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Projektergebnisse

Dauerwald trotzt dem Klimawandel

Der naturnah bewirtschaftete, gemischte Dauerwald könnte sich im Klimawandel gegenüber dem traditionell bewirtschafteten Altersklassenwald als erfolgversprechenderer Ansatz erweisen. Anlass zu dieser Einschätzung geben die Untersuchungsergebnisse des vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten wissenschaftlichen Projektes „Dauerwald“.

von FNR/Red erschienen am 18.01.2024
Mehrschichtige Mischwaldstrukturen mit differenzierter Lichtökologie kennzeichnen den „idealen“ Dauerwald. © Stefan Schneider
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Die Projektbeteiligten der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft Deutschland e. V. (ANW) hatten in bundesweit sieben – seit zehn bis 30 Jahren naturnah wirtschaftenden – Forstbetrieben elf standörtlich unterschiedliche Beobachtungsflächen angelegt und Daten zu ökonomischen und ökologischen Aspekten der Waldentwicklung erhoben. Die Datensätze wurden von dem französischen Forstberatungspartner AFI (Association Futaie Irrégulière) zusammen mit dem europäischen Verband ProSilva ausgewertet, interpretiert und mit wissenschaftlich fundierten Durchschnittswerten im europäischen Netzwerk verglichen.

Das Ergebnis: Alle elf naturnah bewirtschafteten Bestände weisen eine deutlich größere Baumartenvielfalt und Struktur auf, als die Wälder im bundesdeutschen Durchschnitt. Flächige witterungs- oder schädlingsbedingte Ausfälle gibt es hier kaum – anders als in Betrieben im Umfeld ohne Dauerwald-Bewirtschaftung. Die Revitalisierung nach den Trockenjahren 2018/19 verläuft in den strukturreichen, intensiv bejagten Wäldern rascher und umfangreicher als in einschichtigen Altersklassenwäldern. „Das gesamte System erscheint aufgrund seiner Mischung und Schichtung sichtbar vitaler“, erklärt Projektleiter Hans von der Goltz. „Das lässt für uns den Schluss zu, dass naturgemäße Dauerwaldbewirtschaftung die Stabilität und Resilienz von Waldbeständen im Klimawandel deutlich erhöht“, unterstreicht von der Goltz.

Untersucht und bewertet wurden auf den elf Beobachtungsflächen unter anderem die Baumartenmischung, Struktur, Lichtsteuerung, natürliche Regeneration und Biodiversität. „Wesentlich für Dauerwaldstrukturen sind gemischte Baumarten in verschiedenen Wuchsklassen – vom Jungbaum bis zum Starkholz“, nennt von der Goltz ein Beispiel. Naturverjüngung in hoher Dichte auf mindestens 50 % der Fläche ist ebenso nötig wie angepasste Wildbestände, die gemischte Naturverjüngungen ohne Schutz ermöglichen. Dendromikrohabitate – etwa Spechtlöcher, Höhlen, Risse, Moose oder Pilze am Stamm – und 10 bis 15 % Totholzanteil als Lebensraum für standorttypische Arten, dazu besonders geförderte seltene Baumarten wie Linde, Esche, Kirsche oder Erle sind Merkmale eines Dauerwalds, der im Klimawandel stabilisierende Funktionen übernehmen könnte.

Die Gesamtergebnisse aller Beobachtungsflächen fließen anonymisiert in den „Zukunftsfahrplan“ der ANW zur Dauerwaldbewirtschaftung ein. „Damit schaffen wir die Basis für ein situationsangepasstes Waldbewirtschaftungsverfahren. Nur ein stabiles Waldökosystem erbringt langfristige Leistungen wie Wasser- und Bodenschutz, CO2-Speicherung, kann Gesundheits- oder Erholungsraum sein und ermöglicht die planmäßige Holznutzung“, unterstreicht der Projektleiter.

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