Simon Hettler ist Landschaftsarchitekt. Vor einigen Jahren hat er sich in die Umweltbaubegleitung eingearbeitet und entwickelt diesen Bereich im Ingenieurunternehmen CDM Smith SE aktiv weiter. Zudem ist er als Referent Teil der Fortbildung „Besondere Fachkunde Umweltbaubegleitung“ in Berlin. Uns hat er über seine Sichtweise zur Umweltbaubegleitung berichtet.
Herr Hettler, Sie sind ursprünglich Landschaftsarchitekt. Was hat Sie dazu bewogen, sich auf die Umweltbaubegleitung zu spezialisieren?Ich habe meine ersten Jahre als Landschaftsarchitekt ganz klassisch in der Freiraumplanung gearbeitet. Rückblickend würde ich sagen: Das war eine sehr gute Vorbereitung auf die Arbeit als Umweltbaubegleiter, da der Landschaftsarchitekt Verständnis von Planen und Bauen mitbringt, aber auch von der Umwelt, der belebten Umwelt im Besonderen. Das halte ich für zwei sehr geeignete Grundvoraussetzungen, um in der Umweltbaubegleitung tätig zu werden.Mich selbst hat angespornt, ein Aufgabenfeld auszuprobieren, in dem noch viel Entwicklung möglich ist. Auf die Umweltbaubegleitung trifft das zu: Die rechtlichen sowie die vorhabenbezogenen Rahmenbedingungen sind nicht pauschal auf jedes Projekt übertragbar. Deshalb ist die Umweltbaubegleitung ein Leistungsfeld, das immer eine vorhabenbezogene Definition des individuellen Leistungsumfangs erfordert.
Gibt es dann überhaupt „die“ Umweltbaubegleitung?Eckpunkte und Leistungsinhalte sind für die Umweltbaubegleitung abgesteckt. Zum einen ist der Begriff Programm: Die ‚Umwelt-Bau-Begleitung‘ beschreibt demnach die Befugnisse sowie zeitliche Einordnung und den fachlichen Schwerpunkt auf der Einhaltung umweltfachlicher Auflagen. Somit ist schon der Begriff zutreffend gewählt. Weiterhin sind die wesentlichen Fachthemen in der Umweltbaubegleitung der Bodenschutz, der Natur- und Artenschutz, der Immissionsschutz und der Gewässerschutz.Je nach Vorhaben kann auch das eine oder andere dazukommen, beispielsweise die denkmalpflegerische Begleitung oder das Thema Abfall. Verschiedene Vorhabenträger haben zudem ihre Definition der Leistungsumfänge, die projektspezifisch bewertet werden müssen.
Das ist sehr umfangreich. Kann denn ein Umweltbaubegleiter oder eine Umweltbaubegleiterin alle diese Themen abdecken?Wir verwenden den Begriff des Generalisten: Das ist eine Person, die in allen relevanten Themenbereichen über Grundwissen verfügt. Tief genug, dass sie den Überblick behält und weiß, wo anzuknüpfen ist und ab welchem Moment Experten für die tiefere Betrachtung in einem Fachbereich einzubinden sind. Ich denke nicht, dass eine Person alle Fachthemen als Experte abdecken kann, mich eingeschlossen. Umso mehr ist hier der Teamgedanke essenziell, damit man sich ergänzt und als Team die erforderlichen Vertiefungsrichtungen abdeckt.
Als Umweltbaubegleiter arbeiten Sie nicht nur in verschiedensten Themenfeldern, sondern auch mit sehr unterschiedlichen Akteuren, mit denen Sie einen Konsens finden müssen. Wie gelingt das?Sie sprechen einen Punkt an, der über das Fachliche hinausgeht: Die Fähigkeit zur erfolgreichen Interaktion, zum Mitnehmen aller Beteiligten im jeweiligen Thema ist in dieser Position sehr hilfreich. Jeder Projektbeteiligte hat seine individuellen Ziele, beispielsweise der zügige Baufortschritt oder dem gegenüberstehend der bestmögliche Naturschutz. Je eher man die Sprache der einzelnen Person spricht – die Sprache des Baudienstleisters, der Bauüberwachung des Kunden oder der Behördenvertretung – können die Projektziele gefördert werden. Das kann die umweltfachlich zulassungskonforme Baudurchführung sein, die Einhaltung von Terminen bis hin zu mehr Kostensicherheit, da Umweltbelange rechtzeitig eingeplant und beachtet werden, weil sie ins Bewusstsein der Beteiligten gelangt sind. Diesen Gedanken sollte man in die Überlegung mit einfließen lassen, wenn man sich auf den Weg macht, um Baubegleiter zu werden: Fühle ich mich wohl, mit vielen Menschen auf vielfältige Weise beziehungsweise vielschichtig zu kommunizieren?
Im Vorfeld unseres Gesprächs haben Sie hier die Metapher des Brückenbauens verwendet. Was genau verstehen Sie darunter?Ich betrachte es als Mindset. Ich habe in meinen ersten Jahren in der Umweltbaubegleitung immer wieder erlebt, zwischen den Stühlen zu sitzen beziehungsweise zwischen verschiedensten Parteien vermitteln zu müssen. Das kann einen schon resignieren lassen. Ein Kollege hat mir allerdings eines Tages gespiegelt: Die Umweltbaubegleitung kann ein hervorragender Brückenbauer zwischen den verschiedenen Akteuren sein. Diese Einstellung prägt inzwischen meine Denkweise: Ich bin motiviert, Menschen zusammenzubringen, mit dem Ziel, durch die Schaffung von gegenseitigem Verständnis die Erreichung der Projektziele zu fördern. Das erfordert natürlich Kommunikationsgeschick und Investition. Aber wenn diese Brücke gebaut ist, wenn Vertrauen hergestellt und das Bewusstsein vorhanden ist, einerseits umweltschonend – und damit zukunftsfähig – zu bauen, und andererseits die Baudurchführung bestmöglich zu fördern, erreichen wir eine ganz andere Arbeitsweise. Man arbeitet zusammen, man arbeitet gerne und man vermindert Reibungen, die durch vorausschauendes Planen und Beraten durch die Umweltbaubegleitung positiven Einfluss auf Kosten und Termine haben können.
Haben Sie Tipps, die Sie Kolleginnen und Kollegen in Ihrem Berufsfeld mit auf den Weg geben können?Es erscheint, denke ich, immer als eine Herausforderung, ein neues Themenfeld zu erschließen. Wenn ich etwas mitgeben kann, dann: ‚Sei offen für Neues‘ und ‚Arbeite im Team‘. Wenn man nicht alleine ist, lassen sich komplexe Aufgaben viel besser bewältigen. Keine Angst vor Neuem, auch wenn es einen scheinbaren Urwald an Gesetzen, Regelwerken und Verordnungen gibt.Als abschließenden Aspekt: Wenn ein Projekt am Anfang steht oder du in deine neue Aufgabe einsteigst: ‚Am Anfang wird die Musik gemacht.‘ Nach hinten raus wird dann alles einfacher.Herr Hettler, vielen Dank für Ihre Sichtweise auf Ihren Beruf!
ist Landschaftsarchitekt im Ingenieurunternehmen CDM Smith SE. Außerdem ist er als Referent Teil der Fortbildung „Besondere Fachkunde Umweltbaubegleitung“ in Berlin.
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