Ein Quartett für Landschaftsplanung und Naturschutz
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Über die Lage des Büros lässt sich kaum streiten: Gerade mal eine Minute von der U-Bahn-Haltestelle entfernt ist es ideal mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, zehn Minuten vom Stachus, in einem Gebäudekomplex im Gewerbeviertel. Das fehlende Grün außen gleichen die Mitarbeiter von PAN gekonnt aus:Ficus -Pflanzen, die bis zur Decke reichen, Wachsblumen und Baumfreunde, die länger im Büro sind als viele der Mitarbeiter.
Vor fünf Jahren ist das Büro um Beate Jeuther, Jens Sachteleben, Daniel Fuchs und Werner Ackermann hierher gezogen: Die alten Räume waren zu eng geworden. Die Räumlichkeiten, eigentlich nur eine große Halle, standen frei, und der Vermieter ließ in Sachen Einrichtung gut mit sich reden. So entstanden mithilfe einiger Rigips-Wände eine Reihe von Einzel- und Gruppenbüros, in denen die derzeit 22 Mitarbeiter untergebracht sind.
Die Geschichte von PAN entspricht nicht der eines „klassischen“ Büros in der Landschaftsplanung. Es ist nicht allmählich organisch gewachsen wie andere, sondern fing gleich mit 12 Mitarbeitern an – zuzüglich der vier Geschäftsführer, die das Büro gründeten. Von den vieren ist nur eine „echte Landschaftsplanerin“, bemerkt Daniel Fuchs mit einem Augenzwinkern. Beate Jeuther wollte schon immer etwas mit Grün machen, und die Kombination aus Planung und Pflanze im Studium reizte sie. „Aber erst im Studium habe ich gemerkt, wie vielfältig das wirklich ist“, gibt sie zu. Nach dem ersten Praktikum stand fest: Landschaftsplanung ist ihre Berufung.
Auch Jens Sachteleben hatte ein eindeutiges Ziel, schon von Kindesbeinen an. „Ich bin einfach der klassische Naturstreuner“, beschreibt er sich selbst trocken. Schon früh engagierte er sich ehrenamtlich im Naturschutz. „Alle meine Freunde haben dann Forstwissenschaften studiert“, erzählt er. „Das wollte ich dann nicht auch noch machen. Das sieht ja so aus, als wollte ich alles nachmachen“, scherzt er. Schließlich studierte er Biologie, um sein Interesse auch beruflich weiterzuverfolgen.
Für Werner Ackermann war die Entscheidung gar nicht ganz so eindeutig. Er merkte zwar schnell, dass die gewählte Studienrichtung Biologie richtig für ihn war, jedoch tat er sich auf dem Gebiet der Mikrobiologie besonders hervor. Doch irgendwann stand für ihn fest: Sein Leben lang ist das nichts für ihn, und so blieb er seiner ursprünglichen Fachrichtung, der Ökologie, treu.
Der Letzte im Bunde, Daniel Fuchs, musste seinen Weg auch erst finden. Er zog zwar sein Biologie-Studium durch, war sich aber lange nicht sicher, ob das auch die richtige Entscheidung war: Der Studiengang in Freiburg hatte viel mehr Chemie-, Physik- und Mathethemen als vermutet. Ein halbjähriges Praktikum in Nürnberg brachte ihn schließlich auf den richtigen Weg. „Mein Chef meinte dann zu mir: Du bist hier der erste Biologe, der einen Bleistift richtig herum halten kann“, erzählt er lachend. „Der Rest war Bestimmung, ab da hat sich alles organisch ineinandergefügt.“
Die drei Biologen und die Landschaftsplanerin lernten sich kennen, als sie am Arten- und Biotopschutzprogramm in München arbeiteten; Ackermann und Fuchs mit Werkverträgen, Jeuther und Sachteleben als Angestellte eines Landschaftsplanungsbüros. Die Konstellation war unübersichtlich und kompliziert, und schließlich entschloss sich das Quartett, aus der Arbeitsgruppe heraus ein eigenes Büro zu gründen – mit eigener Buchhaltung, eigener Personalverantwortung und allem, was dazugehört. „Eigentlich habe ich am Anfang immer damit gerechnet, dass irgendwem auffällt: Die können das doch gar nicht“, lacht Daniel Fuchs. „Doch wir haben uns schnell weiterentwickelt und Stück für Stück dazugelernt.“
Das haben auch die Auftraggeber von PAN erkannt, und viele zählen schon viele Jahre zum treuen Kundenstamm des Unternehmens. Am Anfang war dazu noch „Kaltakquise“ nötig, erzählt Sachteleben. Inzwischen steht der Ruf des Unternehmens für sich selbst. Für das Quartett an der Spitze ein enormer Vorteil: „So suchen wir genau aus, wo wir den Aufwand für eine Bewerbung investieren“, meint Fuchs. Thematisch ist das Büro dabei breit aufgestellt – vom Artenschutzgutachten über umfangreiche Datenbankarbeiten bis zum F+E-Vorhaben ist alles dabei. Trotzdem bleibt man sich seiner Linie treu: Die Ökologie der Arten und der Naturschutz stehen immer an erster Stelle.
„Wir machen da keine Gefälligkeitsgutachten“, betont Biologe Sachteleben. Dafür bleibt man flexibel und zeigt dem Auftraggeber Kompromisse auf. Gibt es artenschutzfachliche Bedenken, kann es vielleicht an anderer Stelle ein Entgegenkommen geben. „Letzten Endes betrachten wir uns als Dienstleister“, erklärt Beate Jeuther. „Wir finden heraus, was unsere Auftraggeber brauchen, ohne die naturschutzfachliche Komponente dabei zu verraten.“ So kann man den FC Bayern für artenreiche Wiesen begeistern, und trotzdem alle Ansprüche an die Nutzung erfüllen.
