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Schilfanbauflächen als Lebensraum für Röhrichtbrüter?

Abschätzung des Lebensraumpotenzials anhand der Auswirkungen der winterlichen Rohrmahd auf röhrichtbrütende Singvögel in natürlichen Schilfbeständen

Abstracts

Vor dem Hintergrund ambitionierter Klimaschutzziele könnten Paludikulturen stark an Bedeutung gewinnen. In diesem Zuge könnten jährlich beerntete Schilfanbauflächen zur Produktion von Reet entstehen, die potenzielle Lebensräume für spezialisierte Schilfbewohner bieten. Um deren Lebensraumpotenzial für röhrichtbrütende Singvögel abzuschätzen, erfolgte eine Brutvogelkartierung und eine Literaturanalyse zu den Auswirkungen der winterlichen Rohrmahd auf Röhrichtbrüter. Eine kommerzielle, jährlich durchgeführte Wintermahd hat erhebliche negative Auswirkungen auf röhrichtbrütende Singvögel. Altschilfspezialisten wie Rohrschwirl, Bartmeise oder Schilfrohrsänger meiden frisch beerntete Flächen. Aber auch weniger anspruchsvolle Arten wie Teichrohrsänger oder Rohrammer besiedeln Schilfbestände im Jahr nach der Ernte nur in geringen Dichten. Durch jährlich beerntete Schilfanbauflächen im Rahmen von Paludikulturen werden daher keine hochwertigen Lebensräume für Röhrichtbrüter entstehen. Dennoch bieten die Kulturen für Rohrwerber und für den Vogelschutz vielfältige Chancen. Schilfanbauflächen könnten natürliche Schilfröhrichte entlasten, um dort vorrangig Arten- und Naturschutzziele zu verfolgen. Zudem können Maßnahmen in die Kulturen integriert werden, um deren Habitatqualität für Röhrichtbrüter zu erhöhen. Für die Umsetzung solcher Aufwertungsmaßnahmen könnten Rohrwerber finanziell entlohnt werden. Im Zuge großflächiger Wiedervernässungsmaßnahmen könnten verschiedene Paludikulturen und die Renaturierung (halb-)natürlicher Lebensräume kombiniert werden, sodass die (nieder-)moortypische Artenvielfalt insgesamt gefördert wird.

Reed cultivation areas as habitat for reed-breeding birds? Estimation of the habitat potential based on the effects of winter reed cutting on reed-breeding songbirds in natural reed beds

Considering the ambitious climate protection goals, paludiculture could become increasingly important as a new form of land use for rewetted peatlands. As a result, annually harvested reed cultivation areas for the production of thatching material could be created, providing possible habitats for specialised reed dwellers. In order to assess their habitat potential for reed-breeding songbirds, a breeding bird survey was carried out as well as a literature review on the effects of commercial winter reed cutting on these specialised reed dwellers. Annual cutting of reed has a significant negative impact on reed-breeding songbirds. Species that depend on older reedbeds (Savi's warbler Locustella luscinioides , Bearded tit Panurus biarmicus, Sedge warbler Acrocephalus schoenobaenus ) avoid recently harvested areas. However, even the less demanding species, such as Reed warbler A. scirpaceus or Reed bunting Emberiza schoeniclus , colonise reedbeds in the year after harvesting only in comparatively low densities. Therefore, annually harvested reed cultivation areas as part of paludiculture will not create high-quality habitats for reed-breeding songbirds. Nevertheless, these crops offer multiple opportunities for both reed cutters and bird conservation. Reed cultivation areas could also reduce the pressure on natural reedbeds, so that species protection and nature conservation objectives can be pursued there primarily. In addition, measures can be integrated into reed cultivation areas to improve their habitat quality for reed-breeding birds. Reed cutters could be financially rewarded for their implementation, for example by means of agri-environmental schemes. In the context of large-scale rewetting measures, different types of paludiculture and the restoration of degraded (semi-)natural habitats could be combined so that typical fen biodiversity as a whole is promoted.

Veröffentlicht am
Abb. 1: Übersichtskarte der beiden untersuchten Schilfbestände. In Schilf_ERNTE waren neben den großflächig beernteten Bereichen (gelb) entlang der Weser bereichsweise maximal 30 m breite Altschilfbestände (rot) vorhanden.
Abb. 1: Übersichtskarte der beiden untersuchten Schilfbestände. In Schilf_ERNTE waren neben den großflächig beernteten Bereichen (gelb) entlang der Weser bereichsweise maximal 30 m breite Altschilfbestände (rot) vorhanden.Digitales Orthophoto des Landesamtes für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen vom 18. April 2020.
Eingereicht am 16. 08. 2022, angenommen am 25.11.2022 1 Einleitung Schilfröhrichte stellen Habitate für hochspezialisierte Arten wie Rohrschwirl (Locustella luscinioides ), Schilf- und Teichrohrsänger (Acrocephalus schoenobaenus, A. scirpaceus ) oder Bartmeise (Panurus biarmicus ) dar und sind daher Lebensräume von hohem Wert für den Arten- und Naturschutz (unter anderem Bibby & Lunn 1982, Flade 1994, Nemeth & Dvorak 2022, Or owski & Górka 2013, Poulin et al. 2002, Vadász et al. 2008). Sowohl in Deutschland als auch global wurden Feuchtgebiete – und damit auch Röhrichte – in der Vergangenheit durch Entwässerungen sowie die damit verbundene Umwandlung in land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen, durch gewässerbauliche Maßnahmen zum...
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