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Neonicotinoide

BVL erteilt Notfallzulassungen

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat in den vergangenen Wochen Notfallzulassungen für verschiedene Pflanzenschutzmittel erteilt, unter anderem für das Neonicotinoid Acetaprimid. Verschiedene Verbände kritisieren diese Entscheidung scharf.

von BUND Naturschutz in Bayern/BVL/Redaktion erschienen am 09.05.2025
Landwirtschaftliches Fahrzeug mit Feldspritze © Jonas Klein
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In mehreren Pressemitteilungen übten insbesondere der BUND Naturschutz in Bayern (BN) und der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund (DBIB) zusammen mit dem Bündnis für Neonicotinoidfreie Landwirtschaft (BNL) Kritik an der Entscheidung zur Zulassung der Neonicotinoide.

Die BN-Agrarexpertin Rita Rott erklärt. „Es ist lange bekannt: Bereits kleinste Mengen dieser Stoffgruppe töten Insekten, sind giftig für Wasserlebewesen und schädigen das Nervensystem von Tier und Mensch. Deshalb wurden sie als Alzheimer-Pestizide bekannt. Vor allem bei Ungeborenen und Kleinkindern kann die Funktion von Nervenzellen und Gedächtnis gestört werden.“ Die Verbände befürchten dabei nicht nur eine Belastung von Lebewesen, sondern auch Rückstände in Böden – mit Auswirkung auf andere Insekten und Gewässer.

Mit dem Wirkstoff Acetaprimid werden Blattläuse und die Schilf-Glasflügelzikade bekämpft. Die Zikade befällt Zuckerrüben, aber auch Kartoffeln und einige Gemüsesorten, und kann dort als Bakterienvektor fungieren. Die Mittel wurden Ende März bei Zuckerrüben erlaubt, seit Ende April können sie auch bei Kartoffeln eingesetzt werden. Der Einsatz bei weiteren Wurzelgemüsen wird laut BVL derzeit geprüft und dürfte in wenigen Wochen erfolgen.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Uni Hohenheim hat gezeigt, dass gerade der Wirkstoff Acetamiprid für bestimmte Insekten über 11.000-mal giftiger ist als vorgeschriebene Empfindlichkeitstests, zum Beispiel an Honigbienen, vermuten lassen. Weil der Stoff systemisch wirkt und sich in der ganzen Pflanze ausbreitet, wird er auch leichter verbreitet und zum Beispiel bei Regen weit in die Umwelt abgeschwemmt.

Claudia Lehner-Sepp vom BNL betont: „Eine Pestizidbehandlung und damit eine Gefährdung der Umwelt und unserer Lebensmittel wäre überhaupt nicht erforderlich, wenn eine vernünftige Fruchtfolge eingehalten würde, die den Lebenszyklus der Zikade stört. So mindert der Verzicht auf Wintergetreide nach Zuckerrüben und Kartoffeln den Befall wesentlich, wie eine Studie der Berner Fachhochschule zeigt.“

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2 Kommentare
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  • Hilde77 02.06.2025 10:30
    Mich würde interessieren, mit welchem "Notfall" die Zulassung begründet wurde und für welchen Zeitraum und welches Gebiet (Gesamt-Deutschland?) sie erlassen wurde.
  • Kingbee 12.05.2025 12:53
    Die Auswirkungen auf die Insektenpopulation werden aufgrund der extremen Trockenheit noch wesentlich schlimmer sein, da die Insekten, speziell Bienen, jedes Tröpfchen Feuchtigkeit aufnehmen und somit vergiftet werden. Es ist unverantwortlich vom BVL anstelle einer giftfreien Fruchtfolge Gifteinsatz zu genehmigen. Die anwendenden Landwirte nehmen billigend in Kauf Bestäuberinsekten zu schädigen/töten. Bei Regenfällen ist das Abwaschen der Neonicotinoide zu erwarten, was Wasserlebewesen schädigt und das Gift ins Grund- und Quellwasser befördert. Durch die systemische Wirkung der Neonikotinoide werden die ganzen Pflanzen giftig, wodurch Acetamiprid oder sein Metabolit in unsere Nahrungsmittel gelangen. Intelligente, zukunftswesiende Bewirtschaftung sieht anders aus. Die Schweizer haben es bereits vorgemacht.
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