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Annäherung an ein aktuelles Themenfeld am Beispiel des ehemaligen Westwalls in Rheinland-Pfalz

Erinnerungskultur und Naturschutz

Abstracts

Das Engagement von Naturschutzakteuren auf Flächen, die eine Funktion für das NS-Regime hatten, setzt eine Auseinandersetzung mit dieser historischen Belastung voraus – zumal wenn dort in dieser Zeit Naturschutzakteure aktiv waren. Das gilt für den ehemaligen Westwall ebenso wie für viele Flächen des Nationalen Naturerbes.

Auf solchen Flächen müssen Vertreter des Naturschutzes heute selbst zu Akteuren der Erinnerungskultur werden. Eine verantwortungsbewusste Auseinandersetzung mit der NS-Belastung der damals vor Ort aktiven Naturschutzakteure und mit ihren damaligen Konzepten verlangt mehr als eine formelhafte Distanzierung vom Nationalsozialismus. Die Aufgabe Erinnerungskultur auszugestalten erfordert Kompetenzen, die Vertreter des Naturschutzes vielfach erst erwerben müssen und ihnen die Bereitschaft zur Interdisziplinarität abverlangen.

Culture of remembrance and conservation – Approaching a current topic using the example of the former Siegfried Line in Rhineland-Palatinate

Nature conservationists dealing with projects in areas that had a certain function for the National Socialist (NS) regime have to confront this historic burden – especially if nature conservationists were active there. Such areas are, for example, the former Siegfried Line or some parts of the national natural heritage. In these areas, nature conservationists become agents of the Culture of Remembrance (Erinnerungskultur). Confronting the influences of the NS actors and concepts in those areas demands more than a formulaic distancing from the NS era. The challenges in Culture of Remembrance ask for competences that nature conservationists often still have to acquire, and it demands openness for working together with different professions.

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Abb. 1: Überreste des Westwalls bei Aachen.
Abb. 1: Überreste des Westwalls bei Aachen.A. Thiergarten 2016
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1 Einführung

Die Relikte des ehemaligen Westwalls (siehe Abschnitt 2) liegen in den Bundesländern Baden-Württemberg, Saarland, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen jeweils an der Grenze zu europäischen Partnerländern. Rheinland-Pfalz hat das Eigentum an den Relikten 2014 vom Bund übernommen. In den übrigen Bundesländern liegt es weiterhin beim Bund, die Verkehrssicherung wird dort durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben vorgenommen.

Seit Kriegsende 1945 wurden viele der Westwallrelikte im Rahmen der Verkehrssicherung gesprengt und übererdet. Das mag ebenso wie die periphere Lage in überwiegend dünn besiedelten Räumen dazu beigetragen haben, dass die Bauwerksrelikte lange Zeit kaum öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zogen. Die Tatsache, dass der Bund in der Zeit nach 1945 bis heute keine Aktivitäten zur Einrichtung eines Erinnerungsortes unternommen hat, trug dazu bei. Der Charakter als militärisches Bauwerk des Zweiten Weltkriegs steht zudem einer Erinnerung als Mahnmal – einem Ort der Erinnerung an die Opfer von NS-Gewalt – entgegen. Was wie erinnert wird, definieren häufig auf der regionalen Ebene agierende, nicht-staatliche Akteure. Die Schichtungen der bisherigen Erinnerungskultur haben dabei Leerstellen hinterlassen, die zu einer Schwerpunktsetzung im Bereich Bau- und Technikgeschichte einerseits und einer Konzentration auf die Wahrnehmungen der Bevölkerung andererseits geführt haben, welche von Räumungen ihrer Orte im Rahmen der Kriegshandlungen betroffen war (vgl.Naumann2016,Otten2008). Dies gilt beim ehemaligen Westwall umso mehr, als es an einer wissenschaftlichen Aufarbeitung seiner Gesamtgeschichte bis heute fehlt. Es gibt kein etabliertes Narrativ, das als historisch-kritisch gewertet und damit als akzeptabel bezeichnet werden kann (vgl. Publikationen vonFings & Möller2008,Möller2018).

Am ehemaligen Westwall sind auch haupt- wie ehrenamtlich engagierte Naturschutzprotagonisten und -organisationen aktiv. Sie wählen jeweils eigene Zugänge zu dem Bauwerk und seiner Geschichte.

Dieser Beitrag geht der Frage nach, welche neuen Anforderungen sich dementsprechend an Naturschutzengagierte stellen, welche Herausforderungen damit verbunden sind, welche Kompetenzen die Akteure brauchen und welche Vorgehensweisen sich empfehlen.

