Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Steppen-Relikt

Pflanzengesellschaft des Jahres 2026 ist die Federgras-Steppe

Die Pflanzengesellschaft des Jahres 2026 ist die Federgras-Steppe. Sie ist in Deutschland auf Trocken- und Wärmegebiete beschränkt, wo sie auf nährstoffarmen Böden in südlicher Lage wächst. Mit der Wahl fordert die Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft besseren Schutz dieser gefährdeten Pflanzengesellschaft als ein Relikt jener Steppen, die während der Eiszeiten in Deutschland verbreitet waren.

von Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft/Redaktion erschienen am 01.12.2025
Federgras-Steppe mit Echtem Federgras ( Stipa pennata ) bei Mainz © T. Becker
Artikel teilen:

Es handelt sich dabei um Reste derjenigen Steppen, die während der Eiszeit bis vor zirka 10.000 Jahren in Mitteleuropa großflächig wuchsen. Als es danach wieder wärmer wurde, breiteten sich Wälder aus und die Steppenlandschaften verschwanden. Nur an besonders trockenen Standorten in Gebieten mit geringem Niederschlag konnten sie sich mit Unterstützung der damals noch vorkommenden Wildpferde, Wisente oder Auerochsen kleinflächig halten. Ab dem Neolithikum, als der Mensch sesshaft wurde, wurden die Steppenrelikte dann durch die Weidetiere erhalten oder kleinräumig gar gefördert. Mit der Einführung der industriellen Landwirtschaft ging die Federgras-Steppe stark zurück. Heute sind die Bestände in Deutschland stark bedroht.

Typische Pflanzenarten der Federgras-Steppe sind das Haar-Pfriemengras, das Echte Federgras oder der Walliser Schwingel. Viele dieser Arten haben ihren Verbreitungsschwerpunkt in den Steppen Osteuropas. Einige Arten, wie der Stängellose Tragant, sind auf die mitteleuropäischen Federgras-Steppen beschränkt. Sie zählen zu den „Verantwortungsarten“, für deren Erhalt Deutschland eine besondere Verantwortung trägt.

Federgras-Steppe mit Haar-Pfriemengras (
<i>Stipa capillat</i>
a) an den Oderhängen in Brandenburg
Federgras-Steppe mit Haar-Pfriemengras ( Stipa capillat a) an den Oderhängen in Brandenburg © Thomas Fartmann

Die Federgras-Steppe ist mit einem besonders hohen Anteil an seltenen und gefährdeten Arten ein Hotspot der Biodiversität. Von ihren 58 Kennarten in Deutschland sind 89 % selten bis extrem selten, und 81 % gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Auch für Moose, Flechten und Pilze sowie Tiere ist die Federgras-Steppe ein wichtiger Lebensraum.

Obwohl viele Bestände der Federgras-Steppe sich heute in Schutzgebieten befinden, gehen die Bestände rapide weiter zurück oder ihr Zustand verschlechtert sich. Gründe dafür sind atmosphärische Stickstoffeinträge aus Industrie und Verkehr sowie Düngereinträge aus angrenzenden Agrarflächen. Beides führt zu einer Veränderung der Vegetation. Zudem wird die Federgras-Steppe oft unzureichend und manchmal auch unsachgemäß gepflegt. Ein weiteres Problem ist ihre Fragmentierung, die zu genetischer Erosion kleiner Populationen der Zielarten führt.

Um ihre Veränderung oder ihren Verlust aufzuhalten, ist eine bessere Pflege mittels extensiver Beweidung erforderlich. Die Federgras-Steppe kann besonders auch im Klimawandel wichtig werden, indem sie Ökosystemfunktionen wie Bestäuberförderung oder auch Erosionssicherung in den Landschaften sicherstellt.

Der Vorstand der Floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft fordert, alles daran zu setzen, diese überaus wertvolle Pflanzengesellschaft als Naturerbe und Zukunftsstrategie zu erhalten. Er hat zur Unterstützung der Aktion einen Flyer erstellt. Eine ausführliche Publikation zur Federgras-Steppe wird zum Jahresende in der Fachzeitschrift Tuexenia (Band 45) erscheinen (Becker et al. 2025).

Mehr zum Thema:
0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren