CO2-Speicherfunktion von Wäldern schwindet
Bisher haben Wälder weltweit jedes Jahr rund 7,8 Milliarden Tonnen CO2 aufgenommen – etwa ein Fünftel der menschengemachten Emissionen. Doch ihre Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern, ist zunehmend durch den Klimawandel und menschliche Eingriffe wie Abholzung gefährdet. Das zeigt eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Sie ist in „Nature Communications“ erschienen.
von Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung/Redaktion erschienen am 09.04.2025In der Studie untersuchten die Forschenden, wie die Klimaziele erreicht werden können, wenn Wälder weniger CO2 speichern als bisher. Sie analysierten, wie natürliche Störungen und menschliche Eingriffe in Wälder die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen beeinflussen. Das Forschungsteam verglich eine vorausschauende Klimapolitik mit verschiedenen verzögerten und wenig nachhaltigen Strategien.
„Wer Klimaschutz auf die lange Bank schiebt, muss mit unverhältnismäßig höheren Kosten rechnen“, erklärt Michael Windisch, Hauptautor der Studie. „Derzeit setzen unsere Klimastrategien darauf, dass Wälder nicht nur erhalten bleiben, sondern ihre Fläche sogar zunimmt“, so Windisch. „Doch angesichts von immer mehr Waldbränden wie in Kalifornien und der anhaltenden Abholzung im Amazonasgebiet ist das ein riskantes Spiel. Zudem gefährdet der Klimawandel selbst die enormen Kohlenstoffspeicher der Wälder.“
Laut der Studie könnte es die Klimaziele gefährden, wenn Maßnahmen zur Emissionsreduzierung sowie zum Schutz und zur Überwachung der Wälder hinausgezögert werden. „Wir müssen frühzeitig handeln, damit der in den Wäldern gespeicherte Kohlenstoff dort verbleibt“, betont Windisch. „Sonst wird es immer teurer – und möglicherweise unmöglich –, den Verlust durch noch stärkere Emissionssenkungen in Bereichen wie Energie, Industrie und Verkehr auszugleichen.“
Unabhängig vom Ausmaß des Waldschadens zeigt die Studie, wie hoch die Kosten des Nichtstuns ausfallen können: Schon eine Verzögerung von fünf Jahren würde die erforderlichen Maßnahmen zur Kompensation des verlorenen Kohlenstoffs deutlich verschärfen und die Kosten etwa verdoppeln. Die Emissionen im Energiesektor müssten deutlich schneller sinken, begleitet von einer fast verdoppelten Kapazität für negative Emissionen – was wiederum mehr Land beanspruchen würde, so die Autoren. Am Ende würden die Gesamtkosten erheblich ansteigen, und die Wirtschaft fast doppelt so stark betroffen sein wie bei sofortigem Handeln.
Die Studie zeigt außerdem, dass aktuelle Modelle möglicherweise zu optimistisch sind, was die zukünftige CO2-Speicherung in Wäldern angeht. Sie berücksichtigen Störungen nicht ausreichend, überschätzen den Düngeeffekt von CO2 und unterschätzen die Abholzung, so die Forschenden. Daher seien realistische Prognosen ebenso erforderlich wie schnelles Handeln, um Klimafolgen abzumildern, Kohlenstoffspeicher zu sichern und steigende Kosten zu vermeiden.
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