Die hören mir ja gar nicht zu!

An diesem Tag – einen Monat vor Baubeginn – sind wir zu viert vor Ort: der Vorarbeiter (Herr Mach-ma-scho), der technische Bauüberwacher (Herr Platzhirsch), mein Kollege und ich.

Das Gespräch beginnt mit dem typischen Eingangs-Geplänkel.

Herr Platzhirsch (vertraut zu mir):„Ach schau an, die Frau Umwelttrulla, wir kennen uns ja schon von der Baustelle XY, na, dann bekommen wir diese Baustelle ja auch gut hin.“ Er zwinkert mir zu.

Ich erwidere:„Genau! Und diesmal machen wir es gleich so wie ich es sage, wenn es um naturschutzfachliche Themen geht. Dann brauchen wir auch nicht so viele Vororttermine mit der Behörde wie bei der Baustelle XY.“ Ich zwinkere zurück. Stille. Starren. Er grinst, ich grinse.

Mein Kollege zieht mich zur Seite, sichtlich verunsichert:„Was war das?“

Ich:„Grenzen abstecken, alles im grünen Bereich.“

Es geht weiter, man besieht sich die Baustelle, sieht gemeinsam in die Planungsunterlagen, grübelt, überlegt die Vorgehensweise. Es geht – wie bei den meisten meiner Aufträge – um Vegetationsbestände und Reptilien, die während des Bauablaufs zu schützen sind.

Schließlich meldet sich mein Kollege zu Wort und beginnt einen Vortrag über das ausschweifende Liebesleben der Zauneidechse und die daraus resultierende faunaschonende Vorgehensweise beim Umgang mit den Individuen auf dieser Baustelle. Vielleicht etwas langatmig, aber durchaus interessant. Für Biologen. Nicht für Bauleute. Die beiden fangen wie Schulbuben an zu schwätzen.

Mein Kollege, irritiert:„Die hören mir ja gar nicht zu!“

Ich:„Das ganze wissenschaftliche Zeug interessiert die auch nicht. Die brauchen Ansagen und keinen Biologieunterricht! Und du bist viel zu leise. Die arbeiten ständig mit lauten Maschinen, du kannst froh sein, dass die Hälfte nicht schon halb taub ist.“ Damit hole ich tief Luft und wende mich lautstark an die beiden Herren:„EY! ZUHÖREN! Mein Kollege erklärt Ihnen etwas und nicht mir. Ich weiß das schon!“ Stille. Alle lauschen, der Kollege miteingeschlossen. Geht doch.