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Editorial

IPBES-Bericht: Ein Weiter-so gilt jetzt nicht mehr als Option | Biodiversitätsverlust auf einer Ebene mit dem Klimawandel

Was folgt nun daraus?

Mit einem Paukenschlag auf dem internationalen Parkett schaffte es das Artensterben sogar einmal prominent in die Nachrichtensendungen: In Paris legte der Weltbiodiversitätsrat IPBES seinen Globalen Zustandsbericht vor – erstmals eine allumfassende, nicht thematisch oder regional fokussierte Arbeit. Die Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, kurz IPBES, ist eine Organisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Bonn. 145 führende Fachleute (Lead Authors) aus mehr als 50 Ländern haben drei Jahre lang an dem Bericht gearbeitet, unterstützt durch mehr als 330 Contributing Authors. Geleitet wurde die Arbeit von Prof. Josef Settele (Deutschland), Prof. Sandra Díaz (Argentinien) und Prof. Eduardo S. Brondízio (Brasilien). Unter den Autorinnen und Autoren sind rund 60 Prozent Natur- und etwa 40 Prozent Sozialwissenschaftler. Aus mehreren Hunderttausend wissenschaftlichen und politischen Publikationen wurden 15.000 der relevantesten systematisch ausgewählt, bewertet und in Zusammenhang gebracht.

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nul@jedicke.de Twitter: @EckhardJedicke www.nul-online.de
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Eine Million Arten vom Aussterben bedroht

Fazit der Wissenschaftler: Die bisher ergriffenen Maßnahmen gegen den Biodiversitätsverlust reichen nicht aus. Denn eine Million Arten, rund ein Achtel der geschätzten Gesamtzahl, sind vom Aussterben bedroht. Josef Settele resümiert: „Dieser Verlust ist eine direkte Folge menschlichen Handelns und stellt eine unmittelbare Bedrohung für das Wohlergehen in allen Weltregionen dar.“ Benannt werden erstmals auch die Ursachen: intensive Landnutzung an erster Stelle, gefolgt von direkter Entnahme von Organismen, Klimawandel, Umweltverschmutzung und gebietsfremden Arten. Dahinter stehen als indirekte Ursachen vor allem das globale Bevölkerungswachstum und der steigende Ressourcenverbrauch pro Kopf.

„Ein Weiter-wie-bisher ist keine Option“, heißt es als Fazit künftiger Entwicklungsszenarien, für die auch Ökosystemleistungen bewertet wurden. Die künftige Nutzung der Ökosysteme zur Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung sei nur mit starken Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft und Politik möglich, heißt es. Nun kommt es auf die nächsten Monate an, ob dafür – lange überfällig – endlich die Weichen neu gestellt werden können: Der Zustandsbericht bildet die Basis für den 5. Global Biodiversity Outlook des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD), der im kommenden Jahr erscheinen wird. Ebenfalls 2020 wird die internationale Staatengemeinschaft die Zielerreichung des Strategischen Plans der CBD für den Erhalt der Biodiversität in der Dekade 2011 bis 2020 bewerten und den Nachfolger ab 2021 entwickeln. Und er wird helfen, die Umsetzung der 17 SDGs, der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, zu bewerten.

Vom Analysieren zum Handeln

Die großen politischen Aufgaben sind die eine Seite der Medaille, die Umsetzung in konkretes Handeln vor Ort ist die andere. Die drei Hauptbeiträge dieses Heftes brechen das große Thema Biodiversitätsverlust auf die Projektebene herunter: die rechtlich „saubere“ Entkusselung zur Regeneration von Mooren; die Akzeptanz für den Wolf; die Akteurssicht auf die Wiedereinführung der Waldweide als kulturhistorisch tradierte Nutzung in den Alpen. Damit sind drei Disziplinen „an Bord“, die für die Umsetzung der Erkenntnisse des Weltbiodiversitätsberichts essenziell sind:Juristen für rechtskonforme Folgerungen,Sozialwissenschaftler undKommunikatoren für die zielgruppenadäquate Ansprache und Einbindung anderer Akteure. Neben der validen Fachinformation sind diese Kompetenzen unverzichtbar. Und immerhin: Der Biodiversitätsverlust steht nun – zu Recht – auf Augenhöhe mit der Problematik des Klimawandels. Machen wir etwas daraus!

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