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Landgebundene Klimaschutzziele unerreichbar

Deutschland benötigt ein Dürremanagement

Heute schon in den Dürremonitor geschaut? Der Indikator für die Bodenfeuchte des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) ist mal wieder dunkelrot: Die Folgen der trockenen Jahre 2018 bis 2023 sind nach dem eher nassen Jahr 2024 gerade erst mit ihren Eindrücken verblasst. Der Deutsche Wetterdienst mahnt: Der März war einer der trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881, die Bodenfeuchte lag in den oberen Schichten gebietsweise bis zu 20 % unter den langjährigen Minimalwerten. Auf dem Rhein können die Frachtschiffe aufgrund des niedrigen Wasserstands ein Drittel weniger als üblich laden – für diese Zeit ungewöhnlich. Der Pegel des Bodensees in Konstanz liegt knapp über seinem historischen Niedrigwert – „es riecht“ nach Moder. Die Niederschläge fehlen, damit bleibt auch das Wasser aus der Schneeschmelze in den Alpen weitgehend aus.

von Eckhard Jedicke erschienen am 30.04.2025
© privat
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Der Wald als CO2-Quelle

Fest steht: Mit fortschreitendem Klimawandel steigen nicht nur die Mitteltemperaturen. Weit relevanter sind die Extreme, wie die an Häufigkeit und Intensität zunehmenden Dürreperioden. Auf die extreme Trockenheit ist Deutschland nicht vorbereitet: Es fehlt ein Dürremanagement, sagt Andreas Marx, Leiter des Dürremonitors am UFZ. Das zeigt sich nicht zuletzt am Zustand des Waldes: Das trockenheitsbedingte massive Sterben von Fichten und Kiefern seit 2018 ist einer der Gründe, warum der Wald in Deutschland (wie in vielen anderen europäischen Ländern) von einer CO2-Senke zu einer Quelle geworden ist. Das Verfeuern von etwa der Hälfte der Holzernte, überwiegend in Großkraftwerken, trägt ebenso dazu bei. Damit sind die völkerrechtlich bindenden Vorgaben der LULUCF-Verordnung der EU unerreichbar – der Sektor Landwirtschaft, Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft sollte bis 2035 negative Emissionen erbringen und damit zur Erreichung der Klimaziele beitragen. Pustekuchen!

Ein Problem, das wir in dieser Ausgabe intensiv durchleuchten: Worin liegen die Konflikte bei der Waldnutzung zwischen Klimaschutz, Forstwirtschaft und Holzwirtschaft? Wie reagiert die Politik bisher darauf? Und wie können die Klimaschutzziele durch den Wald, auch mit Hilfe der EU-Verordnung zur Wiederherstellung der Natur, vielleicht doch erreicht werden?

WVO als Hebel für Klimaanpassung

Klimaanpassung für die Gesamtlandschaft über ein Dürremanagement hinaus – eine Herausforderung, die noch kaum angegangen wird. In einem weiteren Hauptbeitrag wird deutlich: Praxis und Stakeholder aus den Verwaltungen bestätigen unisono die Handlungsnotwendigkeit. Primär mangelt es an verfügbaren Flächen und einer attraktiven Finanzierung für Maßnahmen. Neue Problemstellungen machen auch einen kritischen Blick auf bestehende Ziele und teils neue Priorisierungen notwendig – allein schon aufgrund begrenzter finanzieller und personeller Ressourcen. Auch hier knüpft sich Hoffnung an die Wiederherstellungs-Verordnung. Die künftige Bundesregierung will sich bei dieser für Erleichterungen einsetzen, sie aber immerhin nicht annullieren, wie zuvor die Mehrheit der Agrarministerinnen und -minister der Länder gefordert hatten. Aber Erleichterung für etwas, was noch gar nicht festgelegt ist, denn den nationalen Wiederherstellungsplan gibt es ja noch gar nicht? Das klingt nach vorauseilendem Gehorsam gegenüber kurzsichtigen Lobbyinteressen.

Wie viele Dürren braucht es noch, bis sich die Erkenntnis durchsetzt, dass die EU hier nicht mehr als schon lange bestehende völkerrechtliche Bestimmungen umsetzt und konkretisiert, aber nicht grundsätzlich Neues formuliert? Und dass es hier um nicht weniger als das Überleben der Menschheit geht?

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