2 Was war der Westwall?

Adolf Hitler beauftragte 1936 den Bau des Westwalls, hintereinander gestaffelte Linien mit Bunkern, Panzerhindernissen, sogenannten Höckerlinien, und Wassergräben, um die den Versailler Vertrag brechende Besetzung des Rheinlandes nach Westen abzusichern. Mit dem Bau betraut war bis etwa 1938 die Wehrmacht. Nach 1945 ordneten die Alliierten die Beseitigung der Bauwerke an. Heute sind noch viele Relikte teils in der Landschaft, teils in Ortslagen zu finden.

Die o. g. Funktion des Westwalls erweiterte sich mit der geplanten Besetzung der Tschechoslowakei 1938/1939. Die Osteuropapolitik der Nationalsozialisten sollte über eine sichere Flanke im Westen verfügen. Entsprechend wurde im Frühsommer 1938 der beschleunigte Ausbau des Westwalls befohlen. Da die Wehrmacht aus Sicht Adolf Hitlers nicht schnell genug war, beauftragte er nunmehr Fritz Todt, einen seiner Sonderkommissare und „Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen“, mit der Aufgabe. Die quasi-militärische Organisation Todt trieb den Ausbau ungemein rasch voran und bediente sich dabei des beim Autobahnbau bereits bewährten Modells der Zusammenarbeit von staatlichen Organisationen mit Unternehmen der Privatwirtschaft.

1939 begann Deutschland den Zweiten Weltkrieg. 1940 bildete der Westwall eine der Ausgangsstellungen für die deutschen Truppen im Frankreichfeldzug. Im Fortgang des Krieges wurde der Westwall 1940/1941 desarmiert und 1944/1945 mit dem Vorrücken der Alliierten rearmiert. Zum Jahreswechsel war er dann Rückgrat des letzten Angriffs der Nationalsozialisten an der Westfront in der sogenannten Ardennenoffensive.

Der Westwall war aber bedeutend mehr als ein militärisches Bauwerk.Dix(2008: 59) bezeichnet ihn als „Symbol-Baustelle“. Was sollte symbolisiert werden? Die nachfolgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit:

  • die propagandistische Inszenierung der Volksgemeinschaft, die allein es ermöglicht habe, ein solches Riesenbauwerk in so kurzer Zeit zu erschaffen (Dix2008);
  • eine Verherrlichung des „deutschen Menschen“, dessen vermeintlicher Mut und angebliche Tatkraft durch das Bauwerk ausgedrückt werden sollten (Franke2016);
  • die Abschreckung des „Feindes“ im Westen, der vor einem angeblich „unbezwingbaren“ Bauwerk zurückweichen sollte (Rass2008) – diese Propaganda war so erfolgreich, dass z. B. Winston S. Churchill in „Der Zweite Weltkrieg“ an vielen Stellen auf den Westwall als sogenannte „Siegfriedlinie“ Bezug nimmt (Churchill1960);
  • Strukturpolitik, z. B. die Schaffung von Arbeitsplätzen und Absatzmärkten sowie Umbau- und Neuordnungsplanungen für Städte, Dörfer und die Feldflur (Dix2008,Rass2008);
  • die Neuordnung des Raumes im Rahmen der in der NS-Zeit aufblühenden Raumordnung und Agrarplanung sowie die damit verbundenen Neuplanungen von am Westwall liegenden Dörfern – hier sollte eine „deutsche Dorflandschaft“, die der NS-Propaganda entsprach, realisiert werden (Dix2008,Mai2002, vgl. Stabshauptamt o. J.);
  • und schlussendlich wurden hier auch Terror- und Unterdrückungsmaßnahmen erprobt, die man später im Rahmen des Vernichtungskriegs im Osten perfektionierte. So war der Westwall Anlass für den Bau des SS-Sonderlagers Hinzert in der Nähe von Trier, das später zum Konzentrationslager umfunktioniert wurde. In dem Sonderlager wurden Westwallarbeiter, die den Baufortschritt „störten“, auf Zeit „interniert“ und gequält; auch sogenannte „Nacht-und-Nebel-Gefangene“, insbesondere aus Luxemburg, wurden hier gefoltert und ermordet (Franke2016, Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz o. J.).

Alles in allem: Der historische Westwall ist nicht „nur“ ein für den Verlauf des Zweiten Weltkriegs relevantes militärisches Bauwerk, sondern auch ein Symbol nationalsozialistischer Ideologie und ihrer bedenkenlosen und menschenverachtenden Umsetzung. Potenziell ist er damit heute als außerschulischer Lernort geeignet.

