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Wälder im Klimawandel

Wie bewältigen Bäume extreme Hitze?

Extreme Hitzewellen nehmen zu. Ab wann wird es für Waldbäume kritisch? Im extrem heißen Sommer 2023 untersuchte dies in der Schweiz, Südfrankreich und in Spanien ein von der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und der ETH Lausanne (EPFL) geleitetes Forschungsteam.

von WSL erschienen am 10.09.2024
Licor-Gerät zur Messung des Gasaustauschs im Blatt in einem Wald aus Kermes-Eichen in Spanien (Valencia) © Charlotte Grossiord
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Das Team setzte Drohnen ein, an denen Infrarot-Wärmebildkameras montiert waren. Diese überflogen Wälder in der Schweiz, Frankreich und Spanien an heißen Tagen und erfassten so die Temperatur der obersten Blattschicht im Tagesverlauf. An Zweigen in den Wipfeln maßen die Forschenden zusätzlich die Fotosynthese und den Wasserverlust in den Blättern.

Blätter erreichen 50 Grad Celsius

Die Ergebnisse zeigen, dass die Eichen verblüffende Temperaturen aushalten. „Die obersten Blätter der Kronen erreichten im August Temperaturen von bis zu 50 °C, was ziemlich unglaublich ist“, sagt die Studienleiterin Charlotte Grossiord, Waldökologin an der WSL und der EPFL. An den betreffenden Tagen betrug die Lufttemperatur „nur“ rund 40 bis 42 °C.

Wie überlebten die Eichen die Gluthitze? Was die Eichen rettete, war vermutlich ihre extreme Hitzetoleranz. Diese schätzten die Forschenden ein, indem sie Blätter im Wasserbad steigenden Temperaturen aussetzten. Währenddessen wurde gemessen, wie die Wärme die Fotosynthese-Aktivität in den Zellen zerstörte. „Wir sahen, dass die kritischen Temperaturen erst bei fast 50 °C beginnen“, sagt Grossiord. Die Eichen in Frankreich und Spanien ertragen bis 51 respektive 53 °C Blatttemperatur, die Traubeneichen in der Schweiz mit 59 °C sogar noch mehr.

Dass sie diese Temperaturen nur selten erreichten, dürfte an einem anderen Prozess liegen: Die Blätter verloren stets ein wenig Wasser, belegen die Messungen. Zwar schließen Bäume bei Hitze irgendwann die Poren auf der Blattunterseite, über die sie Gase aufnehmen und abgeben, doch ein wenig Wasser verdunstet passiv durch die Blattoberfläche. Beide Prozesse, der aktive und der passive, spielten eine Rolle, sagt Grossiord. Sie kühlten die Blätter gerade genügend ab. Nur die exponiertesten Blätter der Kronenschicht wurden braun und dürr.

Die Hitzetoleranz dieser Eichen sei viel höher als jene einiger Nadelbäume, die zuvor in der Schweiz untersucht wurden, so Grossiord. Die Kronenstruktur mit dünnen Nadeln und lockerem Geäst verhindert jedoch derart hohe Temperaturen im Blattinneren, wie frühere Versuche des Teams im Walliser Pfynwald belegen.

Laubbäume sind weniger hitzetolerant 

Die Ergebnisse legen nahe, dass Laubbäume bei häufigeren Hitzewellen leiden werden. „Einige Arten dürften an ihre Grenzen stoßen, wenn die Hitzewellen extremer werden“, sagt Grossiord. Das zeigte in der Schweiz bereits der Sommer 2018, als zahlreiche Buchen auf schlecht wasserspeichernden Böden verdorrten. Es sei entscheidend zu verstehen, was es bedeutet, wenn zu Trockenheit auch noch sehr hohe Temperaturen kommen, betont Grossiord. Die maximale Hitzetoleranz von Bäumen aus kühlen Regionen wie Skandinavien beträgt nur 35 °C, während manche tropische Pflanzen fast 60 °C ertragen.

In der Landwirtschaft sind schon viele Techniken im Einsatz, um das Überhitzen von Pflanzen zu verhindern, sagt Grossiord. So werden beispielsweise Infrarotkameras zur Überwachung der Oberflächentemperatur von Feldern eingesetzt, um den Bewässerungsbedarf der Pflanzen zu ermitteln. Im Forstbereich sind Fernerkundungstechnologien noch neu. „Unsere Studie zeigt, dass wir beispielsweise Drohnen oder Satelliten nutzen können, um frühe Hitzestresssignale in Wäldern zu erkennen.“

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