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Wiederherstellung der Natur und Schwammstädte

Starke Mehrheit für mehr blau-grüne Infrastruktur

Die „schweigende Mehrheit“: 85 % der Menschen in Deutschland befürworten die EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur. Fast drei Viertel der Erwachsenen (73 %) wünschen sich mehr politischen Umsetzungswillen für den Schutz und die Wiederherstellung zerstörter Natur. Und für 95 % der Befragten ist Natur wichtig. Das zeigt eine repräsentative Befragung von über 5.000 Personen des Umfrageinstituts Civey im Auftrag des NABU.

von Eckhard Jedicke erschienen am 01.11.2025
© privat
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Ähnlich deutliche Zahlen ermittelte Civey für die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) zum Konzept der Schwammstadt: 86 % der Erwachsenen würden es begrüßen, wenn die Städte und Kommunen stärker in mehr Grün- und Wasserflächen, Versickerung und Bäume investieren würden. In Hamburg votierten 53 % der Wählerinnen und Wähler für den „Zukunftsentscheid“, dass die Stadt bereits bis 2040 klimaneutral sein soll – und nicht erst, wie vom Senat geplant, fünf Jahre später.

Politik im Rückwärtsgang

Deutlich verschieden von diesen Zahlen wirkt die Wahrnehmung auf der politischen Ebene. Das Europäische Parlament hat mit der CAP-Simplification faktisch die letzten verbindlichen Umweltstandards der Agrarförderung geschleift, ganz ohne vorherige Umweltfolgenabschätzung.

Die Agrarministerkonferenz positionierte sich Ende September mehrheitlich sehr kritisch zur WVO: Elf Länder bitten die Bundesregierung in einer Protokollerklärung, sich bei der EU-Kommission für eine Aufhebung der WVO in ihrer jetzigen Fassung einzusetzen, falls keine grundlegende Neugestaltung erfolge. Nachvollziehbar ist die fehlende Finanzausstattung als Hinderungsgrund. Sie wäre aber wie unrealistische Zeitvorgaben und mangelnde Einbeziehung Betroffener mit finanziellen Anreizen und mehr Kommunikation lösbar.

Aus Perspektive der Wissenschaft und vielfältiger Umsetzungserfahrung in der Praxis stehen dazu zahlreiche Musterlösungen bereit: Unter dem Slogan „Grünland kann was“ publizieren wir in dieser Ausgabe Ergebnisse aus dem inter- und transdisziplinären Forschungsprojekt „Grassworks“, das die gesellschaftlichen Vorzüge der Wiederherstellung artenreichen Grünlands dokumentiert. Ein Kernpunkt dabei: Grünland und denen, die es bewirtschaften, mehr gesellschaftliche Anerkennung ihrer Leistungen und sichere Wertschöpfungsketten gewähren. Bindenden Handlungsbedarf hat auch der EuGH mit seinem „Mähwiesenurteil“ formuliert: Wir richten den Blick auf weitere Lebensraumverluste in Natura 2000, für die ebenso gehandelt werden müsste. Gut, dass die Gerichte der Politik auf die Finger schauen – wie auch beim jüngsten Nitraturteil des BVerwG in Leipzig, welches den Bund zur Erstellung eines Aktionsprogramms Nitrat verpflichtet.

Optimistische Narrative

Wie kann sich die „schweigende Mehrheit“ mehr Gehör verschaffen? Wie können wir das Ruder herumreißen und, dem Willen der Bevölkerung folgend, den politischen Kurs zum Auf- statt Abbau von Umweltstandards korrigieren? Katastrophenmeldungen wie die Überschreitung von nun sieben der neun planetaren Grenzen für das Überleben der Menschheit oder das Erreichen des irreversiblen Kipppunktes für den Fortbestand der Korallenriffe in den Weltmeeren sind nötig. Aber noch wichtiger sind optimistische Narrative: Ein ganzheitlich definierter Naturschutz als Nexus, der Biodiversität, Klima, Wasser, Boden, Ernährung und Gesundheit eng miteinander verwebt, wird noch mehr Rückhalt in der Bevölkerung haben. Der Mensch benötigt positive Vorbilder: Wie können wir eine nachhaltige, zukunftsfähige Kulturlandschaft gestalten? Lassen Sie uns solche Bilder nicht nur in den Köpfen, sondern auch real in Modelllandschaften schaffen!

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