Welche Störung ist bei Tierarten artenschutz rechtlich verboten – und welche sollte es sein?
Abstracts
Bei der artenschutzfachlichen und -rechtlichen Bewertung der Störung von Tierarten spielen regelmäßig die Bezugsebene (Individuum oder Population) sowie die Frage nach der Relevanz des Erhaltungszustands eine Rolle. Der vorliegende Beitrag setzt sich hiermit unter Bezug auf die „Skydda Skogen“-Entscheidung des EuGH (C-473/19 und C-474/19) auseinander. Im Ergebnis ist festzustellen, dass die Störung einer wildlebenden, vom Schutz der entsprechenden Regelung der FFH- oder Vogelschutzrichtlinie erfassten Tierart artenschutzrechtlich verboten ist, wenn sie sich auf die Zielsetzung der jeweiligen Richtlinie erheblich (insoweit negativ) auswirkt. Gerade dann muss sie es auch sein. Dem trägt die Bestimmung von § 44 Abs. 1 Nr. 2 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) nicht ausreichend Rechnung, wenngleich sich der Bezug auf den Erhaltungszustand der lokalen Population sicherlich in den meisten Fällen als tragfähig erweist. Die Formulierung im Störungsverbot des BNatSchG wurde jedoch auf Zeiträume verengt, in denen alleine kein ausreichender Schutz im Sinne der Richtlinien gewährleistet wird. Des Weiteren dürfte dem Aspekt der Störung im Zusammenhang mit der Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustands nicht ausreichend entsprochen sein, was auch die Land- und Forstwirtschaft betrifft. Im Übrigen könnten Probleme bei bestimmten Arten auftreten, bei denen etwa die lokale Population in der Praxis nicht oder schwer identifizierbar ist. Die Regelung im BNatSchG stellt insoweit keinen vollständigen gesetzlichen Rahmen dar, um Beeinträchtigungen geschützter Tierarten im Sinne der Rechtsprechung des EuGH tatsachlich zu verhindern.
What disturbance of animal species is prohibited under species protection law - and what is allowed? Findings from the Skydda-Skogen decision of the European Court of Justice
In species protection technical and legal assessment of the disturbance of animal species, the assessment level (individual or population) and the question of the relevance of the conservation status regularly play a role. This article adresses this with reference to the “Skydda Skogen” decision of the ECJ (C-473/19 and C-474/19). In conclusion, it can be stated that the disturbance of a wild animal species protected by the corresponding regulation of the Habitats Directive or the Birds Directive is prohibited under species protection law if it has a significant (in this respect negative) effect on the objective of the respective directive. In such a case, the disturbance must be prohibited. The provision of Section 44, Paragraph 1, No. 2 of the Federal Nature Conservation Act (BNatSchG) does not take this sufficiently into account, although the reference to the conservation status of the local population proves to be viable in most cases. However, the wording in the BNatSchG prohibition of disturbance was narrowed down to periods which alone do not guarantee sufficient protection within the meaning of the Directives. Furthermore, the disturbance aspect related to restoration of favourable conservation status may not be adequately addressed, which also applies to agriculture and forestry. In addition, problems could arise with certain species where, for example, the local population is difficult or impossible to identify. In this respect, the BNatSchG regulation does not represent a complete legal framework to effectively prevent impairment of protected animal species with regard to the ECJ judgement.
Eingereicht am 31.05.2022, angenommen am 10.09.2022
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