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Invasive Arten

Waschbären sind eine Gefahr für heimische Amphibien und Reptilien

Waschbären in Deutschland nutzen Amphibien und Reptilien als Nahrungsquelle. Die invasiven Raubtiere stellen dadurch eine Bedrohung für die heimische Fauna dar. Das zeigt eine Studie im Rahmen des Verbundprojekts ZOWIAC. Die Forschenden resümieren, dass die invasive Spezies heimische Ökosysteme beeinflusst und auch geschützte Arten zunehmend gefährdet.

von Senckenberg/Red erschienen am 21.05.2024
Die Wildtierkamera zeigt, wie ein Waschbär in der Nacht einen Frosch erbeutet hat. © Senckenberg
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In der Studie analysierten die Forschenden den Kot, die Mageninhalte und die Parasitenfauna von insgesamt 108 Waschbären aus Naturschutzgebieten in Hessen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. In den Mägen der Waschbären wurden unter anderem Erdkröten (Bufo bufo), Teichmolche (Lissotriton vulgaris), Grasfrösche (Rana temporaria) sowie Ringelnattern (Natrix natrix) identifiziert. „Während der Probennahme im hessischen Spessart haben wir beispielsweise an einem Tag über 400 gehäutete Kröten an einer Wasserfläche von etwa 2000 Quadratmetern gezählt. Das beobachtete spezialisierte Verhalten und die Tendenz, bestimmte Beutetiere in bestimmten Regionen zu bevorzugen, bestätigen frühere Erkenntnisse darüber, dass Waschbären sich zu Spezialisten in der Nahrungswahl entwickeln können, die gewisse Arten bevorzugen und gezielt nutzen“, erläutert Prof. Dr. Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und der Goethe-Universität Frankfurt.

Ergänzend zur Analyse des Nahrungsspektrums der Waschbären wurde von den Forschenden deren Parasitenfauna analysiert. Diese erlaubt – anders als die Mageninhaltanalysen – auch Rückschlüsse auf zeitlich entferntere Interaktionsprozesse zwischen den Tieren und den Nahrungsorganismen. Mit ihren verschiedenen Entwicklungsstadien und Lebenszyklen, die unterschiedliche Organismen als Zwischenwirte beinhalten, nutzen Parasiten das gesamte Nahrungsnetz, um ihren endgültigen Wirt zu erreichen. Somit lassen sich Parasiten gut als Indikatoren für die Art und Herkunft der Nahrungsorganismen heranziehen. Insgesamt wurden 16 Parasitenarten – 5 Ekto- und 11 Endoparasiten – an und in den Waschbären nachgewiesen. Drei Parasitenarten – Hymenolepis erinacei, Physocephalus sexalatus und Pomphorhynchus laevis – sind dabei erstmalig bei Waschbären in Europa belegt.

„Interessanterweise haben wir auch Parasiten identifiziert, die typisch für Amphibien und Reptilien sind. Insbesondere die von uns in den Tieren bestimmten Arten Euryhelmis squamula und Isthmiophora melis nutzen Frösche und Co. als Zwischenwirte – ein weiteres Indiz, dass die heimische Amphibien- und Reptilienfauna zu regelmäßiger Nahrung der Waschbären gehört“, so Klimpel.

Der Frankfurter Parasitologe und sein Team warnen in der neu veröffentlichten Arbeit davor, dass Waschbären in bestimmten Gebieten eine signifikante Auswirkung auf gefährdete Tierarten haben und als invasive Spezies einen negativen Einfluss auf einheimische Arten und Ökosysteme ausüben können. „Wir halten es für notwendig, in Gebieten, in denen seltene Arten vorkommen, Managementmaßnahmen für Waschbären festzulegen, um das übergreifende Naturschutzziel ‚Erhaltung gefährdeter Arten‘ zu gewährleisten“, schließt Klimpel.

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