahme der neue Pickup-Bandschwader Vario Alpin 250, mit dem man eine ganze Fläche in fünf bis sechs Überfahrten von oben nach unten abräumen kann. Der neue Pickup-Schwader wurde speziell für den Einsatz in der Berglandwirtschaft und in schwierigem Gelände entwickelt. Sein breites Förderband ermöglicht eine gleichmäßige Schwadablage. Über Tandem-Tastrollen passt er sich kontinuierlich an die Bodenkontur an. Auch der Metrac kann mit einem geeigneten Mähwerk gleichzeitig mähen und schwaden.
Verschiedene Möglichkeiten zum Mähen und Schwaden bzw. Abräumen bieten die Reform-Werke auch auf der Einachser-Schiene mit dem Geräteträger Motech und diversen Anbaugeräten, hier zählen die Österreicher auf die Kooperation mit dem schweizerischen Unternehmen Rapid.
Vogt bringt System in die faunaschonende Grünflächenpflege mit Doppelmesserbalken am Steilhang und an Böschungen. Als Ersatz für verbreitete Technik wie Kreiselschwader oder Bandrechen, die in solchem Terrain an ihre Grenzen stoßen, bietet der Spezialist für Landschaftspflegetechnik eine praktikable Systematik zur Mahd in Steillagen. Zunächst wird mit einer funkferngesteuerten MDB-Mähraupe plus Doppelnmesser-Mähwerk die Fläche abgemäht. Dann wird mit einem sogenannten Pickup-Schwader (bekannt aus der Berglandwirtschaft) das Mähgut aufgenommen und links oder rechts in einem Schwad abgelegt. Es können mehrere Arbeitsbreiten gefahren werden, der Schwad wird jeweils wieder aufgenommen und über einen geschwungenen Plexiglas-Schild im Schneeräumsystem umgewälzt. In der Ebene und bei Arbeiten talwärts können auf diese Weise mehr als 10 m breite Flächen abgeräumt werden. Der Pickup-Schwader von Vogt wurde auf optimale Abräumergebnisse und hohe Flächenleistung auch an flachen Hängen und auf ebenen Flächen getrimmt.
Solche ökonomischen Verfahren zum Erleichtern der Mähgutabfuhr oder zum Einsparen von Arbeitsschritten haben bei ökologischer Betrachtung ihre ganz eigenen Vor- und Nachteile. So sieht es jedenfalls Sinja Zieger vom Landschaftspflegeverband des Landkreises Göttingen. Sie hat an der Universität Freiburg den Masterstudiengang Umweltwissenschaften mit Schwerpunkt Landnutzung und Naturschutz absolviert. Ihre Masterarbeit verfasste sie an der Universität Göttingen in der Abteilung für Agrarökologie. Zieger beobachtet genau die Entwicklung von Markt und Technik für die ökologische Grünlandpflege, um den Wissenstransfer zwischen der Industrie und den Praktikern im Feld zu sichern.
Nach Sinja Ziegers Ansicht verhält es sich so: Die Maschinen und Geräte, die alle Arbeitsschritte in einem erledigen (Fläche abmähen und gleichzeitig das Material, eventuell sogar durch einen Luftsog, direkt aufnehmen), werden oft kritisiert, weil damit auch Insekten direkt von der Fläche entfernt werden und keine Möglichkeiten zur Flucht haben. Ihrer Meinung nach hat diese Arbeitsweise aber den Vorteil, dass die Flächen nicht so häufig bearbeitet bzw. überfahren werden. Denn jeder einzelne Arbeitsschritt beeinträchtigt den Lebensraum dar und erhöht die Sterblichkeit unter den Insekten. Die Pflanzen allerdings haben, so die Wissenschaftlerin, eher bei mehreren einzelnen Arbeitsschritten die Möglichkeit, auszusamen und damit die pflanzliche Artenvielfalt auf der Grünfläche fördern.
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