3 Nationalsozialistischer Naturschutz am Westwall

Der Naturschutz der NS-Zeit fand die Verbindung zum Westwall so, wie er sie auch schon zum Bau der Reichsautobahnen gefunden hatte: Alwin Seifert, ein freischaffender Landschaftsplaner, hatte sich Fritz Todt, dem Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen, angedient, um der NS-Ideologie entsprechend die Gestaltung der Reichsautobahnen im Sinn einer „deutschen Landschaft“ durch Trassierung und Pflanzmaßnahmen voranzutreiben. Auch beim Westwall setzte er sich dafür ein, diese Prinzipien zu verfolgen und die Tarnungsmaßnahmen insbesondere gegenüber der Luftaufklärung entsprechend zu gestalten. Hauptansprechpartner für die Organisation Todt wurde im Folgenden der freischaffende Landschaftsplaner Wilhelm Hirsch aus Wiesbaden, der um sich eine Schar entsprechend qualifizierter Personen versammelte. Sie erhielten die Bezeichnung „Landschaftsanwälte“, wie sie bereits die Gruppe um Alwin Seifert führte. Sie organisierten die Tarnungsmaßnahmen in Absprache mit der Wehrmacht eigenständig und entsprechend den Planungsprinzipien (Franke2016: 31 ff.).

Hier ist in erster Linie relevant, nach welchen Prinzipien die Landschaftsanwälte die Tarnungsarbeiten am Westwall konkret ausrichteten. Die Erfahrungen aus dem Straßenbau, die in Merkblättern des Generalinspektors für das deutsche Straßenwesen zusammengefasst waren, wurden auf den Bau des Westwalls übertragen und von den Landschaftsanwälten entsprechend genutzt (Franke2016: 41 ff.).

Landschaft galt dabei als lebendiger Organismus, der krank oder gesund sein konnte und einen unmittelbaren Einfluss auf Physis und Psyche der in ihr wohnenden Menschen bzw. der sogenannten deutschen Volksgemeinschaft hatte. Die auch infolge der Baumaßnahmen vermeintlich nunmehr „kranke Landschaft“ sollte durch Pflanzmaßnahmen und Bodenbewegung wieder „geheilt“ werden. Denn nur in einer vermeintlich „gesunden“ Landschaft sei es möglich, eine „tatkräftige Volksgemeinschaft“ dauerhaft zu erhalten.

Ziel war also, die Landschaft so „gesunden“ zu lassen, dass die Menschen darin zu einer willensstarken Volksgemeinschaft würden. Dazu war z. B. die „Ursprünglichkeit“ der verwendeten „deutschen“ Pflanzen zu berücksichtigen. Fremdländische Pflanzen wurden daher von vornherein abgelehnt (Franke2016: 42).

Die Pflanzungen basierten auf Kartierungen von Prof. Reinhold Tüxen, der auch bei den Reichsautobahnbauten entsprechend tätig war. Auf der Basis seiner Kartierungsergebnisse wurden die Pflanzlisten zusammengestellt. Reinhold Tüxens Stab wurde während des Zweiten Weltkriegs immer personalstärker (Franke2016: 45 ff.).

Die Naturschützer vor Ort fügten sich nahtlos in die Blut-und-Boden-Ideologie des Nationalsozialismus ein bzw. teilten sie. Diese Ideologie war die Basis ihrer fachlichen Arbeit.

Die Tarnung der Westwallbunker erfolgte deshalb großflächig, insbesondere in landwirtschaftlich genutzten Räumen, die wenig Deckung boten. Aus der Luft sollten die neu errichteten technischen Bauwerke nicht erkennbar sein. Bodenbewegung und Bepflanzung zielten entsprechend darauf ab, vorhandene Strukturen aufzunehmen und weiterzuführen und durch Pflanzungen an vorhandene Vegetationsbestände anzuknüpfen (vgl. z. B. Pläne beiFranke2016: 38/39).

Wilhelm Hirsch formulierte grundsätzliche Ausführungen zur landschaftlichen Eingliederung des Westwalls entsprechend dem Charakter der unterschiedlichen Landschaftsräume. Er unterschied dabei zwischen Feld- und Wiesenlandschaften, Waldgebieten und sogenannten Wildlandschaften. Die Tarnungsmaßnahmen konzentrierten sich auf die Feld- und Wiesenlandschaften und folgten dabei den genannten Prinzipien. Es sollte ein harmonischer Gesamtlandschaftsraum entstehen, der „dem deutschen Menschen deutsche Heimat“ bieten konnte (Franke2016: 48 ff.).

Diese Vorgehensweise hinterließ Spuren, und zwar nicht allein in der Landschaft, sondern auch in anderen Organisationen des NS-Regimes. So gab es z. B. Kontakte mit dem Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums, Heinrich Himmler, und dessen Planungsstab für den Generalplan Ost (Franke2016: 55 ff., 56 Fn. 239).

