
Alperstedter Ried in Thüringen ausgezeichnet
Viehweiden sind gefährdet, sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht. Um auf diese und andere Probleme hinzuweisen und gleichzeitig die Schönheiten und Eigenarten von Weidelandschaften vorzustellen, ruft „Weidewelt – Verein für naturschutzkonforme Landnutzung durch Beweidung“ alljährlich die „Weidelandschaft des Jahres“ aus. Im Jahr 2024 fiel die Wahl auf die „Moorlandschaft Alperstedter Ried“ nördlich von Erfurt in Thüringen.
von Gerd Bauschmann/Weidewelt/Redaktion erschienen am 11.11.2024Die Bedeutung von Viehweiden für die Biologische Vielfalt, also für Lebensräume, Tiere und Pflanzen sowie die genetische Vielfalt ist immens. Dazu kommen aber auch für den Menschen besonders wichtige Faktoren wie Klima- und Hochwasserschutz, Erholung und die Erzeugung gesunder Nahrungsmittel. Allerdings ist dieser Lebensraum auch gefährdet. Zu nennen sind z. B. die enormen Flächenkonkurrenzen mit dem Verkehrswegebau, der Siedlungs- und Industriegebietsentwicklung sowie bei der Erzeugung nachwachsender Rohstoffe. Zudem werden viele ökologisch wertvolle Grünlandflächen aufgedüngt und intensiviert und verlieren somit ihren ursprünglichen Charakter.
Das Alperstedter Ried ist eines der beiden letzten bestehenden Kalkflachmoore im Thüringer Becken mit herausragender Bedeutung für die Artenvielfalt. Die wertvollen Naturschutzgebietsflächen wurden in den letzten Jahren wiedervernässt. Dazu kamen 37 ha zusätzliche Ackerflächen, auf denen sich nach Mahdgutübertragung aus den artenreichen Kernflächen in wenigen Jahren beeindruckend arten- und blütenreiche Bestände neu entwickelt haben. Durch die Stiftung Naturschutz Thüringen (SNT) wurde seit 2015 auf diesen insgesamt 115 ha eine extensive Ganzjahresbeweidung mit Exmoor-Ponys, Karpatenbüffeln und Rotem Höhenvieh etabliert.
Die Beweidung wird durch die ARUA Agrar GmbH getragen, einem Zusammenschluss der beiden ortsansässigen Landwirtschaftsbetriebe. Das Projekt wird in enger Kooperation mit der Gemeinde Alperstedt umgesetzt und erfährt seit Beginn der Beweidung große Rückendeckung aus der Bevölkerung. Zertifizierte Natur- und Landschaftsführer unterstützen die Umweltbildungsarbeit der Stiftung, sodass zahlreiche Veranstaltungen angeboten werden können. Die großräumige Beweidung und Wiedervernässung wurde durch ein Flurbereinigungsverfahren ermöglicht. Bei einem Teil der Flächen handelt es sich auch um Nationales Naturerbe, das vom Bund an die Stiftung übertragen wurde. Besonders hervorzuheben ist die Beweidung von geschützten und sehr artenreichen Lebensraumtypen, für die oft eine Bewirtschaftung durch Mahd vorgesehen ist, z. B. Magere Flachland-Mähwiesen (FFH-LRT 6510). Hier kann das Projekt beweisen, dass eine extensive ganzjährige Beweidung auch auf bereits sehr artenreichen Flächen die Biodiversität zu erhalten vermag und sie sogar noch arten- und strukturreicher machen kann.
Am 31. Juli 2024 erfolgte die Verleihung des Preises „Weidelandschaft des Jahres“ direkt im Projektgebiet. Bei herrlichstem Wetter stellten der Thüringer Umweltstaatssekretär Dr. Burkhard Vogel und Carlotta Schulz, die stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Naturschutz Thüringen, das Gebiet vor. Laudator Edgar Reisinger, Sprecher des Weidewelt-Kuratoriums „Weidelandschaft des Jahres“, beschrieb den langen Weg von der Planung bis zur heutigen Situation.
Anschließend übergab Weidewelt-Vorsitzender Gerd Bauschmann Urkunde und Trophäe an Dr. Klaus Wagner, den Geschäftsführer der ARUA-Agrar GmbH. Neben ARUA wurden auch die Stiftung Naturschutz Thüringen, die Flurbereinigungsbehörde VLF Thüringen und die Gemeinden Alperstedt und Hassleben ausgezeichnet.
Nach einem gemeinsamen Imbiss mit Produkten vom Roten Höhenvieh aus dem Alperstedter Ried wurden noch mehrere Exkursionen angeboten, die von Stella Schmigalle, Projektkoordinatorin bei der Stiftung Naturschutz, und dem freiberuflichen Ökologen Dr. Herbert Nickel geführt wurden.
Weitere Informationen unter www.weidewelt.de.
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