
Was unsere Wiesen über die Zukunft verraten
Wie schnell verschwinden Arten aus Wiesen und lässt sich der Rückgang erkennen, bevor Arten verschwinden? Unter Leitung von Professorin Dr. Lena Neuenkamp von der Universität Bielefeld hat ein deutsch-schweizerisches Forschungsteam darauf eine Antwort gefunden. Die Studie, erschienen im Fachmagazin „Nature Ecology & Evolution“, zeigt: Räumliche Daten können gut vorhersagen, wie sich die Artenvielfalt über die Zeit verändert.
von Universität Bielefeld/Redaktion erschienen am 12.12.2025Für die Studie nutzte das Team aus Bern und mehreren deutschen Universitäten eine einzigartige Datengrundlage: die Biodiversitäts-Exploratorien, ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit 2006 gefördertes Großprojekt. Dort wurden auf 150 Grünlandflächen über elf Jahre hinweg Pflanzen und Gliederfüßer, also Tiere wie Insekten oder Spinnen, jährlich erfasst.
Die Forschenden verglichen, wie sich Artenvielfalt zwischen verschiedenen Orten unterscheidet und wie sie sich im Laufe der Jahre verändert. Das Ergebnis: Wenn Land intensiver genutzt wird, stärker gedüngt, häufiger gemäht oder dichter beweidet, geht die Artenvielfalt zurück. Das gilt sowohl für die Artenzahl innerhalb einer Fläche (die sogenannte a-Diversität) als auch für die Unterschiede zwischen Flächen (ß-Diversität).
Ein Werkzeug für schnelleren Naturschutz
Besonders spannend: Die Muster aus Raumdaten und Zeitreihen ähneln sich stark. Das bedeutet, dass räumliche Beobachtungen als „Abkürzung“ dienen können, wenn langfristige Messreihen fehlen. „Damit haben wir ein mögliches Frühwarnsystem für den Artenverlust“, sagt Professor Dr. Norbert Hölzel von der Universität Münster, der seit über 15 Jahren in den Biodiversitäts-Exploratorien tätig ist. „Wir können jetzt besser einschätzen, wo Ökosysteme kippen könnten und damit früher handeln.“
Die Studie zeigt aber auch: Veränderungen in der Natur wirken oft verzögert. Manche Arten reagieren erst Jahre später auf intensivere Nutzung. Deshalb braucht es weiterhin langfristige Daten, um diese Verzögerungen zu verstehen. Die Forschenden betonen: Auch wenn der Wandel leise beginnt, er lässt sich sichtbar machen. Und genau das ist entscheidend, um die Artenvielfalt zu schützen, bevor es zu spät ist.









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