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Naturbeobachtungen

Jeder Mensch sieht die Natur mit anderen Augen

Wenn Smartphone-Kameras auf Artenvielfalt treffen, entsteht ein neues Fenster zur Natur. Eine neue Studie zeigt nun auf, wie unterschiedlich Menschen die Tier- und Pflanzenwelt wahrnehmen. Das Ergebnis: Die Natur wird sehr selektiv wahrgenommen – abhängig von App, Nutzergruppe und Vorwissen.

von Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung/Redaktion erschienen am 12.08.2025
Bürgerwissenschaftler nehmen vor allem auffällige Arten wie den Kaisermantel ( Argynnis paphia ) wahr. © Julia Bächtle
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Mit Foto-Apps ist es heute möglich, Tier- und Pflanzenarten in der Natur zu beobachten und zu bestimmen. Ob „Blühendes Österreich“, iNaturalist oder Oberservation.org – jede App bringt eigene Schwerpunkte und eine eigene Community mit. Diese Beobachtungsdaten stellen eine große Datengrundlage an Naturbeobachtungen dar. Doch wie gut bilden diese Beobachtungsdaten die tatsächliche Artenvielfalt ab?

In einer neuen Studie, die im Fachjournal „Basic and Applied Ecology“ publiziert wurde, wurde nun die Repräsentativität der aufgenommenen Daten von Tagfalterbeobachtungen, die mit unterschiedlichen Bestimmungsapps aufgenommen wurden, analysiert. Das Ergebnis: Menschen sehen die Natur sehr unterschiedlich, die meisten bürgerwissenschaftlich engagierten Menschen (Citizen Scientists) nehmen einen vergleichsweise kleinen Ausschnitt der gesamten Artenvielfalt wahr.

„Die meisten Meldungen über die FotoApp „Blühendes Österreich“, die maßgeblich von einer Supermarktkette beworben wird, sind schöne, große und vor allem häufige Tagfalterarten unserer Gärten und Parks. In Gegensatz dazu schließen die Meldungen bei den Apps Observation.org und iNaturalist auch eine Vielzahl von Nachweisen von seltenen und oftmals unauffälligen Arten ein. Gerade die Kombination dieser vielfältigen Quellen könnte ein weitgehendes, realistisches Bild der Artenvielfalt liefern“, so Prof. Jan Habel von der Universität Salzburg und Erstautor der Studie.

„Diese Unterschiede zeigen, dass die Menschen die sie umgebende Natur sehr unterschiedlich wahrnehmen. Deutlich wird: Artenkenntnis ist eine zentrale Voraussetzung dafür, bestimmte Arten überhaupt erkennen zu können“, bemerkt Prof. Thomas Schmitt vom Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut in Müncheberg und von der Universität Potsdam. Dr. Patrick Gros vom Haus der Natur Salzburg ergänzt: „Viele Arten ähneln sich so sehr, dass es ohne Expertenwissen oft sehr schwer ist, sie zu unterscheiden, weshalb einige Arten übersehen werden. Und, während Experten explizit in bestimmten, selten gewordenen Lebensräumen auf die Suche nach bestimmten, ökologisch anspruchsvollen Arten gehen, ist die Mehrzahl der bürgerwissenschaftlich Aktiven eher in Siedlungsbereichen unterwegs.“

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