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Bedrohte Lebensgemeinschaft

Pflanzengesellschaft des Jahres 2025 ist der Flechten-Kiefernwald

Die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft e.V. ruft den Flechten- Kiefernwald zur Pflanzengesellschaft des Jahres 2025 aus. Dieser an extrem nährstoffarme Böden angepasste Waldtyp ist eine stark bedrohte Lebensgemeinschaft mit zahlreichen gefährdeten Flechten- und Moosarten.

von S. Schneider/FlorSoz erschienen am 13.12.2024
Flechten-Kiefernwald, Oberfranken © K. Horn
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Unter einem lichten Schirm von knorrigen Wald-Kiefern bedecken Flechten mindestens 10 % des Bodens. Die strauch-, stift- oder becherförmigen Flechten erinnern an eine nordische Taiga. Daneben bestimmen Moose, Heidekraut, wenige Gräser und Kiefernstreu das Erscheinungsbild. Flechten-Kiefernwälder sind an saure Rohböden mit gering entwickelter Humusauflage gebunden. In der Neuzeit wurden sie durch die Streunutzung gefördert. In Deutschland kommen Flechten-Kiefernwälder aktuell nur noch kleinflächig, überwiegend in subkontinental geprägten Regionen vor.

Seit den 1990er Jahren sind ca. 90 % der Flechten-Kiefernwälder in den meisten Regionen Deutschlands verloren gegangen. Hauptgefährdungsfaktoren sind eine Aufgabe der Streunutzung und hohe Stickstoffeinträge aus der Luft. Letztere fördern konkurrenzstarke Laubmoose, Zwergsträucher und Gräser, die Flechten und kleinwüchsige Moose verdrängen. Dieser Waldtyp zeichnet sich durch zahlreiche, in ihrem Bestand bedrohte und teilweise extrem seltene Arten – vor allem Flechten und Moose – aus. Auch für den Schutz zahlreicher Tierarten sind die lichten und unterwuchsarmen Flechten-Kiefernwälder von großer Bedeutung. Aufgrund ihrer Seltenheit und angesichts des andauernden Rückgangs sind sie besonders schutzwürdig.

Bestand mit Cladonia stellaris in Brandenburg
Bestand mit Cladonia stellaris in Brandenburg © W. von Brackel

Auch wenn sie nach der FFH-Richtlinie und in manchen Bundesländern im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes bereits besonderen Schutz genießen, sind Maßnahmen zur Erhaltung und Entwicklung dringend notwendig. Die verbleibenden Flechten-Kiefernwälder müssen vor Sand- und Gesteinsabbau, Bauvorhaben, Kalkung und aktivem Waldumbau geschützt werden. Ihre Erhaltung bedarf besonderer Pflege. Die extrem nährstoffarmen Standorte können nach dem Vorbild der Streunutzung durch Abtragen von Bodenvegetation und Humusauflage wiederhergestellt werden. Eine Beimpfung der Rohböden mit Flechten-Bruchstücken fördert die Ansiedlung von seltenen Arten auf den Renaturierungsflächen.

Informationen zur Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft

Die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft e.V. (FlorSoz) ist eine Vereinigung, deren Mitglieder sich beruflich in Wissenschaft und Praxis oder in ihrer Freizeit mit der Flora und Vegetation Mitteleuropas sowie damit verknüpften ökologischen und naturschutzfachlichen Aspekten beschäftigen (www.tuexenia.de). Die Aufgabe der FlorSoz ist die wissenschaftliche und praxisrelevante Fortbildung der rund 1.000 Mitglieder. Es werden Kenntnisse über die zentraleuropäische Flora und Vegetation sowie ihrer Standorte vertieft, Naturschutzfragen diskutiert und wissenschaftliche Ergebnisse in der Zeitschrift „Tuexenia“ publiziert.

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