Wir haben es also tatsächlich mit einem nationalsozialistisch ausgerichteten Naturschutz zu tun, der – entsprechend der Präambel des Reichsnaturschutzgesetzes – die „Umgestaltung des deutschen Menschen als Voraussetzung wirksamen Naturschutzes“ sah und praktizierte (RNG 1935).

4 Akteure der Erinnerungskultur und Konflikte

Ein zentraler staatlicher Akteur in Bezug auf die Westwallrelikte ist heute das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz, das sich mit seinem wissenschaftlichen Gutachten „Der Westwall in der Landschaft. Aktivitäten des Naturschutzes in der Zeit des Nationalsozialismus und seine Akteure“, mit diversen Diskussionsveranstaltungen, der Förderung einer internationalen Tagung gemeinsam mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und sonstigen Informationsangeboten klar als Vertreter einer historisch-kritischen Sicht auf den ehemaligen Westwall platziert hat (Franke2016; Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten o. J.).

Weitere staatliche Akteure in Rheinland-Pfalz sind das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur, in dem der Denkmalschutz ressortiert, sowie die Landeszentrale für politische Bildung. Aber auch Naturschutzverbände, mehrere Hochschulen sowie Protagonisten verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen des Bundeslandes sind aktiv.

Der BUND Rheinland-Pfalz hat im Rahmen seines Projekts „Grüner Wall im Westen“ alternative Verkehrssicherungsmaßnahmen zum ehemaligen Westwall mit finanzieller Unterstützung der DBU und des Umweltministeriums Rheinland-Pfalz entwickelt (Altena & Mewes2014, BUND Landesverband Rheinland-Pfalz o. J., BUND e.V. o. J.). Die POLLICHIA untersuchte Flora und Fauna des ehemaligen Westwalls und hat in einer auf die Südwestpfalz bezogenen Veröffentlichung auch Beiträge zur Lokal- und Regionalgeschichte publiziert (Übel & Röller2012).

Ganz aktuell ist eine Initiative der Evangelischen Akademie der Pfalz und der Friedensakademie, einem Institut der Universität Koblenz-Landau. Ihr Ziel ist, im Rahmen eines Konsultationsprozesses unter Beteiligung aller an den Westwallrelikten aktiven Personen und Organisationen gemeinsame Ziele für die Auseinandersetzung mit dem ehemaligen Westwall zu formulieren (Universität Koblenz-Landau o. J.: Perspektiven für das Mahnmal ehemaliger Westwall. Geteilte Verantwortung für einen Grenzraum). Die Universitäten Trier und Mainz setzen sich in ihren Fachbereichen für Neuere und Neueste Geschichte mit dem ehemaligen Westwall auseinander, die Hochschule Trier mit ihrem Fachbereich Gestaltung (vgl.Goerdt & Nieder2008). Die Hochschule Geisenheim University bietet ihren Naturschutz-Studierenden ein Seminar zum Thema Westwall an.

Verschiedene privat betriebene Museen – der Begriff Museum ist nicht geschützt – befinden sich überwiegend in ehemaligen Bunkeranlagen des Westwalls. Die Ausstellungen zeigen v. a. Fundstücke oder Erwerbungen bzw. Leihgaben mit Bezug zu Wehrmacht, SS, NSDAP, Reichsarbeitsdienst und Organisation Todt. In einem der Museen gibt es auch eine lange Galerie von Ritterkreuzträgern. Eine zeithistorisch-kritische Kontextualisierung der Exponate fehlt in so gut wie allen diesen Museen. Manche der Einrichtungen bezeichnen sich selbst als Mahnmal bzw. als Beitrag zum Frieden. Die Konzentration auf die Bauten des Westwalls, auf die Bauleistung der Organisation Todt, auf die Wehrmacht und die SS kann bei manchen Besuchern den Eindruck erwecken, Sinn der Ausstellungen sei die Prolongierung des „Mythos Westwall“. Die Enthistorisierung der Exponate kann solche Tendenzen unterstützen (vgl.Fings2008). Daneben sind auch Aktivitäten rechtsextremer Aktivisten und Organisationen am ehemaligen Westwall, wie z. B. Westwall-Wanderungen der Jugendorganisation der NPD, dokumentiert (Altena & Thomas2015: 60/61).

Fast alle privaten Akteure zeichnen sich dadurch aus, dass sie „ihr“ Thema vom nationalsozialistischen Anlass des Westwallbaus, von den verfolgten Zwecken des NS-Regimes (Volksgemeinschaft, Rassismus, Ausgrenzung, Vernichtungskrieg) oder sogar von der gesamten NS-Zeit abspalten. Aktivisten, die ein „Ende des Schuldkults“ oder gar eine 180°-Wende in der Erinnerungskultur Deutschlands fordern, könnten sich ohne größeren Aufwand anschließen.

