Natürlicher Klimaschutz: Zusammendenken, was zusammengehört
Natur stärken – Klima schützen. Unter diesem Claim wirbt das Bundesumweltministerium für die Verknüpfung von Natur- und Klimaschutz:Unsere Natur arbeitet nonstop für uns. Wir arbeiten für sie. In drei 20-Sekunden-Spots möchte der Bund für Klimaschutz, CO2-Speicherung und Artenschutz in Wald, Moor und Flussaue begeistern.
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Worum es eigentlich geht: Vier Milliarden Euro versprach die Regierung in ihrem Koalitionsvertrag, in ein neues Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) bis 2026 zu investieren. Ein wichtiges Signal, zusammenzudenken, was zusammengehört: Naturschutz kann und muss wesentliche Beiträge zu Klimaschutz und Klimaanpassung leisten. Viel zu lange schon verkämpfen sich Protagonisten in der Auseinandersetzung um einzelne Wind- und Solarparks – nicht das Ob, sondern das Wie gilt es zu diskutieren, auch wenn die politische Umsetzung den Artenschutz unnötig stark deklassiert hat.
Klimaschutz durch Naturschutz
Worum es hier aber geht, hat ein riesengroßes Potenzial, Mehrgewinne zu erzielen: Ökosysteme so zu renaturieren und zu nutzen, dass sie mehr Klimagase binden und die Qualität vor allem auch unseres Lebensraumes – den des Menschen – im Klimawandel erhalten. Nicht allein die Schafstelze (Titelfoto und erster Hauptbeitrag) gewinnt. Zehn Handlungsfelder und 64 Maßnahmen sind definiert. Gerade hat das Kompetenzzentrum Natürlicher Klimaschutz (KNK) in Berlin die Türen geöffnet. Angebunden an die ZUG (Zukunft – Umwelt – Gesellschaft gGmbH) soll sie zur Anlaufstelle für die Umsetzung des Aktionsprogramms werden. Allein: Fast zwei Jahre lang ist die Tinte unter dem Koalitionsvertrag schon trocken. Nur vier Jahre bleiben noch, um die vier Milliarden Euro in den natürlichen Klimaschutz zu investieren. Wann geht es endlich los? Der erste Förderaufruf für ländliche Kommunen läuft immerhin.
Bodengesundheit als neues Ziel
Viel stärker als bisher müssen die Böden in den Fokus genommen werden. Gut, dass die Europäische Kommission ein Bodengesundheitsgesetz plant: Nachhaltige Bodenbewirtschaftung soll zur Norm werden, Humusgehalt und Bodenbiodiversität sollen gesteigert, geschädigte Böden wiederherstellt werden. Perspektivisch könnten Böden endlich einen ähnlichen politischen Stellenwert erlangen, wie Wasser, Luft und Biodiversität ihn haben – bei allen gravierenden Defiziten. Auch hier heißt es, integrativ zu denken und handeln. So auch bei der heftig diskutierten Pestizidreduktion: Definitiv haben wir dort ein Problem, allen Zulassungsprüfungen und Auflagen zum Trotz: In 80 % der Bäche in der Agrarlandschaft Deutschlands überschreiten die Pestizide die für Tiere und Pflanzen festgelegten Grenzwerte, stellte das Umweltbundesamt fest.
Die Bevölkerung will mehr
Höchste Zeit, gemeinwohlorientierte Politik zu betreiben und nicht dem Ruf der lautesten Lobbyisten zu verfallen. Die Mehrheit der Bevölkerung wünscht mehr Engagement, macht die aktuelle Umweltbewusstseinsstudie des Bundes deutlich: 91 % der Bevölkerung sieht die Verhinderung des Aussterbens von Pflanzen- und Tierarten als sehr wichtig oder wichtig an; 89 % die Reduktion von künstlichen Düngern und Pestiziden in der Landwirtschaft; 84 % die Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C; 82 % den Schutz von Wäldern, Mooren und anderen Ökosystemen. Also: mehr Ambition im Machen bitte, aber im lösungsorientierten Diskurs mit den Landnutzenden. Denn die Gesellschaft ist bereit:Natur stärken – Klima schützen.
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