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Schnittverletzungen von Igeln

Forschende entwickeln Sicherheitstests für Mähroboter

370 Fälle von Schnittverletzungen bei Igeln durch elektrische Gartenpflegegeräte wurden in Deutschland zwischen Juni 2022 und September 2023 vom Leibniz-IZW dokumentiert. Knapp die Hälfte der verletzten Tiere verendete. Ein internationales Forschungsteam hat nun einen Sicherheitstest für Mähroboter entwickelt, der künftig den Artenschutzkonflikt lösen soll.

von Leibniz-IZW/Red erschienen am 08.02.2024
Igel mit Schnittverletzung © Editha Schneider/Leibniz-IZW
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Das Leibniz-IZW sammelt seit September 2022 über eine geschlossene Facebook-Seite in Zusammenarbeit mit Igel-Auffangstationen Funde von Igeln mit Schnittverletzungen, die auf elektrische Gartenpflegegeräte zurückzuführen sind. Die Fälle häufen sich, was für viele Igelstationen eine enorme Belastung darstellt und wichtige Ressourcen bindet, da die verletzten Igel oft überdurchschnittlich viel Pflege und Behandlung benötigen. Fast die Hälfte der gefundenen und gemeldeten Tiere (47%) überlebten die Verletzung gar nicht erst, sondern mussten eingeschläfert werden oder starben während der Pflege.

In zwei weiteren Forschungsarbeiten analysierten die Forschenden in einem internationalen Team, wie Igel individuell auf einen sich nähernden Mähroboter reagieren. Die beobachteten Verhaltensreaktionen der Igel liefern Schlüsselinformationen für einen wissenschaftlich fundierten, standardisierten Igel-Sicherheitstest für solche Geräte. Die drei Forschungsarbeiten sind in der Sonderausgabe „Applied Hedgehog Conservation Research“ der Fachzeitschrift „Animals“ erschienen.

Frühere wissenschaftliche Untersuchungen zeigten bereits, dass – entgegen der Angaben vieler Hersteller – Mähroboter kleine Tiere wie Igel nicht erkennen können und meist gravierende Verletzungen verursachen. Entscheidend für die verursachten Verletzungen ist also unter anderem, wie die Igel selbst auf die Mähroboter reagieren. „Igel sind zwar scheu und leben für uns versteckt, sind aber oft auch neugierig. Dies wollten wir genauer untersuchen und führten Experimente mit insgesamt 50 Igeln und einem Mähroboter durch, dem die Schneidemesser entfernt wurden und die an keiner Stelle in direkten Kontakt mit den Igeln kamen“, sagt Sophie Lund Rasmussen, Leiterin der Untersuchung, von WildCRU, der University of Oxford und der Aalborg University. Die Igel zeigten bei Begegnungen sieben verschiedene Verhaltens- und Positionierungsmuster und konnten in „schüchterne“ und „mutige“ Igel klassifiziert werden. „Erwachsene Igel neigen dazu, schüchterner zu reagieren. Die getesteten Igel verhielten sich im Allgemeinen weniger mutig, wenn sie ein zweites Mal einem Mähroboter begegneten“, so Rasmussen.

Diese Erkenntnisse fließen in das Konzept für einen standardisierten Igel-Sicherheitstest für Mähroboter ein, welches das Team um Rasmussen und Dr. Anne Berger vom Leibniz-IZW erarbeitete. Dafür untersuchte man, wie 19 handelsübliche Mähroboter auf Igelkadaver reagierten. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass einige Modelle Igel verletzen können, während andere für sie unschädlich sind. Abgesehen von einem einzigen Vorfall mussten alle Mähroboter die Igelkadaver physisch berühren, um sie zu entdecken“, fassen Rasmussen und Berger zusammen. Kleinere Igel erwiesen sich als erheblich gefährdeter als größere, ausgewachsene Tiere. Auf Basis dieser und weiterer Erkenntnisse aus den Tests entwickelten sie ein Testprotokoll, welches die Einordnung eines Gerätes hinsichtlich seiner Verletzungsgefahr für Igel erlauben würde. Das Team plädiert dafür, ein solches Testprotokoll auf europäischer Ebene durch das Europäische Komitee für elektrotechnische Normung (CENELEC) verpflichtend einzuführen und damit sowohl die Verletzungsgefahr zu reduzieren als auch eine evidenzbasierte Aufklärung der Konsumenten zu ermöglichen.

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