Folgende Themen gehören erfahrungsgemäß bei jeder Gesprächsrunde zu den Hauptdiskussionspunkten rund um die Westwallrelikte:

  • Die Rolle des Naturschutzes in der NS-Zeit wird sehr kontrovers erörtert: War er Opfer des Regimes? Täter? Oder ein „immaterieller Kriegsgewinnler“? Gab es einen spezifisch nationalsozialistischen Naturschutz? Oder war er rein fachlich orientiert?
  • Am heftigsten umstritten ist die Rolle der Wehrmacht: War sie Täter? Opfer? Befehlsempfänger? Konnte sie „gar nicht anders“?
  • Um die Funktion des Bauwerks wird gestritten: War es eine „Verteidigungslinie“? Ein typisches Festungsbauwerk wie viele andere? Gab es einen „Mythos Westwall“? Gibt es ihn noch heute?
  • Die Wahrnehmung der Organisation Todt ist uneinheitlich: War sie ein Modernisierungsträger? Eine verbrecherische Organisation? Ein extrem leistungsfähiger Bauträger?
  • Um das Thema Zwangsarbeit werden erbitterte Diskussionen geführt: Was ist als Zwangsarbeit einzuordnen? Gab es überhaupt Zwangsarbeit am Westwall? Und falls es sie gab, sind dabei Menschen gestorben?

Einen Diskursprozess mit überwiegend ähnlichen Themen schildert anschaulichMöller(2018) für den Bereich Hürtgenwald, dem Schauplatz der sogenannten Ardennenschlacht zum Ende des Zweiten Weltkriegs mit zahlreichen Westwallrelikten.

Die hier genannten Themen sind – bis auf den Naturschutz – klassische Themen der Diskussion um Erinnerungskultur und NS-Zeit bzw. Zweiter Weltkrieg. Ansprechpartner sind dementsprechend die Landeszentralen für politische Bildung, teilweise auch der Denkmalschutz. Beim Thema Naturschutz fehlen solche institutionalisierten Ansprechpartner jedoch weitgehend.

5 Naturschutzakteure und Erinnerungskultur

Naturschutzakteure sind bisher im Bereich Erinnerungskultur nur vereinzelt aktiv (vgl. z. B.Schomannet al. 2015). Ihr Engagement überrascht in der Regel die staatlichen oder staatlich getragenen Hauptakteure wie z. B. Träger von Erinnerungsorten oder Gedenkstätten, findet aber auch ihr Wohlwollen und Interesse sowie die Bereitschaft zur Kooperation und zum eigenständigen Aufgreifen und Vertiefen des Themas Naturschutz.

Am ehemaligen Westwall findet sich ein breites Spektrum weiterer Akteure, unter denen sich Naturschutzaktive mit ihren Projekten als „Neulinge“ wiederfinden und mit denen sie sich auseinandersetzen müssen. Dazu zählen z. B. bürgerschaftlich engagierte Gedenkstätteninitiativen, Historiker, Rechtsextreme, Militariaaffine, Enthusiasten für Festungsbau, Geschichtsrevisionisten oder Antifaaktivisten.

Wer immer sich seitens des Naturschutzes mit NS-belasteten Flächen befasst, vor allem mit solchen, auf denen der Naturschutz der NS-Zeit selbst aktiv war, wird feststellen, dass „übliche“ Arten- und Biotopschutzprojekte hier nicht „funktionieren“ – oder aber negative öffentliche Resonanz erzeugen (vgl.Elfert2008: 110,Weiner2008, 124). Die Öffentlichkeit konnotiert die Flächen als mit der NS-Zeit verbunden und reagiert irritiert, wenn dieser Bezug im jeweiligen Projekt eine untergeordnete oder gar keine Rolle spielt. Akteure am rechten Rand des politischen Spektrums dagegen finden vermeintliche Anknüpfungspunkte für ihre Ideen.

Berechtigte Kritik und ungewollte Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus verharmlosende, relativierende oder verherrlichende Akteure können also Folgen des Beschweigens sein. Mit beiden Aspekten gilt es sich auch seitens des Naturschutzes kritisch und selbstkritisch auseinanderzusetzen. Die NS-Zeit und die Rolle des Naturschutzes an der Seite des NS-Regimes nicht aktiv als Thema zu setzen delegitimiert dagegen heutige Naturschutzakteure auf diesen Flächen. Es wirft zudem Fragen nach ihrem Selbstverständnis im demokratischen Rechtsstaat auf, dessen Staatsraison aus gutem Grund mehr als eine formelhafte Distanzierung vom Nationalsozialismus und seinen Protagonisten verlangt.

