Hohe Baumarten-Vielfalt mindert Hitze in Wäldern
Ein Wald mit hoher Baumartenvielfalt kann Hitzewellen im Sommer und Kältewellen im Winter besser abpuffern als ein Wald mit weniger Baumarten. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die in einem großen Freilandexperiment mit gepflanzten Bäumen in China durchgeführt und in der Zeitschrift „Ecology Letters“ veröffentlicht wurde.
von iDiv/Redaktion erschienen am 07.04.2025Seit langem ist bekannt, dass Bäume Temperaturextreme in Wäldern abpuffern, sie reduzieren Hitzewellen im Sommer und Kältewellen im Winter. Nicht klar war bislang, welche Rolle die Anzahl der Baumarten dabei spielt: Können mehr Baumarten Hitze- und Kältewellen besser abpuffern? „Frühere Forschungen haben gezeigt, dass die gepufferten Temperaturen unterhalb der Baumkronen wichtig sind für die Artenvielfalt in Wäldern, da sie die durch den Klimawandel bedingte Verschiebung hin zu Arten, die warme Temperaturen bevorzugen, verlangsamen“, sagt Co-Erstautor Dr. Florian Schnabel von der Universität Freiburg, der die Forschungsarbeit während seiner Tätigkeit bei iDiv und der Universität Leipzig leitete und anschließend in Freiburg fortführte. „Gleichzeitig ist die Auswirkung der Baumartenvielfalt, eine zentrale Facette der Waldbiodiversität, auf die Temperaturpufferung im Wald noch weitgehend unerforscht.“
Um diese Frage zu beantworten, nutzten die Forschenden den weltweit größten gepflanzten Freiland-Versuch zur Vielfalt von Bäumen im subtropischen China. Im sogenannten BEF-China-Experiment wurden mehrere hunderttausend Bäume in Parzellen gepflanzt, die jeweils aus 1, 2, 4, 8, 16 oder 24 verschiedenen Baumarten bestehen.
Die Ergebnisse zeigten, dass baumartenreiche Wälder die Temperaturen unter dem Kronendach während Hitzewellen stärker absenken als Wälder mit weniger Baumarten. Am stärksten war der Effekt während der Mittagshitze im Sommer. Auf Versuchsflächen mit 24 Baumarten war die Abkühlung um bis zu 4,4?°C stärker als auf Flächen mit nur einer Baumart. Gleichzeitig erhöhten artenreiche Wälder die Temperaturen während kalter Winternächte stärker als artenarme. Beim monatlichen Temperaturdurchschnitt fanden die Forscher jedoch keinen Unterschied zwischen unterschiedlich diversen Wäldern.
Baumkronendichte und strukturelle Vielfalt Diversitätseffekt
Die Forschenden fanden auch eine mögliche Erklärung, wie sich die Artenvielfalt auf die Temperaturpufferung auswirkt. Versuchsflächen mit vielen Baumarten hatten sowohl eine höhere Baumkronendichte (mehr Blattfläche pro Bodenfläche) als auch eine höhere strukturelle Vielfalt (zum Beispiel eine größere Vielfalt kleinerer und größerer Bäume). Diese Faktoren verbesserten die Temperaturpufferung, eventuell aufgrund einer geringeren Durchmischung der Luftmassen.
„Temperaturpuffereffekte sind gut für Menschen, die während einer Hitzewelle Abkühlung suchen, aber sie wirken sich auch auf das Ökosystem selbst aus“, sagt der Co-Erstautor Dr. Rémy Beugnon von iDiv, der Universität Leipzig und dem Centre d’Ecologie Fonctionnelle et Evolutive. „Ein gepuffertes Klima schafft günstigere Bedingungen für Ökosysteme und schützt die von ihnen erbrachten Leistungen. In einem gepufferten Mikroklima können Wälder besser wachsen und sich besser regenerieren. Auch die Böden funktionieren besser, fördern eine höhere Artenvielfalt, verbessern die Nährstoffkreisläufe und erhöhen die Kohlenstoffspeicherung.“
Die neue Studie liefert ein weiteres Argument, warum mehr Artenvielfalt bei Bäumen gut für Mensch und Natur sein kann. „Obwohl typische Baummonokulturen, wie sie weltweit gepflanzt werden, wichtig für die Holzproduktion sind, weisen sie nicht nur eine geringere Artenvielfalt auf als natürliche oder vielfältige gepflanzte Wälder, sondern erbringen auch weniger andere Leistungen als die Holzproduktion“, sagt der Senior-Autor der Studie Prof. Helge Bruelheide von iDiv und der MLU. „Unsere Studie hat klar gezeigt, dass diese temperaturpuffernde Wirkung baumartenreicher Wälder das Potenzial hat, die negativen Auswirkungen der globalen Erwärmung und der Klimaextreme auf das gesamte Waldökosystem abzuschwächen.“
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