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Verbrachte Magerrasen

Wildschweine sichern den Fortbestand gefährdeter Tagfalterarten

Als Ökosystemingenieure können Wildschweine (Sus scrofa) einen großen Einfluss auf Lebensräume haben. Durch ihr Wühlverhalten stören sie den Boden, wodurch Sukzessionsprozesse im Grünland zurückgesetzt werden können. Dadurch entstehen freie Flächen mit viel Offenboden und einem warmen Mikroklima, welches von vielen seltenen Insektenarten präferiert wird. Die Auswirkungen dieser Bodenstörung durch Wildschweine werden jedoch oft kontrovers diskutiert. Um die Rolle der Wühlstellen für Insekten besser zu verstehen, wurden in einer durch den Nationalpark Hainich geförderten Studie die Effekte der Bodenstörung durch Wildschweine in verbrachten Kalkmagerrasen auf zwei bundesweit gefährdete Tagfalterarten – den Goldenen Scheckenfalter (Euphydryas aurinia) und den Ehrenpreis-Scheckenfalter (Melitaea aurelia) – untersucht.

von Prof. Dr. Thomas Fartmann (Universität Osnabrück) erschienen am 21.07.2025
Der Goldene Scheckenfalter ( Euphydryas aurinia ) profitiert von Wildschwein-Wühlstellen. © Thomas Fartmann
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Dazu wurde die Anzahl und Häufigkeit von Raupengespinsten an Wildschwein-Wühlstellen und an zufällig ausgewählten Kontrollstichproben ermittelt und in Zusammenhang mit den Umweltbedingungen gebracht. Die in der Fachzeitschrift „Global Ecology and Conservation“ veröffentlichte Studie zeigt, dass beide Arten für ihre Reproduktion in den brachliegenden Magerrasen stark auf die Wühlaktivität der Wildschweine angewiesen sind.

Raupengespinste des Goldenen Scheckenfalters wurden an den Wildschwein-Wühlstellen fünfmal so häufig angetroffen wie in den angrenzenden Strukturen. Die des Ehrenpreis-Scheckenfalters wurden sogar ausschließlich an Wühlstellen gefunden. Beide Arten profitieren hierbei vom hohen Offenbodenanteil dieser Strukturen, der durch seine hohe Wärmeabsorption das für die Larvalentwicklung notwendige warme Mikroklima gewährleistet. Darüber hinaus war für die beiden spezialisierten Tagfalterarten die Verfügbarkeit und Biomasse ihrer Wirtspflanzen von entscheidender Bedeutung. Da durch die Wühlaktivitäten dominante Gräser und die dichte Streuschicht entfernt werden, profitieren auch lichtliebende Pflanzenarten wie die regionalen Haupt-Wirtspflanzenarten der beiden Falterarten (Tauben-Skabiose – Scabiosa columbaria; Mittlerer Wegerich – Plantago media) vom Einfluss des Wildschweins.

Da in den untersuchten Kalkmagerrasen derzeit kein Management praktiziert wird, kann nach den Ergebnissen der Studie davon ausgegangen werden, dass der Fortbestand der beiden Tagfalterarten gegenwärtig vor allem durch die hohen Wildschweinbestände sichergestellt wird. Darüber hinaus wird durch den Verbiss des Rotwilds (Cervus elaphus) auch einer Verbuschung der Flächen entgegengewirkt. Basierend auf diesen Erkenntnissen sollte der Einfluss wilder Huftiere auf gefährdete Arten in zukünftigen Schutzkonzepten stärkere Berücksichtigung finden.

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