Mit dem Interesse an entsprechenden Flächen und Bauten aus der Hinterlassenschaft der NS-Zeit und allemal mit dem Eigentum an diesen Flächen bekommt der Begriff „naturschutzfachlich“ unweigerlich eine über die traditionellen Aufgaben des Naturschutzes hinausgehende Dimension. Diese Dimension heißt Erinnerungskultur . Der Begriff wird hier im Sinn der „ethischen Erinnerungskultur“ verwendet, die sich kritisch mit Staats- und Gesellschaftsverbrechen – gerade auch aus Sicht der Opfer – auseinandersetzt (Assmann2016: 32 ff.).Assmann(2016: 72) spricht in diesem Zusammenhang von „Identitätsbezug [...], der dieses Ereignis mit der Entstehung unseres Staates, eigenen Familiengeschichten und einer ethischen Orientierung verknüpft“.

Das ist nicht theoretisch, sondern wird auf diesen Flächen ganz praktisch und alltagsrelevant. Auf die zentrale Frage: „Was wollen wir wie erinnern?“ müssen auch Naturschutzengagierte Antwort geben, wenn sie auf diesen Flächen glaubwürdig Projekte betreiben wollen.

Einer Antwort auf diese Frage kann man sich anhand eines weiteren Zitats vonAssmann(2012: 67 f.) nähern: „Es ist diese Art des Erinnerns, die sich nicht auf das eigene Heldentum und das eigene Leiden beschränkt, sondern gerade auch das eigene (Mit-)Verschulden des fremden Leidens mit einschließt, die eine negative Geschichte in positive und zukunftsweisende Werte verwandelt.“

Woran gilt es in Bezug auf Naturschutz beim ehemaligen Westwall zu erinnern? Die Antwort darauf kann man nur formulieren, wenn man sich über die Fakten informiert hat, über die Naturschutzakteure vor Ort in der NS-Zeit, über ihre Tätigkeit, über den Bau des Westwalls, seine Verwendung und seine Funktion für das NS-Regime. Wissenschaftlich abgesichertes interdisziplinäres Wissen ist daher die unabdingbare Voraussetzung für jedes Engagement auf Seiten des Naturschutzes, sei er nun haupt- oder ehrenamtlich, staatlich oder privat organisiert.

Vorausgesetzt werden müssen ebenso Kompetenzen, um die Zuverlässigkeit von Informationen beurteilen zu können, um nicht Einseitigkeiten, Verkürzungen oder Sichtverengungen bis hin zu geschichtsrevisionistischen Ansätzen ungewollt anheimzufallen. Ohne eine zuverlässige und abgesicherte Wissensbasis ist ein Engagement auf NS-belasteten Flächen im Themenfeld Erinnerungskultur für Naturschutzakteure nicht ratsam, will man sich selbst oder die eigene Organisation nicht beschädigen. Mit dem Begriff „beschädigen“ ist hier auch gemeint, die eigenen Aussagen für Apologeten eines „Endes des Schuldkultes“ ungewollt anschlussfähig zu machen, wie dies unweigerlich geschieht, wenn man sie enthistorisiert.

Als Nächstes gilt es, die Ergebnisse der Faktenermittlung klar zu benennen und zu kommunizieren. Das mag für den einen oder anderen unangenehm und sicher ungewohnt sein, zumal die Berufs- und Fachgeschichte des Naturschutzes in der NS-Zeit von dem Mangel an Widerständigkeit und von der hohen Bereitschaft zur Unterstützung des Unrechtsregimes erzählt. Es stärkt aber das Ansehen von Naturschutzengagierten, wenn sie die eigene Geschichte kritisch hinterfragen und Konsequenzen daraus ziehen. Diese Aufgabe kann man auch nicht einfach an Dritte wie etwa Historiker oder Soziologen delegieren, ohne die eigene Glaubwürdigkeit zu gefährden.

Die Forderung vonAssmann (2012), eine negative Geschichte in positive und zukunftsweisende Werte zu verwandeln, ist als Zielsetzung entscheidend. Kurz- und mittelfristig wird man sie schwer verwirklichen können. Praktikabler dürfte sein, die negative Geschichte durch positive und zukunftsweisende Werte zu ergänzen. Das setzt eine ethische Positionierung der hier aktiven Naturschutzprotagonisten voraus. Sie sollte tief genug reichen, um den Weg zur Formulierung „positiver und zukunftsweisender Werte“ zu ermöglichen: die negative Geschichte erzählen und sich Gedanken darüber machen, wie sich aktuelle Naturschutzaktivitäten von denen der NS-Zeit unterscheiden.