Für jedes Projekt gibt es Teams, die entsprechend der fachlichen Expertise zusammengestellt werden. Da werden auch die vier Geschäftsführer mal zu Projektmitarbeitern und arbeiten einem Projektleiter untergeordnet. Zwar verunsichert das manches Mal die Mitarbeiter, die „dem Chef“ plötzlich Anweisungen geben sollen, aber insgesamt hat sich das System bewährt, findet Daniel Fuchs.
Vielleicht ist diese Abwechslung Grund für die geringe Fluktuation im Büro – etwa eine Person pro Jahr verlässt das Büro, eine kommt neu dazu. Neue Mitarbeiter zu bekommen, ist trotz bester Lage auch für das Münchener Büro nicht einfach. „Wir müssen uns sehr bemühen, jemanden zu bekommen, vor allem, wenn es jemand mit Berufserfahrung sein soll“, gibt Fuchs zu. Die meisten Bewerbungen kommen als Reaktion auf Online-Stellenausschreibungen, und manchmal ist auch mal eine Initiativbewerbung dabei. Allerdings stellt Beate Jeuther fest, dass es immer schwieriger wird, einzuschätzen, wie qualifiziert die Bewerber wirklich sind. „Selbst ein Blick ins Zeugnis hilft da nicht weiter“, beklagt sie. „Die Studiengänge sind inzwischen unglaublich divers und man kann kaum einschätzen, wie tief die Kenntnisse wirklich reichen.“ „Und die Leute, die sich da selbst einarbeiten, werden auch nicht mehr“, ergänzt Biologe Fuchs trocken.
Trotzdem hat PAN einen Mitarbeiterstamm vorzuweisen, mit dem fast alle Aufträge und Artengruppen selbst im Büro bearbeitet werden können. Darauf legen die Geschäftsführer auch großen Wert: „Man hat auch nach außen eine ganz andere fachliche Kompetenz, wenn man das Know-how im Büro hat“, findet Jeuther. Das bedeutet aber nicht, dass man nicht auch gemeinsam mit anderen ein Projekt bearbeitet. Gerade in Forschungs- und Entwicklungsvorhaben bringt das Büro gerne seine Expertise in eine Arbeitsgruppe mit ein.
Die Arbeitsauslastung spricht für sich: Für eigene Veröffentlichungen bleibt momentan kaum Zeit. Wenn die Mitarbeiter oder das Führungsquartett veröffentlichen, dann meist im Rahmen von Projekten, bei denen das sowieso verlangt wird. „Dabei hätten wir einige interessante Projekte“, lacht Jens Sachteleben. Und Beate Jeuther hakt ein: „Aber die Freizeit neben der Arbeit sollte auch nicht vernachlässigt werden.“
Interessante Projekte: Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Historie des Büros. Die Aufträge müssen Spaß machen, da sind sich alle einig. Dabei hinterfragt das Quartett die derzeitige Ausrichtung aber auch kritisch: Was wird aus dem Büro, wenn es irgendwann an die nachfolgende Generation übergeben werden soll? Ist die jetzige Ausrichtung in zehn oder zwanzig Jahren noch die richtige? Jens Sachteleben ist sich sicher: Flexibilität im Denken ist die Grundvoraussetzung, die Offenheit für Neues. So, da ist er sicher, kann auch der gute Ruf von PAN gewahrt werden. Auf den ist er nämlich besonders stolz.
- Gesellschaftsform: GmbH
- Gründung: 1997
- Mitarbeiter: 23 aus den Bereichen Landschaftsarchitektur/-ökologie, Biologie, Geografie, Sekretariat/Technik
- Auftraggeber: (öffentlich/gewerblich/privat)
- Aufgabenfelder: s. Homepage
Wir machen unseren Job aus Überzeugung und weil er uns Spaß macht.
Werner Ackermann (links) studierte in Bayreuth Biologie mit Hauptfach Pflanzenökologie und Vegetationskunde. Seit der Gründung von PAN ist er geschäftsführender Gesellschafter. Er leitet unter anderem den Bereich „EDV und GIS“ bei PAN.
Daniel Fuchs (2. v. l.) hat in Freiburg im Breisgau und im schottischen Aberdeen Biologie studiert. Nach zwei Jahren praktischer Ausbildung in der Landschaftsplanung in einem Nürnberger Büro kurze freiberufliche Arbeiten. Er hat PAN als geschäftsführender Inhaber mitgegründet und ist innerhalb der Geschäftsführung zuständig für Personal.
Beate Jeuther hat Landschaftsplanung an der FH Weihenstephan in Freising studiert. Nach vier Jahren Anstellung in Planungsbüros erfolgte die weitere berufliche Laufbahn als Inhaberin von PAN mit Schwerpunkten unter anderem in der Planung von Arten- und Biotopschutzkonzepten, Biotopverbundplanungen, Ausgleichsflächenkonzepten und anderen naturschutzfachlichen Planungen.
Jens Sachteleben (rechts) hat Studium und Zivildienst (beim Bund Naturschutz) in Bayern absolviert und extern in Marburg promoviert. Bis auf die Anfangsjahre war er ausschließlich als geschäftsführender Inhaber bei PAN beruflich aktiv. Seine Schwerpunkte liegen in der Zoologie, Naturschutzfachplanung, Artenschutz und Umsetzung von Naturschutzprojekten.
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