
Konsenspapier zur Datenerhebung veröffentlicht
Um die heterogenen Gemeinschaften der Wildbienen künftig noch besser zu schützen, hat das Julius-Kühn-Institut (JKI) zusammen mit Fachleuten aus der Wildbienenforschung wissenschaftlich fundierte Orientierungshilfen zur Erhebung von Wildbienendaten erarbeitet.
von JKI/Red erschienen am 14.02.2024Eine Standardisierung der Erhebungen ist nicht einfach: Wildbienen haben sehr unterschiedliche Bedürfnisse und Lebensweisen. So umfasst die Tiergruppe sowohl solitär lebende Arten, die ihre Nester in Schilfrohren anlegen, als auch staatenbildende, im Boden nistenden Erdhummeln.
Um die Erhebungen dennoch kontinuierlich zu standardisieren, empfehlen die Autoren, die Zielart oder Gemeinschaft hinsichtlich funktioneller Eigenschaften wie Nahrungspflanzenspektrum, Sozial- oder Nistverhalten klar zu definieren. Diese Eigenschaften können dann als Entscheidungshilfe bei der Wahl der Erfassungsmethoden und des Monitoringdesigns dienen.
Zum anderen sind sich die Autoren einig, dass wiederholte Erhebungen an denselben Standorten von zentraler Bedeutung für den Wert der erhobenen Daten sind. „In der Vergangenheit war das in Forschungsprojekten selten der Fall“, erklärt André Krahner, Co-Autor und Wildbienenexperte am Julius Kühn-Institut in Braunschweig. „Doch nur so können wir Aussagen über langfristige Populationsdynamiken tätigen.“
Einige Methoden, wie die effizienten und hochstandardisierten Farbschalenfallen, stehen gelegentlich in der Kritik. Neben den Wildbienen werden hier auch andere Organismen, die nicht im Fokus der Erhebungen stehen, erfasst. „Wir brauchen diese Fallen jedoch, um repräsentative und vergleichbare Ergebnisse für große Bezugsräume zu erhalten“, so André Krahner weiter, „allerdings gibt es verschiedene Möglichkeiten, die dabei helfen, den Einfluss der Erhebungen auf die Wildbienen so gering wie möglich zu halten – was ohnehin Grundinteresse jedes Langzeitmonitorings ist.“ Einen Weg sehen die Autoren im vereinfachten Zugang zu Daten anderer Wildbienenprojekte und -monitoringprogramme sowie in der besseren Kommunikation und Vernetzung der Akteure. „So können Datenredundanzen vermieden werden. Das spart Ressourcen, schont die Wildbienen und reduziert Insekten-Beifänge.“
Großes Potenzial sehen die Wildbienenexperten in Citizen-Science-Ansätzen, im DNA-Barcoding oder KI-basierten Bestimmungsapps. „Alle Methoden haben ihre Vor-, aber auch Nachteile. So erhalten wir über das DNA-Barcoding aktuell keine belastbare Aussage über die Anzahl der Individuen, können aber ohne großen Mehraufwand auch den Beifang auswerten. Wir sehen Möglichkeiten, diese Methoden zielführend und bestandschonend in die Wildbienenforschung einzuführen, um professionelle Monitoringprogramme zu unterstützen.“
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