Auch hier soll ein praktisches Beispiel für den Naturschutz aufgezeigt werden. Immer wieder wird bei Diskussionen unter Naturschutzengagierten der Begriff „nationalsozialistischer Naturschutz“ als provozierend und beleidigend erlebt. Vermutlich beruht diese Reaktion weniger auf einer individuellen Betroffenheit, sondern ist Ausdruck von so etwas wie verletzter „Berufsehre“. Es fällt dann wohl schwer zu akzeptieren, dass es

  • einen spezifisch nationalsozialistischen Naturschutz gab, also einen Naturschutz, der die NS-Ideologie unterstützte und in seine Konzepte integrierte,
  • die Definition „nationalsozialistischer Naturschutz“ das Angebot einer Abgrenzung enthält und
  • in dieser Abgrenzung die Chance liegt, den heutigen Naturschutz eindeutig und klar vom nationalsozialistischen zu unterscheiden, und zwar mit Wort und Tat: die negative Geschichte also durch positive und zukunftsweisende Werte zu ergänzen (vgl. z. B. Folgerungen beiWeigeret al. 2013: 5).

Eine solche Abgrenzung gelingt durch eine klare – auch ethische – Positionierung heutiger Naturschutzvertreter, sowohl als Person wie auch als Organisation, und das heruntergebrochen auf das jeweilige Projekt. Viele Naturschützer haben in ihrer Ausbildung wenig oder nichts über die Berufs- und Fachgeschichte gelernt und fühlen sich entsprechend verunsichert, wenn sie davon erfahren. Das gesellschaftliche Ansehen ist im Bereich des ehrenamtlichen Naturschutzes hoch – das Konfliktpotenzial allerdings nicht weniger. Das macht es wohl nicht leichter, sich den Tatsachen gegenüber zu öffnen und nach Konsequenzen für die eigene Praxis zu fragen.

Diese Arbeit werden die Historiker den Naturschutzakteuren nicht abnehmen können, ebenso wenig die Akteure der politischen Bildung. Deren Unterstützung brauchen die Vertreter des Naturschutzes aber dennoch zwingend.

Wichtig ist, die Sprache kritisch zu hinterfragen, in der über den ehemaligen Westwall und den Naturschutz dort kommuniziert wird. Eine typische Aussage sieht z. B. so aus: „So wie die Natur über die Westwallruinen gewuchert ist, so ist auch über die Kriegsereignisse Gras gewachsen.“ Hier wird Natur als Metapher genutzt, die das „eigene Mitverschulden fremden Leids“ gleich mit überwuchert oder euphemistisch gesprochen zudeckt (vgl.Weiner2008: 124). Mystifizierende Aussagen („dunkle Zeiten“ als Metapher für die NS-Zeit), verharmlosende Formulierungen („wie andere Berufsgruppen auch“ habe der Naturschutz das NS-Regime unterstützt) oder verschleiernde Passivkonstruktionen („Der Naturschutz wurde in das NS-Regime eingegliedert“) sind Anzeichen dafür, dass sich heutige Naturschutzakteure einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema oftmals noch nicht stellen.

Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus trifft häufig auf Unsicherheit. Das gilt beileibe nicht nur im Naturschutz. „Ich weiß ja gar nicht, ob ich nicht genauso gehandelt hätte“, heißt es dann. „Hätte ich damals nicht auch NSDAP gewählt? Wie kann ich da Aussagen oder Handlungen von Akteuren der damaligen Zeit verurteilen?“ Schließlich, so sagen viele, waren Vernichtungskrieg und Holocaust ja wohl nicht von Anfang an absehbar, und im Rückblick zu behaupten, das hätte man doch wohl wissen können, sei eine billige Ausrede.

Ist das so? War nicht der Antisemitismus der NSDAP klar in ihrem 25-Punkte-Programm formuliert (vgl.Rosenberg1941: 15 ff.)? Ist ein Antisemitismus, der noch kein Massenmord ist, akzeptabel? Beginnt die Distanzierung erst dort, wo es um Menschheitsverbrechen geht?

Jan Philipp Reemtsma hat hierauf die richtige Antwort gegeben: „Gewiss ist man ‚hinterher immer klüger‘, aber nichts spricht dafür, sich das wieder abzugewöhnen“ (Reemtsma2000: 15).

6 Schlussbemerkung

Bei der Auseinandersetzung mit dem Westwall zeigt sich schmerzhaft, dass staatliche wie nicht-staatliche Akteure des Naturschutzes zu den Gruppierungen zählen, die bisher keine Konvention zum Umgang mit der NS-Zeit gefunden haben (Pfenning2018). Hier sind der wissenschaftliche Naturschutz, Berufsverbände und Naturschutzvereine sowie ihre Dachorganisationen gefragt.

