
Tagfalter zunehmend gefährdet
Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat gemeinsam mit dem Rote-Liste-Zentrum die neue Rote Liste der Tagfalter und Widderchen vorgestellt. Nach der neuen Liste sind von den 207 in Deutschland etablierten Arten und Unterarten der Tagfalter und Widderchen mittlerweile 103 bestandsgefährdet oder bereits ausgestorben.
von BfN/Redaktion erschienen am 19.12.2025Neben 10 ausgestorbenen Arten gelten insgesamt 93 von ihnen als bestandsgefährdet (Taxa in den Rote-Liste-Kategorien 1, 2, 3, G). Darunter befinden sich 13 Taxa, die unmittelbar vom Aussterben bedroht sind, 51 gelten als stark gefährdet und 27 als gefährdet. Für zwei Arten konnte die Gefährdungslage nicht eindeutig ermittelt werden. Lediglich 71 Taxa, also rund ein Drittel, gelten derzeit als ungefährdet.
Im Vergleich zur vorherigen Roten Liste (2011) ist bei 49 Taxa (23,7 %) eine Verschlechterung ihres Gefährdungszustandes zu verzeichnen, während sich die Situation bei 29 Taxa (14,0 %) verbessert hat. Die Zahl der negativen Veränderungen ist also deutlich höher als die der positiven. Es gibt auch einige erfreuliche Tendenzen: So konnten sich die Bestände vormals gefährdeter Arten wie die des Weißen Waldportiers erholen. Auch einige wärmeliebende Arten wie der Brombeer-Perlmuttfalter und der Karst-Weißling breiten sich deutlich aus. Bei genauerer Betrachtung der Gründe für die Erholung und weitere Ausbreitung zeigt sich allerdings, dass diese Tendenzen häufig auf eine verbesserte Datenlage zurückzuführen sind. Darüber hinaus gibt es Arten, die vom Klimawandel profitieren.
Besonders dramatisch ist die Situation beim Mosel-Apollofalter. Diese weltweit nur in Deutschland vorkommende Unterart des Apollofalters wurde erstmals als „Vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Der Loreley-Dickkopffalter gilt nun offiziell als in Deutschland ausgestorbene Art. Zuletzt wurde er 1985 am Mittelrhein gesichtet, sämtliche spätere Nachsuchen an ehemaligen Vorkommensorten blieben erfolglos.
In der Roten Liste wurde außerdem eine erhöhte Verantwortlichkeit Deutschlands für die weltweite Erhaltung von zehn Tagfalter- beziehungsweise Widderchen-Taxa ermittelt. Diese kommen entweder fast nur hierzulande vor oder die hier lebenden Bestände sind sehr isoliert und weit entfernt von anderen Populationen. Viele dieser Arten, darunter mehrere Vertreter von Würfelfaltern und Widderchen, haben nur sehr kleine weltweite Verbreitungsgebiete.
Um dem weiteren Rückgang der in Deutschland vorkommenden Tagfalter und Widderchen entgegenzuwirken, sind gezielte Schutzmaßnahmen dringend erforderlich. Rote-Liste-Autor Dr. Martin Musche vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung erklärt: „Da viele gefährdete Arten Lebensräume des Offenlandes besiedeln, kommt der schmetterlingsfreundlichen Nutzung nährstoffarmen Grünlandes eine besondere Rolle zu. Um nektarblütenreiche Vegetationsbestände auf Wiesen und Weiden zu fördern, sollte die Mahdhäufigkeit in Teilbereichen reduziert und auf eine zusätzliche Düngung verzichtet werden. Aber auch in den Wäldern lässt sich viel erreichen, zum Beispiel durch die Schaffung lichter Strukturen und die Erhaltung von Säumen. Außerdem bedarf es einer Verminderung des Eintrags von Stickstoff und Pestiziden in die Lebensräume der Arten.“









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