
Erhebliche Defizite bei Wald- und Klimaschutzprogramm REDD+
REDD+ ist ein Programm, bei dem Länder Geld dafür bekommen, dass sie ihre Wälder erhalten und damit das Klima schützen; die Verrechnung erfolgt über CO2-Gutschriften. Ein internationales Forschungsteam analysierte 52 REDD+-Initiativen mit insgesamt 66 Projektkomponenten. Das Ergebnis: Nur eine Minderheit der Projekte konnte tatsächlich nennenswerte Erfolge bei der Eindämmung der Entwaldung vorweisen. Lediglich 19?% erreichten ihre angegebenen Emissionsziele.
von iDiv/Redaktion erschienen am 21.10.2025Die Forschenden nutzten sogenannte „synthetische Kontrollmethoden“, um die tatsächliche Entwicklung in Projektgebieten mit hypothetischen Szenarien ohne Schutzmaßnahmen zu vergleichen. Diese Gegenüberstellung basiert auf ähnlichen Regionen in 14 tropischen Ländern Lateinamerikas, Afrikas und Südostasiens, die vergleichbare Umwelt- und Sozialbedingungen aufweisen, jedoch keine REDD+-Projekte implementiert haben. So konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler abschätzen, ob REDD+-Maßnahmen tatsächlich zur Verringerung der Entwaldung beigetragen haben – und ob die ausgestellten CO2-Gutschriften auf realem Klimanutzen beruhen.
Teilweise Erfolge, aber auch massive Überbewertungen
Etwa ein Drittel der Projektkomponenten (32?%) zeigte deutlich geringere Entwaldung als erwartet – insbesondere einige Projekte in Brasilien schnitten positiv ab. Gleichzeitig verzeichneten fast 20?% der Einheiten (11 von 66) sogar mehr Waldverlust als ihre Vergleichsflächen. In rund 35?% der Initiativen lagen die angegebenen Ausgangswerte für Entwaldung deutlich über den tatsächlichen Daten. Besonders auffällig: In Kolumbien wurde das Risiko der Entwaldung teils um das Zehnfache überschätzt – ein klares Indiz für übermäßige CO2-Gutschriften.
Das Team untersuchte 48 Projekte mit öffentlich zugänglichen Daten zu ausgestellten Gutschriften. Bis Ende 2022 wurden rund 228 Millionen CO2-Gutschriften vergeben, von denen 127 Millionen bereits zur Kompensation von Emissionen genutzt wurden. Doch nur etwa 35 Millionen dieser Gutschriften basieren laut Studie auf tatsächlich vermiedener Entwaldung – das entspricht lediglich rund 13,2?% der handelbaren Gutschriften.
„Der Markt braucht Gutschriften, die halten, was sie versprechen“, betont Chase. „Wir schätzen, dass derzeit nur etwa jede achte Gutschrift echten Klimanutzen bringt. Mit besseren Ausgangsdaten, unabhängiger Bewertung und vielfältigen Projektportfolios lässt sich das Vertrauen wiederherstellen.“
REDD+ neu denken – statt abschaffen
Trotz der Kritik sieht das Forschungsteam in REDD+ weiterhin ein vielversprechendes Instrument im Kampf gegen den Klimawandel. Immerhin zeigten auch unterdurchschnittliche Projekte teilweise positive Effekte. Entscheidend sei, dass die REDD+-Maßnahmen sorgfältig umgesetzt und wissenschaftlich fundiert bewertet werden. Ziel sei es nicht, REDD+ aufzugeben, sondern es so zu verbessern, dass jede ausgestellte CO2-Gutschrift einen echten Klimabeitrag leistet.









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