Integrierte Ländliche Entwicklung: ein Umsetzungsinstrument für den Landschaftsplan?
Der beste Plan nützt nichts ohne Vollzug
Landschaftsplanung ist die Fachplanung des Naturschutzes. Alle Studierenden des Faches bekommen diesen Leitsatz, angelehnt an das Naturschutzgesetz, eingepflanzt. So weit die Theorie – die Praxis lautet eher: Die Landschaftsplanung ist tot. Zumindest gilt das für die vierstufige Landschaftsplanung mit Landschaftsprogramm auf der Ebene des Landes, Landschaftsrahmenplan auf der des Regierungsbezirks, Landschaftsplan auf der der Kommune und Grünordnungsplan auf der des Bebauungsplans. Die Gründe sind vielfältig – sie zu erörtern, würden den Rahmen an dieser Stelle sprengen.
- Veröffentlicht am

Längst haben sich die einschlägigen Büros auf die Bearbeitung anderer Naturschutz- und Umweltplanungen umorientiert: Eingriffsregelung, Umweltverträglichkeitsstudie, FFH-Verträglichkeitsprüfung, spezielle artenschutzrechtliche Prüfung, Managementpläne für Natura 2000, immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren, Landschaftspflegerische Begleitpläne und andere mehr. Vor allem in den Arbeitsfeldern der Prüfinstrumente für die Zulassung von Projekten gibt es heute mehr als genug zu tun – für die Profession ist also, rein auftragsmäßig gesehen, alles in Butter. Aber für Natur und Landschaft? Können diese jüngeren Planungsverfahren der letzten Jahrzehnte das Fehlen der formellen Landschaftsplanung kompensieren?
Den Job der Landschaftsplanung macht niemand
Eine rhethorische Frage – die Antwort ist ein klares Nein, sie können diese Lücke nicht schließen. Mag sein, dass Rotmilan, Zauneidechse und Bach-Auenwälder aufgrund des geltenden EU-Rechts gut geschützt sind und bei geplanten Eingriffen fundiert bearbeitet werden. Aber selbst das trifft weitgehend nur auf dem Papier zu, in der Realität klafft auch hier eine vielfach riesengroße Lücke zwischen Theorie und Praxis. Mehr noch, und darauf soll hier der Fokus liegen: Während Natur und Landschaft immer schneller, großflächiger und tiefgreifender verändert werden, engt sich der Fokus aufgrund der gewachsenen Differenzierung der Umweltgesetzgebung, primär durch die EU vorgegeben, stärker auf Einzelaspekte ein. Der Blick auf das Ganze aber – die Landschaft mit ihren Schutzgütern –, das war bislang der Landschaftsplanung vorbehalten. Und deren Job macht derzeit niemand. Naturschutz versucht, mit hohem Personaleinsatz an kleinen Puzzlesteinen zur schützen und reparieren. Das ist zu wenig!
Auch in Zeiten einer funltionierenden Landschaftsplanung blieb ein großes Defizitit: das der Umsetzung. Im besten Fall wurde der kommunale Landschaftsplan als Steinbruch für die Abarbeitung der verschiedenen Prüfinstrumente und die Planung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen genutzt. Eine konstruktiveaktive Entwicklung der Kulturlandschaft und einzelner Schutzgüter durch Projekte hat leider Seltenheitswert.
Zumindest für ländliche Räume präsentiert Christiane Groß in diesem Heft ein zwar nicht neues, aber noch weitgehend unbeachtetes Instrument hierfür:Integrierte Ländliche Entwicklung , kurz ILE, kann helfen, Projektideen kooperativ zu planen, Fördermittel zu akquirieren und Vorhaben umzusetzen. Ist das einer der Schlüssel, die uns bisher gefehlt haben, um die Landschaftsplanung in die Umsetzung zu bringen? Der Beitrag zeigt auf, dass dies für einzelne Themenfelder durchaus ein hoffnungsvoller Ansatz sein kann. Gleiches könnte fürIntegrierte städtebauliche Entwicklungskonzepte gelten. Aber das Fehlen einer fundierten Landschaftsplanung können Beide nicht kompensieren – auf die sinnvolle Flankierung der formellen durch die informelle Planung kommt es an, verknüpft mit der zur Umsetzung erforderlichen Akquise finanzieller Mittel. Das wäre eine ideale Kombination.
Verzicht auf Landschaftsplanung wird teuer
Fehlende oder mangelhafte Bearbeitung der landschaftsplanerischen Aufgaben kommt der Gesellschaft teuer zu stehen. Die Anwendung des Konzept der Ökosystemleistungen kann helfen, das zu verdeutlichen. Auch in dieser Ausgabe findet sich wieder eine Arbeit zu dieser Thematik: Eva Verena Müller wendet es für renaturierte Hangmoore im Hunsrück an und hat u.a. die Akzeptanz und Zahlungsbereitschaft für Maßnahmen in der Bevölkerung einbezogen.
Klaus Jödicke, Hilger Lemke und Moritz Mercker untersuchen die Wirksamkeit von Erdseilmarkierungen am Höchstspannungsnetz zum Schutz vor dem Vogeltod. Sie zeigen, dass die artspezifischen Kollisionsraten deutlich gesenkt werden können. Dieser spezifische Artenschutz ist und bleibt ein wichtiger Teil der Landschaftsplanung.
Barrierefreiheit Menü
Hier können Sie Ihre Einstellungen anpassen:
Schriftgröße
Kontrast
100 Euro Rabatt auf Ihr Stellenangebot
Als Abonnent:in von Naturschutz und Landschaftsplanung erhalten Sie pro Kalenderjahr 100 Euro Rabatt auf Ihr Stellenangebot im Grünen Stellenmarkt.
mehr erfahrenNoch kein Abo? Jetzt abonnieren und Rabatt für 2025 sichern.
zum Naturschutz und Landschaftsplanung-Abo
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.