Auenrenaturierung, Beweidung und Klimawandel
Langjährige Entwicklung der Libellenfauna in der renaturierten Lippeaue der Klostermersch (Kreis Soest, Nordrhein-Westfalen)
Als eines der bundesweit ersten Projekte der Auenrenaturierung an größeren Flüssen wurde 1996 und 1997 in der Klostermersch bei Lippstadt-Benninghausen die Lippe renaturiert. Seit 1991 beweiden Taurusrinder und Konikpferde die Aue ganzjährig in geringer Dichte. In dieser Überblicksarbeit werden die Auswirkungen dieser Maßnahmen und des Klimawandels auf die Libellenfauna der Klostermersch für den Zeitraum 1991 bis 2023 zusammengefasst. Die Renaturierung erfolgte auf 2 km Lauflänge und vergrößerte die Wasserflächen der zuvor eingeengten Fließgewässer von 7 ha auf fast 11 ha. Die Zahl der Stillgewässer nahm von 15 auf 62 zu. In den 18 Jahren, in denen Erfassungen erfolgten, konnten insgesamt 41 Libellenarten nachgewiesen werden. Dabei haben die Artenzahl sowie die Zahl der Arten der Roten Listen jeweils signifikant zugenommen. Bei den Häufigkeitssummen waren für alle betrachteten Gruppen ebenfalls Zunahmen erkennbar. Unter den zunehmenden Arten waren entsprechend dem bundesweiten Trend viele wärmeliebende sowie Arten der Fließgewässer. Hierzu gehörte die zuvor als landesweit ausgestorben geführte und als FFH-Art gelistete Grüne Flussjungfer (Ophiogomphus cecilia). Vier Arten traten in der Klostermersch mit zunehmender Stetigkeit beziehungsweise Häufigkeit auf, während sie deutschlandweit abnahmen. Dabei handelte es sich in allen Fällen um Arten temporärer Stillgewässer der Aue. Ein negativer Einfluss der Beweidung der Gewässer auf die Libellenfauna war nicht erkennbar, vielmehr wurde die Sukzession verzögert. Damit ist die vorliegende Studie ein Beispiel für die erfolgreiche Förderung einer wichtigen Indikatorgruppe unter den Insekten durch eine umfassende Auenrenaturierung.
Eingereicht am 21.01.2024, angenommen am 28.05.2024..
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Ralf Joest und Margret Bunzel-Drüke 10.1399/NuL.43118 Einleitung Die Renaturierung der Fließgewässer und ihrer Auen ist ein Ziel des Gewässerauenprogramms des Landes Nordrhein-Westfalen ebenso wie der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union. Im Kreis Soest engagieren sich die Bezirksregierung Arnsberg (ehemals Staatliches Umweltamt Lippstadt), der Kreis Soest, die NRW-Stiftung und die Biologische Station der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz Soest schon seit Anfang der 1990er-Jahre für die Renaturierung der Lippeaue. Als eines der bundesweit ersten Projekte der Auenrenaturierung an größeren Flüssen wurde 1996 und 1997 in der Klostermersch die Lippe auf 2 km Länge umfassend renaturiert (Bezirksregierung Arnsberg 2010,...