Da anzunehmen ist, dass auch Flächen des nationalen Naturerbes eine NS-Belastung aufweisen, wird sich die Frage des Umgangs mit diesen Flächen und der Rolle des Naturschutzes häufiger stellen. Dies zeigt nicht zuletzt eine Veranstaltung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt am 10. und 11. April 2018 mit dem Titel „Naturschutz im Spannungsfeld der Geschichte“ in Wiesenfelden (DBU 2018).

Ähnliches dürfte auch für Flächen gelten, die Teil der DDR-Geschichte sind, wie z. B. das Grüne Band. Auch hier gilt es danach zu fragen, welche Rolle der Naturschutz in Bezug auf die Erinnerungskultur einnehmen soll, zumal wenn die Öffentlichkeit mit besonderer Sensibilität auf Naturschutzaktivitäten reagiert, wie dies erst kürzlich in Sachsen-Anhalt der Fall war (Schumann2018).

Nicht in allen Naturschutzprojekten und bei allen Projektträgern nähert man sich dem Thema Erinnerungskultur so systematisch wie die DBU. Organisationsinterne Standards können hier daher helfen. Die klare Distanzierung vom NS-Regime ist eine Mindestanforderung. Wie Naturschutzakteure diese Mindestanforderung, heruntergebrochen auf ihre unterschiedlichen Aufgaben, erfüllen wollen, ist bisher nur in Ansätzen erkennbar (vgl.Wolschke-Bulmahn2006).

Literatur

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Assmann, A.(2012): Auf dem Weg zu einer europäischen Gedächtniskultur? Wiener Vorlesungen im Rathaus. Bd. 161. Picus Verlag, Wien.

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BUND Landesverband Rheinland-Pfalz o. J.: Grüner Wall im Westen. gwiw.bund-rlp.de/ (Zugriff am 13.07.2018).

Churchill, W.S. (1960): Der Zweite Weltkrieg. Mit einem Epilog über die Nachkriegsjahre. Gekürzte Ausgabe. Droemersche Verlagsanstalt, München, Zürich

DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt; 2018): Naturschutz im Spannungsfeld der Geschichte. DBU Symposion in Wiesenfelden. 10.04. bis 11.04.2018. https://www.dbu.de/550Artikel 37570_24.html (Zugriff am 11.07.2018).

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Elfert, E.(2008): Der Westwall zwischen „Wildem Gedenken“ und verantwortungsvollem Umgang. In:Fings, K., Möller, F.(Hrsg.): Zukunftsprojekt Westwall. Wege zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit den Überresten der NS-Anlage. Materialien zur Bodendenkmalpflege im Rheinland 20. Verlag Ralf Liebe, Weilerswist, 109-114.

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Fings, K., Möller, F.(Hrsg.) (2008): Zukunftsprojekt Westwall. Wege zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit den Überresten der NS-Anlage. Materialien zur Bodendenkmalpflege im Rheinland 20. Verlag Ralf Liebe, Weilerswist.

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Fazit für die Praxis

Der Umgang mit NS-belasteten Flächen erfordert von Naturschutzakteuren zusätzliche Kompetenzen, insbesondere:

  • Kenntnisse der eigenen Berufs- und Fachgeschichte in der NS-Zeit,
  • Beurteilungskompetenzen für eine angemessene Aufarbeitung und Darstellung des Naturschutzes in dieser Zeit,
  • Kritikfähigkeit in Bezug auf Traditionen und Konventionen des Naturschutzes,
  • Sprachliche Kompetenzen, die darauf zielen, unmissverständlich auf allen Ebenen eine klare Distanzierung vom Nationalsozialismus zu kommunizieren.

Mindestens auf Flächen, auf denen der Naturschutz selbst in der NS-Zeit aktiv war, empfiehlt sich in der Regel die Einholung eines hierauf bezogenen wissenschaftlichen Gutachtens. Es ist ratsam, Zielsetzungen und Standards der Naturschutzarbeit auf diesen Flächen innerhalb der eigenen Institution zu vereinbaren.

Kontakt

Hildegard Eissing , Dipl.-Ing. Landespflege der damaligen TU Hannover. Referendariat und zweites Staatsexamen. Tätigkeit als Referentin auf verschiedenen Ebenen der Naturschutzverwaltung des Landes Rheinland-Pfalz. Verschiedene Lehraufträge an der Universität Mainz und der Hochschule Geisenheim University. Den Artikel veröffentlicht sie als Privatperson.

> natsch@posteo.de

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